Kernbeißer und Kreuzschnäbel. Rainer Kloubert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rainer Kloubert
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783961600502
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Drosselliebhaber gab es noch eine Flöte (哨子) zum Imitieren der Laute eines Weibchens. Sie bestand aus zwei zusammengeschweißten Kupfer- oder Silberplättchen, von denen eines konvex (凹) und das andere konkav (凸) war; die Plättchen hatten auf beiden Seiten ein Loch, das auf der konvexen Seite kleiner war als auf der konkaven. Blies man durch die Löcher, ertönte der typische Ruf eines Weibchens: »di di di« (嘀嘀嘀). (Nebenbei bemerkt: Die Gaumenpfeifen meiner Kindheit beruhten auf dem gleichen Prinzip: gezackte, halbrunde und durchlöcherte Plättchen aus Karton von ca. zwei Zentimetern Durchmesser und eine darunter sitzende, ebenfalls halbrunde von einem Metallring gehaltene Membran. Sie funktionierten so wie das Pfeifen auf Grashalmen. Man legte das Blättchen mit der geraden Seite nach vorne auf die Zunge, wartete, bis die Spucke den Karton aufgeweicht hatte, hob das Blättchen dann mit der Zungenspitze an den Gaumen und ließ durch den geöffneten Mund Luft ausströmen, die man durch Lippe und Zunge so regulierte, dass ein vogelähnliches Zwitschern ertönte, mit dem wir miteinander sprachen: Verständigten sich die Chinesen untereinander nicht auch so?)

      Gestelle. Die elegantesten waren die waagerecht gehaltenen sogenannten Stöckchen (直架), die den unter dem Arm geklemmten sticks englischer Offiziere glichen. Dort, wo der Vogel sozusagen seinen Nistplatz (栖止) hatte, befand sich ein wulstiger Kranz aus Zwirn (bei besseren Stöcken Seidenzwirn), der dem Vogel einen rutschfesten Halt bot. Noble Stöcke waren aus Quittenholz (花梨 bzw. 木瓜, Pseudocydonia sinensis) – das Material der Wahl für sticks oder »Krücken« aus blut- bzw. purpurrotem indischem Sandelholz (紫檀) oder blauschwarzem Ebenholz (乌木). Solche aus dem bereits erwähntem »Sechs-Wege-Holz« (六道木, Abelia chinensis), aus Dattelholz (枣木), aus dem auch die Stiele von billigen Opiumpfeifen gefertigt wurden, oder aus »braunem« oder »bitterem Sandelholz« (黄檀 bzw. 苦檀, Dalbergia hupeana) galten als weniger elegant.

      Bei den senkrecht gehaltenen Stöcken für Spielvögel (insbesondere für Kernbeißer und Kreuzschnäbel), den sogenannten »Steckstangen« (戳干, hierzu bei Spielvögeln mehr), waren beide Enden eingefasst in Messing oder Kupfer, das obere zur Zierde, das untere zum Feststecken in Mauerlöcher – das grandios baufällige und verschlissene Peking war voll davon.

      »Krücken« (曲架) waren rechtwinklige Ständer, die aussahen wie das chinesische Zeichen 可 ohne das kleine Quadrat im Inneren: ein gerade gewachsener Stock (架干), das »Rückgrat«, und ein kürzeres, oben abschließendes Querholz (架拐). Um das »Rückgrat« besser in den Erdboden feststecken zu können, war das untere spitze Ende, »Locher«, »Punzer« oder »Stecher« (戳子) genannt, in Metall gefasst: Eisen (铁), Stahl (钢), Kupfer-Nickel (白铜) oder Messing (黄铜). Die elegantesten »Krücken«, beispielsweise solche aus der Werkstatt von »Zhao dem Halbverrückten« (半疯子赵), der die seinige außerhalb des »Westtors« (西直门) hatte, waren aus glatt poliertem oder schwarz lackiertem Dattelbaumholz (枣木): ausgesuchte Äste, die man noch am Stamm in eine rechtwinklige Form gebogen und dann hatte weiterwachsen lassen. Kunden, an denen Zhao Gefallen fand, erhielten die »Krücken« zum halben Preis, deswegen der Beiname »der Halbverrückte«.

      »Bühnen« (亮架, wörtlich: »helle (i. e. offene) Gestelle«, ein Terminus technicus aus der klassischen chinesischen Oper) hatten anders als »Krücken«, auf denen man die Vögel ausführte, als Stand- oder Hängegestelle einen festen Platz zu Hause.

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      Standgestelle bestanden in der Regel aus einem rechteckigen, ca. dreiunddreißig Zentimeter (一尺) langen und fünfzehn Zentimeter (五寸) breiten hölzernen Postament, das von einer ca. drei Zentimeter (一寸) hohen Leiste umrahmt war. Auf jeder der Breitseiten stand ein Pfosten, der mit dem auf der anderen Seite durch zwei übereinander angebrachte Querstreben verbunden war. Die obere Strebe gab dem Gestell Halt, die untere diente dem Vogel als Sitzstange und Laufsteg (鸟杠). An beiden Enden waren Fress- und Trinknäpfchen angebracht.

      »Krücken« und »Bühnen« dienten vor allem der Dressur von Spielvögeln oder dem Halten von Südvögeln (南鸟), i. e. Ziervögeln. Aber auch bei Singvögeln kam man vielfach zu Beginn ohne sie nicht aus. Besonders Rot- und Blaukehlchen (靛颏) – von Natur aus etwas trotzig und renitent veranlagt – taten sich zu Anfang schwer. Man hielt sie erst für geraume Zeit auf »Krücken«, danach ebenso lange noch auf »Bühnen«. Setzte man sie gleich in einen Käfig, flatterten sie nur wild gegen die Stäbe (撞笼), als witterten sie dahinter die Freiheit – eine Unart, die ihnen später kaum noch auszutreiben war. Erst wenn sie sich auf den Gestellen endgültig mit ihrem Schicksal abgefunden hatten, bezogen sie den Käfig, ihr eigentliches Heim, das ihnen ein wenig mehr Freiheit gab. Bei den gefügigeren Sumpfmeisen (红子) genügten schon ein paar Tage auf der »Krücke«, um sie an das Leben in Gefangenschaft zu gewöhnen. (Vögel, die nur auf Gestellen gehalten wurden, hatten übrigens eine geringere Lebenserwartung.)

      Auf Stöcken, Krücken oder Bühnen gehaltene Spielvögel trugen ein Halsband (脖索), das in einer gezwirbelten, von Kupferdrähten zusammengehaltenen Schleife endete, in die man den Haken einer am Gestell befestigten Leine einklinkte. Die Leine wurde abgehakt, wenn die Vögel Kunststückchen ausführten (kleine Bälle apportierten, »Schächtelchen öffneten« etc.) oder von Weitem »herbeigerufen« (叫远) wurden. »Tote« (死脖索), d. h. nicht abnehmbare, Halsfesseln waren für Vögel gedacht, die allenfalls auf ihren Gestellen hin und her spazieren (过架) oder »fliegendes (i. e. zugeworfenes) Futter« (飞食) aufschnappen konnten – läppische Tricks, kaum der Rede wert. Auch hierzu später mehr.

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