Aus dem Leben listiger Großmütter. Ludwig Bröcker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ludwig Bröcker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783962298166
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er: „Kein Spitzeninstrument, aber besser als nichts.“

      7.

      Naturgemäß wachte der Gefangene – er hieß übrigens Mario, aber das verriet er nicht- sehr früh auf. Trotz des leise surrenden Ventilators war die Luft im Kellergefängnis nicht die frischeste, und der Mangel an Tageslicht machte ihm zu schaffen. Er hatte alle möglichen Pläne erwogen, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien, aber alle würden so enden, dass er entweder von der Polizei abgeholt würde, oder dass die Alte zu Schaden käme, und er selbst in diesem verdammten Verlies verhungern müsste. Da war es schon besser, geduldig auszuharren und auf die Gnade der Verrückten zu hoffen. Manchmal ertappte er sich sogar dabei, dass er Verständnis für seine Wächterin aufbrachte, oder noch peinlicher, dass er ihrem aufmunternden Morgengruß und dem Geruch von frischem Kaffee entgegenfieberte. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit gab es einen Menschen, der sich um ihn kümmerte, für Verpflegung und frische Wäsche sorgte, und alles das ohne übertriebene Strenge, ohne Geschimpfe, ohne Ermahnungen und ohne irgendetwas aufzurechnen. Und dabei gab es doch so einiges in seinem Leben, was bestimmt nicht den Beifall der Alten finden würde.

      Lisbeth erwachte etwas später. Ihr fremder Gast hatte nun schon die dritte Nacht in seinem Gefängnis zugebracht, hoffentlich unbeschadet und sicher verwahrt. Als sie in den unteren Flur kam hörte sie ihn schon spielen. Sie öffnete leise die Tür zur Kellertreppe und lauschte, verwundert über den Reiz der wehmütigen Melodien, die er der Mundharmonika entlocken konnte. Sie frühstückte gemütlich, wenn auch nicht ganz so entspannt wie früher, und bereitete das Frühstück für ihren Gast vor, wobei sich schon eine gewisse Routine entwickelte, die aber nach und nach noch perfektioniert wurde. Inzwischen gab es außer den gewünschten Wurstbroten und dem Kaffee noch einen geschälten Apfel, eine Vitamin D- Tablette und danach die NOZ (neue Osnabrücker Zeitung) vom Vortag sowie eine Zigarette im Eintausch gegen den entstandenen Restmüll. Gegen die Tablette hegte der Gast allerdings erhebliches Misstrauen, und erst als Lisbeth ihm klar gemacht hatte, dass sie zur Erhaltung seiner Gesundheit unbedingt erforderlich sei, und dass im Falle seiner Erkrankung sofort die Polizei eingeschaltet werden müsse, schluckte er sie.

      Sie erinnerte ihren Gast auch daran, den Frühsport nicht zu vergessen, Zeit genug hätte er ja, und wenn er die Zeitung durchhätte, könnte er in dem Buch weiterlesen. Nein, in dem Buch wäre zu wenig Action, meinte Mario – seinen Namen verriet er immer noch nicht - sonst wäre alles sehr anschaulich beschrieben, mit Gefühlen und Konflikten, wie in dem Leben bei seinen Leuten. Es wäre bestimmt so ein gutes Buch, und wie er sie kennengelernt habe, würde sie ihm sowieso kein anderes geben. Im Übrigen wäre er überhaupt sehr schlecht im Lesen. „Dann haben Sie ja reichlich Gelegenheit, das zu üben“, meinte Lisbeth, während sie darüber nachdachte, wen er wohl mit seinen Leuten meinte.

      Es gab ein Problem: Fast täglich schaute Uschi gegen zehn Uhr vorbei: Dann machten sie sich einen Cappuccino und klönten ein bisschen: ein morgendliches Ritual. Am Vortag hatte sich Lisbeth schon einen leichten Mantel übergeworfen und Uschi an der Tür abgefangen. „Du, ich habe einen Friseurtermin“, sagte sie, „lass uns zusammen gehen und vorher noch einkehren.“ „Ok“, sagte Uschi, „aber dein Haar sieht doch noch sehr gut aus.“

      „Nicht so gut wie deine rote Pracht.“

      „Die ist schwer in der richtigen Farbe zu halten. Das kann ich dir flüstern.

      Übrigens, hat hier einer geraucht?“ „Ach ja, der Heizungsmann war da, du weißt ja, die können es einfach nicht lassen.“

      So ließ sich Uschi noch einmal abwimmeln, aber länger ging es nicht. Als sie jetzt wieder an der Tür stand, bemerkte sie sofort, dass Lisbeths Haare unverändert waren, und es roch aus dem Haus immer noch leicht nach Zigarette. „Was ist los mit dir“, fragte Uschi, „warst du wirklich beim Friseur, und ist da immer noch der Heizungsmonteur, oder wahrst du ein großes Geheimnis: Herrenbesuch oder so?“ In dem Moment war leise Musik aus dem Keller zu hören. „So ähnlich“, murmelte Lisbeth, „komm rein, ich muss Dir etwas anvertrauen.“

      „Da bin ich aber gespannt.“

      „Versprich mir, dass Du niemandem etwas verrätst, wirklich niemandem.“

      „Tue ich nicht, ich schwöre es.“

      „Ich habe jemanden eingesperrt, im Bad, im Keller, du kennst doch unser Gefängnis.“

      „Du hast was?“

      „Genau das. So einen Enkeltrick Betrüger und angeblichen Polizisten, der mich um 30000 Euro erleichtern wollte.“

      „Ich fall vom Stuhl, Lisbeth, das musst Du mir genauer erklären.“

      Und das tat sie, in Kürze zunächst, bevor sie zusammen dem Kellergefängnis einen Besuch abstatteten.

      „Da haust er, alles in allem gut versorgt, nicht wahr Herr Fack ?“

      „Ich heiße nicht Fack.“

      „Ich weiß, aber einen richtigen Namen wollen sie mir nicht nennen. Stattdessen rufen sie immerzu Fack.“

      „Mann, Mann, Mann, jetzt sind da schon zwei alte Schachteln. Ich dreh noch durch.“

      Da sprang Uschi gleich ein:

      „Zwei junge Frauen wären Dir wohl lieber.“

      „Was will die rothaarige Alte noch, und warum sagt sie Du zu mir?“ fragte Herr Fack. Darauf Uschi: „Du willst doch einen Anwalt, da musst Du mit einer Hexe vorliebnehmen.

      Das Gericht zieht sich zunächst zurück.“

      Danach begaben sich die Freundinnen in die Küche. Lisbeths Bericht erforderte mehrere Cappuccinos, sodass Oskar, als er mittags nach Hause kam, seine Frau in sehr aufgekratzter Stimmung antraf, das Essen war allerdings alles andere als fertig.

      Am nächsten Morgen ging Uschi allein zu ihrem Mandanten. Wie es sich für einen Anwalt gehört, musste sie versuchen, ein gegenseitiges Vertrauen herzustellen, aber das erwies sich als schwierig. Sie begann mit:

      „Also, wie heißt Du? Fack ist ja wohl nicht Dein richtiger Name.“

      „Sag ich nicht, und wenn Du mich Fuck nennst, sage ich Hexe zu dir.“

      „Für dich immer noch Sie! Ich bin mit Sie anzureden. Unsere Positionen sind sehr unterschiedlich. Da musst du Dich schon drauf einlassen, wenn ich Dich hier rausboxen soll. Du denkst wohl, die Richterin ist milde, weil sie Dir sogar Bier und Zigaretten gibt und ein liebes Gesicht hat, aber ich verrate Dir: Sie ist sehr, sehr verärgert: Ihr habt sie auf fiese Weise betrügen, und dabei die Liebe zu ihrer Enkeltochter ausnutzen wollen. Ich glaube nicht, dass sie Dich so schnell frei lässt.“

      „Fuck, Mann, wir haben Scheiße gebaut.“

      „So Fack, jetzt hörst Du mal auf damit und sagst mir Deinen richtigen Namen, sonst kommen wir hier nicht weiter. Und was die Scheiße betrifft, hättet Ihr das ganz anders gesehen, wenn Euer Coup geglückt wäre.“

      „Hexe!“

      „Deinen Namen bitte, oder gib mir Deinen Ausweis, oder Dein Handy. Dann laden wir es auch auf.“

      „Leck mich.“

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