Illusion Tod. Johann Nepomuk Maier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Nepomuk Maier
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Эзотерика
Год издания: 0
isbn: 9783981740776
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       Interview mit Dr. Amit Goswami in London

       JNM: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Wieso tut sich die derzeitige Wissenschaft so schwer damit, in den Schulen die neue Physik zu lehren: Dass Materie nicht auf Materie aufgebaut ist, sondern im Grunde nur auf so etwas wie Geist, Software oder sollen wir es Bewusstsein nennen – aufgebaut ist?

      AG: Die materialistische Weltanschauung ist stark in unserem Denken verankert, denn die Materie können wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Wir nehmen die materielle Welt einfach deutlicher wahr, als das, was wir nur mental wahrnehmen. Die mentalen Erfahrungen lassen sich nicht festnageln.

       JNM: Wir können keine Dampfschiffe und Züge damit bauen.

      AG: Ganz genau. Wir können keine Dampfschiffe und Züge bauen oder mentale Technologie betreiben, obwohl es die vermutlich in der Zukunft geben wird. Wobei Bücher gewissermaßen erfinderische Technologie sind. Aber man braucht Subtilität und Intelligenz, um das zu verstehen. Die physikalische Seite verstehen wir sofort. Das ist der Vorteil. Zum anderen haben wir die letzten 400 Jahre diese Wissenschaft entwickelt, die auf Materie basiert. Die Wissenschaft wurde als Revolte entwickelt gegen die subtile Art, die Welt zu betrachten, als Revolte gegen die Religion. Man kann weder von den Religionsführern noch von den Wissenschaftlern erwarten, einfach so einen Waffenstillstand zu schließen, nur weil die Quantenphysik sie zusammenbringt. Das wird eine Weile dauern.

       JNM: Was würde sich in unserem Denken ändern, wenn wir den Materialismus überwinden könnten?

      AG: Das Wichtigste an der bewusstseinsbasierten Weltanschauung ist, dass es zu einem Verstehen führt, was das Leben ist und worum es im Leben geht. Was ist das Bewusstsein und worum geht es beim Bewusstsein, im Sinne von: Was macht uns glücklich, was gibt uns Sinn im Leben? Sobald wir von einem Denken abgerückt sind, das eine nur aufs Überleben ausgerichtete Sicht darstellt, wo Glück bedeutet gut zu essen und materiellen Wohlstand zu haben, die Fähigkeit zu schlafen und Sex zu haben, und uns hingewendet haben zu den feineren Dingen des Lebens, die Suche nach einem Sinn, einem Zweck, dann sind wir bereit.

      In der westlichen Welt scheinen manche Länder den Sprung zu schaffen, Länder wie die USA, Deutschland und England. Dort sind die Menschen bereit, sich um die höheren Bedürfnisse zu kümmern. Sie sind nicht mehr zufrieden mit diesem weltlichen Leben, bestehend aus Essen, Trinken, Heiraten, Sex haben. Deswegen sind sie bereit für den höheren Sinn des Lebens. Die Quantenphysik gibt ihnen all das. Es ist wichtig, dass sich die menschlichen Potentiale entwickeln. Ohne die Bereitschaft dazu können diese neuen Ideen sich nicht durchsetzen.

       JNM: Die Bereitschaft scheint da zu sein. Wenn das, was Sie sagen, wahr ist, wird die Physik ihre Richtung ändern müssen, mehr in Richtung Psychologie und Theologie.

      AG: Diese Trennung ist eigentlich willkürlich. In der materialistischen Weltanschauung kam es zu einer Trennung zwischen Naturwissenschaften und Biowissenschaften. Sogar in den Biowissenschaften scheint es einfacher zu sein, Amöben und höhere Tiere zu verstehen als die Menschen selbst. Auch die Humanwissenschaften werden unterteilt in Psychologie und Biologie. Die Neurowissenschaft gehört zur Biologie.

      Aber die Neurowissenschaft beschäftigt sich nicht wirklich mit den subtileren Dingen. Die Naturwissenschaften beschäftigen sich nur mit Materie - Physik mit den Atomen, Chemie mit den Molekülen. Doch ist es der Wissenschaft nie gelungen, den Unterschied zwischen lebender und nicht-lebendiger Materie zu erklären. Auch war die Wissenschaft bisher nie in der Lage, den Unterschied zwischen vernunftbegabt und nicht-vernunftbegabt zu erklären. Es wird immer deutlicher, dass sich die Kategorien, die wir innerhalb der materialistischen Weltanschauung gesetzt haben, ändern müssen.

      Im Gebiet der Chemie geht es noch, denn sie beschäftigt sich mit dem Nicht-lebendigen, Nicht-vernunftbegabten, doch in der Biologie und Psychologie müssen neue Kategorien her, und diese müssen interdisziplinär sein. Der Begriff Bewusstsein hört sich an, als gehöre er in die Psychologie, aber so ist es nicht. Bewusstsein ist die Grundlage von allem. Natürlich ist das Bewusstsein nur minimal vorhanden in der nicht-lebendigen Umwelt.

      Die Physik wird in der neuen Wissenschaft keine so große Rolle mehr spielen. Sobald die Physik die Weltsicht festgelegt hat, werden Biologie, Psychologie, die Humanwissenschaften die prominente Rolle in der neuen Wissenschaft einnehmen.

      Die Chemie trägt viel zu den mechanischen Wissenschaften bei, ebenso Ingenieurswissenschaften. Die neuen Wissenschaften werden Sozialwissenschaft sein, Aspekte der Biologie, dort wo mechanische Vorgehensweisen nicht passen, und vor allem Humanwissenschaften.

      Die Menschen wissen, dass die momentane Weltanschauung hoffnungslos und hilflos ist. Sie kann keinen Einblick geben in die höheren Sphären des menschlichen Daseins, sondern nur in die niederen Aspekte des Lebens.

       JNM: Die Menschen fühlen das. Sie finden sich nicht wieder mit ihren Gefühlen und Emotionen, wenn alles auf Hirnfunktionen reduziert wird. Es gibt eine gewisse Offenheit für diese neue Weltanschauung, von der Sie sagen, dass es eigentlich eine sehr alte ist.

      AG: Sehr alt und gleichzeitig neu.

      Die Leute müssen auch verstehen, dass es an den Wissenschaften liegt. Wissenschaftler werfen uns oft vor, dass wir uns zurück zu den alten Konzepten wenden. Aber das ist nicht der Fall. Die neuen Ideen betrachten die alten Konzepte in einem neuen Licht.

      Ich gebe Ihnen ein Beispiel. In der alten Sicht wird das Einheits-Bewusstsein, das wir alle haben, als ein natürlicher, permanenter Aspekt der Menschen angesehen. Deswegen sagen sie zum Beispiel, Liebe ist in allen Menschen, Schönheit und Güte sind in allen Menschen. Aber die neue Sicht macht deutlich: Alles ist potentiell vorhanden, es muss nur verwirklicht werden. Und es gibt Bedingungen für eine Verwirklichung. Die Quantenphysik sagt nicht, dass man automatisch in der Lage ist zu lieben, aber man ist potentiell dazu in der Lage. Sie und ich sind eins, doch sind wir in der Praxis eins? Nein. Wir haben das Potential, eins zu sein. Wir müssen das Eins-sein verwirklichen durch Beziehung oder auf anderen Wegen, aber solange wir das Eins-sein nicht verwirklicht haben, sind wir nur potentiell eins. Dieses Verständnis von Verwirklichung und Potentialität ist der Unterschied zwischen dem alten und neuen Denken.

       JNM: Also ist es nicht Gott, der einen gut erschafft, sondern es ist man selbst durch seine Taten?

      AG: Es ist beides. Gott erschafft das Potential, aber wir müssen danach handeln.

       JNM: Was halten Sie vom Leben nach dem Tod und den Nahtod-Berichten von Millionen Menschen auf der Welt?

      AG: Meine Sicht vom Leben nach dem Tod hat sich im Laufe der Jahre verändert. Als ich Mitte der 80er Jahre das Bewusstsein als Basis des Seins entdeckte, war es mir nicht wichtig, was nach dem Tod passiert. Doch mein Denken entwickelte sich weiter mit der Quantenphysik. Die Quantenphysik umschließt all unsere Erfahrungen.

      Sobald ich verstand, dass Materie auf dem Bewusstsein basiert, konnte ich mir auch vorstellen, dass es einen nicht-physischen Verstand, einen nicht-physischen Energiekörper und einen nicht-physischen Körper geben kann. Und nachdem ich das begriffen hatte, verstand ich, dass zwar der materielle Körper stirbt, aber dass es auch diese nicht-physischen Körper gibt, Energiekörper, die auch zu unserem Sein gehören und dass sie nicht zerstört werden wie der physische Körper. Diese Energiekörper beinhalten alles, was persönlich ist.

      Ein Teil unseres Ichs ist nicht-lokal, nicht an unseren Körper gebunden. Es wird nicht im Gehirn aufbewahrt. Außerhalb von Raum und Zeit.

       JNM: Das bedeutet, dass es in der Quantenphysik keinen Grund gibt, ein Leben nach dem Tod zu verleugnen, denn es kann alles erklärt werden?

      AG: Das meiste davon. Nicht alles. Wenn man zum Beispiel sagt, Details aus diesem Leben sind im nicht-lokalen Gedächtnis, ist die Antwort gewissermaßen ja, aber wie kommt man da ran? Die Antwort ist auch nein. Doch die Neigungen, die wir uns in diesem Leben aneignen – wenn wir annehmen, dass es ein Karma-Gesetz gibt – sind wie Perlen an einem Faden.