Psychosoziale Beratung. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

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Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783170391604
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einzustellen.

      Bei allem Wohlwollen Einzelnen gegenüber darf sich der Berater jedoch nicht auf die Seite eines Einzelnen ziehen lassen, da Rivalitäten und Spannungen zwischen den Systemangehörigen eher die Regel als die Ausnahme sind. Stattdessen lässt er sich von den Prinzipien der Neutralität und Allparteilichkeit leiten, indem er allen Systemteilnehmern zuhört, sich in sie hereinfühlt und die Anliegen und Erwartungen der Anwesenden würdigt (Schwing 2014a). In diesem Zusammenhang kann es hilfreich sein, wenn der Berater eine innere Haltung des »Nichtwissens« einnimmt, um mit Neugier die Standpunkte zum Problem und mögliche Lösungsansätze der Anwesenden zu explorieren (vgl. Hanswille 2015). In klassischen Ansätzen der Ehe- und Familientherapie bezog sich die Neutralität lediglich auf die innere Haltung des Beraters, alle Teilnehmer gleichwertig zu behandeln bei gleichzeitiger Distanz zu den Einzelnen mit ihren jeweiligen Wirklichkeitskonstruktionen. Die systemische Perspektive erweitert die neutrale Haltung auch gegenüber den Problemen, sodass Beraterinnen und Berater von der Funktion entlastet werden, die Probleme unter allen Umständen lösen zu müssen. Da Beratung aber durch ihre institutionelle Eingebundenheit oft mit definierten Veränderungsaufträgen einhergeht (z. B. Wohl des Kindes in der Jugendhilfe), kann die neutrale Haltung in der Praxis nicht immer umgesetzt werden. Boszormenyi-Nagy und Spark (1981) haben deshalb den inhärent hohen Anspruch der Neutralität mit dem Begriff der ›Allparteilichkeit‹ etwas abgeschwächt, nach dem die Beraterin zumindest die verschiedenen Wirklichkeitskonstruktionen der Gesprächsteilnehmer beachten und würdigen kann. Allerdings schließt Neutralität nicht aus, dass der Berater seine Meinung sagen darf, solange er diese nicht doktrinär vertritt. Darüber hinaus gibt es auch Situationen in der Beratung, in denen eine neutrale Haltung bewusst aufgegeben werden muss, wie das z. B. bei Gewalt in der Familie der Fall ist.

      Neben ›Joining‹, ›Neutralität‹ und ›Allparteilichkeit‹ wird aus systemischer Perspektive die Gestaltung einer professionellen Beratungsbeziehung bei der Arbeit mit Systemen durch eine innere Haltung gefördert, die das System als Kunden sieht, der als ›Kundiger‹ für die Lösung der Probleme viel Erfahrung und Wissen mitbringt. Die Aufgabe des Beraters besteht nun darin, diesen Wissensschatz zu heben, damit das System in eine Situation (zurück-)gebracht wird, in der es den Beteiligten wieder besser geht. Das Verknüpfen der Äußerungen der Teilnehmer würdigt nicht nur jeden Einzelnen, sondern kann auch zu einer neuen Sichtweise im System führen, die eingeschliffene Wirklichkeitskonstruktionen und die damit verbundenen Probleme zur Auflösung führt.

      Schließlich gibt sich systemische Beratung aus konstruktivistischer Perspektive den Klienten gegenüber als äußerst bescheiden: Auf welcher Stufe sich die Ratsuchenden auch befinden, intervenieren kann die Beratung nicht unmittelbar, sie kann allenfalls im Sinne einer Verstörung einen Anstoß für neue Erfahrungen geben. Das Klientensystem ist also selbst der Experte für sich und sein Leben, der Berater steht im Beratungsprozess ›nur‹ als interessierter Dritter dem System wohlwollend bei und unterstützt es, neue Ressourcen zu erschließen oder vorhandene Ressourcen zu nutzen.

      3.3 Checkliste zum Erstgespräch

      Die dargestellten Basisfertigkeiten liefern den Nährboden für die Gestaltung einer professionellen Beratungsbeziehung, auf die der Berater im gesamten Prozess der Beratung zurückgreifen kann. Sie erleichtern bereits im Erstgespräch, auch notwendige formale Aspekte der Beratung anzusprechen, wie z. B. Erläuterungen über den Rahmen und die Organisation der Beratung (Funktion des Beraters, Institution, Ablauf der Gespräche, Rollenklärung, Vertraulichkeit, Schweigepflicht, Terminplanung) sowie Daten zur Person. Erläuterungen des Beraters über den Rahmen der Beratung sind insofern notwendig, weil viele Klienten keine klaren Vorstellungen über den Ablauf und die Organisation der Gespräche haben. Darüber hinaus werden die Klientinnen bzw. Klienten darüber aufgeklärt, dass personenbezogene Daten die Funktion haben, die Organisation der Beratung zu optimieren (z. B. Rückruf bei Terminverschiebungen), jedoch streng vertraulich sind und nicht weitergegeben werden (image Abb. 3.2).

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      Die Basisfertigkeiten der professionellen Gesprächsführung erleichtern es den Klientinnen und Klienten, in der Beratung ihre Probleme offen darzustellen. Dabei achtet der Berater darauf, dass er nur so tief in die Problemdarstellung einsteigt, dass der Klient durch seine Schilderungen nicht destabilisiert wird. Es erfordert viel Fingerspitzengefühl, eine Balance zwischen notwendiger Exploration der Probleme und Vermeidung einer möglichen Destabilisierung der Ratsuchenden herzustellen. Dafür ist eine ressourcenorientierte Haltung hilfreich, bei der auch die Stärken des Klienten und seine bisherigen Lösungsversuche angesprochen werden (image Kap. 8: Ressourcenaktivierung).

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      Weiterführende Literatur

      Goldstein, A. P. (1977). Methoden zur Verbesserung von Beziehungen. In: Kanfer, F. H. & Goldstein, A. P. (Hrsg.). Möglichkeiten der Verhaltensänderung. München: Urban & Schwarzenberg. 17–55.

      Hanswille, R. (2015). Haltungen systemischer Therapeuten und Therapeutinnen. In: Hanswille, R. (Hrsg.). Handbuch systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Göttingen: Vanderhoeck & Ruprecht. 23–69.

      Rogers, C. R. (1977). Therapeut und Klient. Grundlagen der Gesprächspsychotherapie. München: Kindler.

      Sachse, R. (2016). Therapeutische Beziehungsgestaltung. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe.

      Schulz von Thun, F. (2005a). Miteinander Reden. Störungen und Klärungen. 42. Auflage. Reinbek bei Hamburg: rororo.

      Watzlawick, P., Beavin, J. H. & Jackson, D. D. (1980). Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. 5. Auflage. Bern: Huber.

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