Der Egomane ist der typische Gegenspieler Gottes. Sein Prinzip heißt: „Ich bin, ich will; alles nur für mich!“ Daraus entwickelten und entwickeln sich die unzähligen Varianten in den Ausdrucksformen des „Trenne, binde und herrsche“, des satanischen Prinzips des Gegenpols. Jeder ist gegen jeden, und sei es in Gedanken.
Was bedeutet „jeder gegen jeden“?
Ist ein Mensch sehr ichbezogen, hat er nur sein eigenes Wohl im Auge, so ist er nicht für den Nächsten. Das Für-den-Nächsten ist Ausdruck der Einheit. Einheit ist Verbindung, Gemeinsamkeit, ist Gleichheit und Freiheit, das Wohlergehen aller in der großen Familie Gottes.
Ist einer also nicht für seinen Mitmenschen, so ist er gegen ihn. Dabei muss sich das nicht unbedingt so ausgeprägt und krass äußern wie im Falle von Bosheit, Hass oder Feindschaft. Was für uns Menschen unsichtbar bleibt, fällt in der Summe letztlich viel mehr ins Gewicht: der tägliche gedankliche Kleinkrieg gegen den Nächsten, der sich z.B. hinter einer scheinheiligen Fassade des Wohlverhaltens verbirgt, hinter Höflichkeit und Freundlichkeit, hinter Leutseligkeit und süßen Worten. Man hegt Gefühle des Neides, der Abwertung, der Erwartung, des Anspruchs an den anderen, der Rivalität und anderes mehr, die nicht offen zutage treten und gerade deshalb die Atmosphäre vergiften. Diese aggressiven Negativenergien lösen im Mitmenschen einiges aus und belasten vor allem die eigene Seele.
Es kann sein, dass wir im Äußeren eventuell erklärtermaßen für einen speziellen Nächsten sind, uns mit ihm unter Umständen demonstrativ zusammentun, doch im Grunde nur, um ihn in listiger Berechnung insgeheim für uns zu verwenden, für unser Wohlergehen, unseren Nutzen und Profit. Das ist aber nicht für, sondern gegen!
Alle diese verhohlenen Abträglichkeiten wirken sich um so gravierender aus, als ihre zahllosen Urheber sich der explosiven Inhalte ihrer eigenen Gefühls- und Gedankenwelt allzu meist nicht bewusst sind, diese ihre Hintergedanken für „ganz normal“ halten und ihnen keine Beachtung schenken. Ihr Gewissen spricht auf diese ihre Untergrundaktivitäten meist nicht mehr an.
Auch Gleichgültigkeit ist gegen das Prinzip der Einheit gerichtet: Das Wohl des anderen liegt mir nicht am Herzen, ich lasse ihn gar links liegen. Da ich nur mich selbst, nur meine Belange achte, nur diese mir wichtig sind, missachte ich den Nächsten, wobei der Begriff des „Nächsten“ auch unsere Übernächsten, die Tiere, letztlich alle Lebensformen und die Mutter Erde mit einschließt. Wie es dem Nächsten geht, ist mir dann gleichgültig; ich setze mich nicht für ihn ein, denn er ist mir nicht nahe.
Daher kann allgemein gesagt werden: „Jeder ist gegen jeden.“ Warum? Weil jeder nur für sich ist: Ich teile nicht mit dem Nächsten, sondern bejahe die Ungleichheit. So stelle ich mich über ihn. – Die darin zum Ausdruck kommende geistige Verarmung führte zur Verrohung der Menschheit. Sie führt zum geistigen Tod.
Dass der Egomane mit der Zeit den Kürzeren zieht, merkt er meist nicht, weil für ihn immer der andere der Schuldige ist. Außerdem schlägt das Kausalgesetz, das Gesetz von Ursache und Wirkung – „Was der Mensch sät, wird er ernten“ –, nicht brutal von heute auf morgen zurück. Nach ehernen kosmischen Gesetzen kommt jede ungesühnte Ursache zur Wirkung, allerdings nicht am anderen, sondern am Absender selbst. Er ist gleichzeitig der Empfänger, denn was er sät, wird auch er ernten, und nicht der andere.
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