Hier begann meine Reise. Eine Reise, auf der ich Unternehmer inspiriere, ein finanziell gesundes und rentables Unternehmen aufzubauen und ihre Beziehung zu Geld zu verbessern. Denn egal, was genau deine Mission ist – Menschen helfen, [18] die Welt verbessern, Krankheiten bekämpfen –, um wahrhaft in der Praxis zu bestehen, muss dein Unternehmen finanziell gesund sein. Und du musst Gewinn machen.
Gewinn. Dieses Wort weckt in Unternehmern alle möglichen Assoziationen: Verlangen, Freude, aber auch Widerstand und gar Ärger. „Es geht doch nicht ums Geld!“, sagen die Unternehmer oft frustriert, wenn ich ihnen nahelege, dass Gewinn ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmerlebens ist. Oder sie behaupten: „Wenn ich etwas tue, was ich gut kann, kommt das Geld von alleine!“ In diesen Aussagen steckt natürlich ein Kern Wahrheit: Geld ist wirklich nicht das Wichtigste im Leben. Liebe, Gesundheit und Glück sind um ein Vielfaches wichtiger. Und ja, auch die Leidenschaft ist für den Unternehmer wichtig: als eine steuernde Kraft in einem erfolgreichen Unternehmen.
Aber das ist nicht alles: Es geht nicht um „entweder/oder“, sondern um „sowohl, als auch“! Gewinne zu erwirtschaften, ist als Unternehmer einfach unentbehrlich.
Ohne Gewinn kein Unternehmen.
Widerstände gegen Gewinn
Mir ist auch klar, woher der Unwillen gegenüber Gewinnen kommt. Viele von uns haben schon in der Jugend gelernt, dass Geld nicht glücklich macht, Reiche gierig sind und man mit dem zufrieden sein möge, was man hat. Frauen haben zudem oft verinnerlicht, dass sie besser einen reichen Mann heiraten, der dann für das Einkommen sorgt, während sich die Frau selbst um die Kinder zu kümmern hat.
Erst letztes Wochenende hörte ich auf einer Party ein Gespräch mit: Mein Mann unterhielt sich mit dem Vater eines Klassenkameraden unseres Jüngsten; einem jungen, emanzipierten Mann. Seine Frau und er sind beide berufstätig, und er holt seine Kinder genauso oft von der Schule ab wie sie. Doch als er erfuhr, dass ich mehr verdiene als mein Mann, sagte er lachend: „Du hast nach oben geheiratet!“ Ich weiß genau, er hätte das, bei umgekehrter Einkommenssituation, [19] nicht zu mir gesagt. Es ist einfach nicht „normal“, wenn eine Frau mehr verdient als ihr Mann.
Wir alle haben im Leben Botschaften über Geld mitbekommen, positive und negative. Und wir fingen an, diese Botschaften zu glauben, und sie so zu Überzeugungen gemacht, also zu Glaubenssätzen, die wir für wahr halten. Einige Botschaften erhalten wir vielleicht von den Eltern: „Lerne mal lieber etwas Kreatives, du bist nicht so gut im Rechnen“. Und wir übernahmen dies mit der Zeit, und heute ist dir als Unternehmer möglicherweise die Buchhaltung ein Klotz am Bein, denn du „hast es nun mal nicht so mit Zahlen“. Was, nüchtern betrachtet, natürlich grober Unsinn ist. Du hast deine aktuelle Situation erreicht, weil du die Fähigkeit besitzt, Neues zu lernen, und das oft sehr schnell.
Die Verwaltung der Finanzen kann man ebenfalls einfach lernen. Wenn du dich dem so stark widersetzt, liegt das wahrscheinlich nicht an fehlenden Fertigkeiten, sondern an etwas ganz anderem.
Einige Glaubenssätze sind kulturell geprägt. In den Niederlanden – wie auch im deutschsprachigen Raum – geziemt es sich nicht zu fragen, wie viel der andere verdient. In Amerika dagegen gehört das Gehalt zu den ersten Themen, die man auf einer Party bespricht („Wie heißt du? Bist du verheiratet? Wie viel verdienst du?“ – alles in einem Atemzug). Amerikaner sind auf ihren Erfolg stolz.
In Holland hingegen will man kein Streber sein und steckt den Kopf lieber nicht zu weit hinaus. Mit zwölf ekelte man mich aus der Übergangsklasse meiner ersten Mittelschule weg, weil ich die besten Noten in der Klasse hatte. Mit 16 studierte ich dann ein Jahr an der Titusville Highschool in den USA. Dort stand mein Name im Büro des Rektors auf der „Dean’s List“ der zehn besten Studenten der Schule. Plötzlich durfte ich auf meine guten Noten stolz sein. Ich wurde nicht gemobbt, ganz im Gegenteil: Meine Klassenkameraden bewunderten mich. Mit 16 lernte ich (damals noch unbewusst), dass ich auf Erreichtes stolz sein und Erfolge präsentieren [20] kann. Erfolg war nicht mehr gefährlich, sondern erstrebenswert.
1.1. Glaubenssätze steuern das Verhalten
Ein Glaubenssatz ist ein Gedanke, von dem man glaubt, dass er wahr ist. Ein Glaubenssatz kann unterstützend wirken, wie zum Beispiel: „Wenn andere das können, kann ich es auch“, oder: „Wenn ich mein Ziel kenne, kann ich es auch erreichen“. Ein Glaubenssatz kann aber auch hemmen, wie: „Das kann ich nicht“, „Ich bin es nicht wert“, „Ich bin nun mal kein guter Verkäufer“.
Glaubenssätze sind tief verwurzelt und entstehen meist schon in früher Jugend. Eltern, Lehrer und andere prägende Menschen in unserem Leben senden – oft unbewusst – Botschaften aus. Hört man etwas nur oft genug, glaubt man es. Einen Glaubenssatz, der über viele Jahre Wurzeln schlagen konnte, wird man nur schwer (wenn überhaupt) wieder los. Man versteht nämlich nicht, dass er nur eine Meinung ist, an die man glaubt. Sie ist zur Überzeugung geworden, etwas, was für den Betreffenden im jeweiligen Moment „wahr“ ist.
Das Problem mit Glaubenssätzen ist, dass sie unbewusst unser Verhalten lenken: Wer glaubt, Hunde beißen, verhält sich, wenn ihm einer entgegenkommt, ganz anders, als jemand, der glaubt, dass Hunde treue Freunde sind. Und mal ehrlich: Wie groß ist die Chance, je Millionär zu werden, wenn man überzeugt ist, dass Reiche gierig wären?
Glaubenssätze beweisen sich selbst und sind damit selbsterfüllende Prophezeiungen. In der Grundschule stand ich einmal mit allen anderen Kindern an einem Klavier und sang Lieder. Die Lehrerin fand offensichtlich, dass ich falsch sang, denn sie stupste mich mit dem Ellenbogen an und zischelte: „Sing lieber nicht mit.“ Die Botschaft, die bei mir ankam, lautete jedoch: „Du kannst nicht singen.“ Das beeindruckte mich so sehr, dass ich es nur einmal hören musste, um es zu glauben. [21] Jahrelang war ich davon überzeugt, nicht singen zu können. Wenn ich doch sang (manchmal muss man ja, zum Beispiel auf Geburtstagen), sang ich ängstlich und mit dünner Stimme. Es klang nach nichts, und so verfestigte sich meine Überzeugung immer mehr: Ich kann nicht singen.
Jahre später – ich war weit über 20 – meldete ich mich zu einem Tanz-Workshop an. Ich tanzte gern und freute mich auf drei Tage voller Tanz. Ich ging hin und stellte erschreckt fest, dass es ein Workshop mit Tanz und Gesang war! Ich hatte die Einladung offensichtlich nur halb gelesen und musste mit einem Programm leben, auf dem stand, dass ich schon am ersten Morgen in einer Vierergruppe ein Solo singen sollte.
Nach drei Tagen glaubte ich nicht mehr, dass ich nicht singen kann. Es machte mir Freude, ich genoss das gemeinsame Singen und sang wie alle anderen: gut genug. Ein paar Jahre darauf meldete ich mich auf den Rat eines Trainerkollegen für einen Chor an. Wir trafen uns wöchentlich und arbeiteten an einem Repertoire, das wir auf der jährlichen Zusammenkunft der Bildungseinrichtung, an der wir alle arbeiteten, präsentierten. Ein Video dieser Auftritte findest du unter winstgevendeplannen/extra. Ich denke nicht, dass ich je eine Gesangskarriere einschlagen werde, aber mittlerweile habe ich gelernt, dass man Singen