Als phänomenologische Richtung folgt die EA nicht diesem Paradigma, das in der Nachfolge der Aufklärung dem Bewusstsein den Vorrang gegenüber anderen kognitiven und emotionalen Fähigkeiten zuschreibt (Hegel 1988; Becker 1986, S. 150 f.). Wichtig für die Arbeit in der EA ist, der Psychodynamik mit Offenheit zu begegnen. Jedes Übergehen (oder Verdrängen) wird der Ganzheitlichkeit des Menschen nicht gerecht und bedeutet ein Übergehen wichtiger Information. Psychodynamik, biografische Vergangenheit, archetypische Symbolik decken im Verständnis der EA Lebensrelevantes auf, selbst wenn sie sich in Form von Pathologie bemerkbar machen.
2.3 Verhaltenstherapie
Lernen – das zentrale Paradigma der Verhaltenstherapie – spielt in jedem Leben eine nie endende Rolle. Im Lichte der phänomenologischen und inhaltlichen Ausrichtung der EA nimmt Lernen nicht die zentrale Rolle in der Lebensgestaltung ein, sondern erhält eine instrumentelle Bedeutung. Denn es geht im Leben (wie in der Psychotherapie) nicht immer um eine optimale Adaptation an die Um- und Mitwelt (Adaptation ist das Ergebnis des Lernens zur Sicherung oder Verbesserung des Lebens), sondern auch um deren Umgestaltung und Veränderung. Manchmal geht es gerade um Verweigerung von Adaptation und Lernen, wo immer die Welt um einen herum nicht dem entspricht, was man selbst für wesentlich ansieht (z. B. Missbrauchsverhältnisse, Unrechtsregime, apersonales Verhalten anderer). Die Verhaltenstherapie hat diesem Umstand zwar durch Theorieerweiterungen zu entsprechen versucht (z. B. Parfy et al. 2003), jedoch betont die EA wohl noch wesentlich deutlicher die Wertigkeit und Inhalte der Ziele, die angestrebt werden. Denn nicht jedes Ziel ist sinnvoll, bloß weil wir es anstreben, und passt in die Gesamtstruktur des Lebens zum Wesen eines Menschen oder in seine aktuelle Lebenssituation. Innerhalb dieses Rahmens können verhaltenstherapeutische Methoden und Techniken aber auch in der EA gut angewandt werden.
2.4 Systemische Psychotherapierichtungen
Die Positionierung des Einzelnen in seiner Welt ist auch in der EA von grundlegender Bedeutung. Kontextanalyse, Kontextschaffung und Kontextveränderungen sind die Basis für Sinnfindung und wichtige Elemente für existentielle Erfüllung. EA kann unter diesem Gesichtspunkt als eine aus der Existenz-Philosophie stammende Form der systemischen Sicht des Menschen gelten. Menschsein bedeutet stets und unaufhebbar in einer Welt zu stehen, in der man Teil ist und an der man Teil hat. Menschsein ist nicht verstehbar und realisierbar ohne Interaktion und bindende Beziehungen. Durch die individuelle Autonomie und persönliche (subjektiv empfundene) Orientierung wird die Person aus der Systemvernetzung aber auch wieder ein Stück weit gelöst. Die Existenzanalyse setzt daher in der Regel am Individuum an, auch in Familien- oder anderen Systemen, und versucht durch personale Positionierung und dialogischen Austausch Veränderungen im System zu erreichen. Diese Vorgehensweise bewährt sich nach unserer Erfahrung besonders dann, wenn Pathologien des Einzelnen (z. B. Persönlichkeitsstörung, Depression) ein System belasten, weil dann die Arbeit mit dem Einzelnen im Vordergrund stehen soll, hinterlegt mit der Arbeit mit der Familie.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.