Der Nächte Kerzen schwelgend, nicht mehr Mann
Als diese Kön'gin, noch Cleopatra
Mehr Weib als er. Kaum sprach er die Gesandten,
Noch dacht er seiner Mitregenten. – In ihm seht
Den Mann, der alle Fehler in sich faßt,
Die jedermann verlocken.
Lepidus.
Er hat kaum
Des Bösen gnug, sein Gutes ganz zu schwärzen: –
Denn seine Fehler, wie die Sterne, glänzen
Heller in schwarzer Nacht: sind angestammt
Mehr als erworben: unwillkürlich mehr
Als freie Wahl.
Cäsar.
Ihr seid zu duldsam. Sei es auch verzeihlich,
Sich auf des Ptolemäus Lager wälzen,
Mit Kronen zahlen einen Scherz, umtrinken
Zur Wette nach der Kunst mit einem Sklaven,
Am hellen Tag die Stadt durchtaumeln, balgen
Mit schweißgen Schuften: gut, das steh ihm an
(Und dessen Anstand, traun, muß selten sein,
Den solches nicht entehrt): doch für Antonius
Gibt's kein Entschuldgen seiner Schmach, wenn wir
So schwer an seinem Leichtsinn tragen. Füllt' er
Die leeren Stunden sich mit Wollust aus,
So suchen Ekel und vertrocknet Mark
Ihn dafür heim – doch solche Zeit vergeuden,
Die ihn vom Scherz wegtrommelt – laut ihn mahnt,
Was seine, unsre Pflicht: das muß man schelten,
Wie man den Knaben schmält, der, wohlerfahren,
Einsicht der Lust des Augenblicks hinopfert,
Dem bessern Urteil trotzend.
Ein Bote tritt auf.
Lepidus.
Neue Botschaft! –
Bote.
Erfüllt ist dein Gebot; zu jeder Stunde,
Erhabner Cäsar, sollst du Nachricht hören,
Wie's auswärts steht. Pompejus herrscht zur See,
Und wie es scheint, gewann er sich die Herzen,
Die Cäsarn nur gefürchtet. Zu den Häfen
Strömen die Mißvergnügten; höchst gekränkt
Nennt ihn die Menge.
Cäsar.
Konnt ich mir's doch denken! –
Vom ersten Anbeginn lehrt die Geschichte
Daß, wer hoch steht, ersehnt ward, bis er stand!
Wer strandet – nie zuvor der Liebe wert –
Teuer erscheint, wenn man ihn mißt; der Haufe,
Gleich einer Wasserschwertel in der Strömung,
Schwimmt hin und her, der Wechselflut gehorchend,
Und fault in der Bewegung.
Bote.
Höre ferner:
Menecrates und Menas, mächtige Piraten,
Herrschen im Meer und pflügen und verwundens'
Mit Kielen aller Art: manch frecher Einbruch
Verheert Italien: alles Volk der Küste
Erblaßt vor Schreck; die kühne Jugend zürnt;
Kein Segel taucht nur auf, es wird gekapert,
Wie man's erblickt: Pompejus' Name schadet
Mehr als sein Heer im offnen Krieg.
Cäsar.
Antonius,
Laß deine üppgen Becher! Als geschlagen
Du zogst von Mutina, wo du die Konsuln
Hirtius und Pansa erst besiegt, da folgte
Der Hunger deinen Fersen: den bestandst du
(Obgleich so zart gewöhnt) mit mehr Geduld,
Als Wilde selbst vermochten; ja, du trankst
Den Harn der Rosse und die gelbe Lache,
Die Vieh zum Ekel zwänge: dein Gaum' verschmähte
Die herbste Beere nicht auf rauhster Hecke:
Ja, wie der Hirsch, wenn Schnee die Weide deckt,
Nagt'st du der Bäume Rinden: auf den Alpen
(Erzählt man) aßest du so ekles Fleisch,
Daß mancher starb, es nur zu sehn: und alles
(O Schande deinem Ruhm, daß ich's erzähle)
Trugst du so heldenmütig, daß die Wange
Nicht einmal schmäler wurde.
Lepidus.
Schad um ihn! –
Cäsar.
Die Schande treib ihn bald
Nach Rom zurück: Zeit wär es für uns beide,
Daß wir im Feld uns zeigten; demgemäß
Ruf nur den Rat zusammen, denn Pompejus
Gedeiht durch unser Säumen.
Lepidus.
Morgen, Cäsar,
Werd ich vermögend sein, dir zu berichten,
Was ich zu Meer und Land versammeln kann,
Die Stirn der Zeit zu bieten.
Cäsar.
Bis dahin
Sei dies auch meine Sorge. Lebe wohl. –
Lepidus.
Lebt wohl denn, Cäsar. Meldet man Euch mehr,
Was sich im Ausland regt, ersuch ich Euch,
Mir's mitzuteilen.
Cäsar.
Zweifelt nicht daran,
Ich kenn's als meine Pflicht. (Beide ab.)
Fünfte Szene
Alexandria. Ein Zimmer im Palast
Es treten auf Cleopatra, Charmion, Iras und Mardian
Cleopatra.
Charmion...
Charmion.
Eur Hoheit?
Cleopatra.
Ach!
Gib mir Mandragora zu trinken.
Charmion.
Wie?