Operation Terra 2.0. Andrea Ross. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrea Ross
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783967525373
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behalten, als er eine solche Entwicklung zum Ende seiner Dienstzeit vorhergesagt hatte. Ihr schwacher, beeinflussbarer Ehegatte Kiloon hatte ja unbedingt zulassen müssen, dass der kleine Schreiber Zamor von Landwirtschaft und Versorgung zu Archiv, Geschichte und Schrift wechseln durfte.

      Nun war der Unzufriedenheit Tür und Tor geöffnet, viele Tiberianer wollten sich dieselbe Freiheit herausnehmen. Und ausgerechnet ihr war seit ihrer Eheschließung mit dem Regenten die fragwürdige Ehre zuteil geworden, diese undankbaren Entscheidungen treffen zu müssen.

      Genervt machte sich die Regentin daran, einen Antrag nach dem anderen abzulehnen. Nur so ließ sich die Flut nach und nach eindämmen. Das unbedarfte Volk, meist aus den Sektionen Landwirtschaft und Versorgung oder Transport und Verkehr würde mit der Zeit schon merken, dass sie nicht im Traum daran dachte, die althergebrachten Strukturen aufzuweichen. Jedenfalls nicht hier auf Tiberia.

      Plötzlich schrak sie hoch. Lautes Stimmengewirr drang von draußen herein, irgendetwas aus Plantolaan splitterte mit einem hässlichen Knirschen. Wahrscheinlich ein Fenster.

      Alanna sprang auf, eilte zum Ausgang und prallte im Portal ihres Arbeitsraums fast mit einem in Rot gekleideten Wachmann der Sektion Schutz und Verteidigung zusammen. Normalerweise waren die muskulösen Hünen die Ruhe selbst, doch dieser Wachmann wirkte geradezu aufgelöst.

      »Wir müssen Euch sofort in Sicherheit bringen, Vorderste, da draußen tobt ein Mob«, stieß er hervor. Drei weitere Wachen erschienen, umringten Alannas Leib zum Schutz.

      Die Regentin blickte zuerst ungläubig, dann wütend drein.

      »Wie konnten diese Leute überhaupt bis zum Palast vordringen, habt ihr geschlafen? Ist wenigstens meine Tochter schon in Sicherheit? Ich möchte auf der Stelle mit Moros sprechen!«

      »Alanna junior sitzt mit unserem Regenten bereits im Magnetzug. Wir müssen Euch nach Südosten zu der Sektion Wissenschaft und Technik im benachbarten Distrikt 2 bringen, dort herrscht noch Ruhe. Moros wird Euch am Bahnhof erwarten«, antwortete der Wachmann ausweichend. Seine aufmerksamen Frettchenaugen scannten stetig die Umgebung, das Cerepilum hielt er betriebsbereit im Anschlag.

      Alanna stemmte entrüstet die Fäuste in die Hüften. »Das darf doch jetzt nicht wahr sein! Über wie viele Distrikte haben sich die Tumulte mittlerweile ausgebreitet?«

      »Soweit wir wissen, ist planetenweit gut ein Drittel betroffen. Also erstreckt sich die Revolte etwa auf um die hundert Distrikte, wobei sich jeweils nicht alle Sektionen in gleichem Maße an den gewalttätigen Ausschreitungen beteiligen, manche auch gar nicht. Generell lässt sich feststellen: Je höher der Bildungsstand, desto weniger Interesse besteht an der Revolte. Dennoch, die Lage ist sehr ernst, Regentin. Ihr solltet die Macht der Massen besser nicht unterschätzen und sofort mit mir kommen.«

      »Keinesfalls! Ich werde hierbleiben. Es wäre ja noch schöner wenn ich zuließe, dass diese Vandalen meinen schönen Palast verwüsten. Schafft mir gefälligst den Vordersten Moros hierher und sorgt dafür, dass der Magnetzug mit meiner Familie endlich abfährt! Sagt Kiloon, ich würde später nachkommen. Aber erst, wenn die brenzlige Situation hier bereinigt ist.«

      Der Wachmann zögerte einen Moment, weil er von seinem Vordersten eigentlich anders lautende Befehle erhalten hatte. Dann besann er sich der Hierarchie, deutete eine Verbeugung an und griff zu seinem Kommunikator. »Wie Ihr wünscht, Regentin.«

      Mit ihrem weißen Gewand, den funkelnden blauen Augen und dem wallenden langen Blondhaar, das wie ein seidiger Schleier hinter ihr her wehte, glich Alanna einem Racheengel. Sie marschierte im Stechschritt geradewegs in die Richtung, aus der die Geräusche der Zerstörung an ihr Ohr drangen. Wachmann Zandro 208/13.4.0.1.19 forderte nervös Verstärkung an. Sie mussten die Regentin um jeden Preis schützen. Das Schicksal Tiberias lag allein in ihren Händen. Insgeheim bewunderte er diese mutige, draufgängerische Frau.

      Vor dem Palastkomplex wurden Sprechchöre laut. »Schluss mit der Gleichmacherei. Wir wollen persönliche Freiheit, wir wollen Familie!«, skandierten die Aufständischen frenetisch, während sie die Palastfassade demontierten.

      »Ich werde eine Ansprache halten. Die war zwar erst später geplant, aber sei es drum«, entschied Alanna selbstbewusst, während rund zwanzig Wachleute auf sie zutrabten, höflich die signalroten Helme abnahmen.

      Der Vorderste Moros erschien als letzter. Sie erkannte ihn schon von weitem an seinem kastenförmigen Oberkörper und der Halbglatze, die stets etwas schweißfeucht glänzte. »Eure gesamte Familie ist auf dem Weg zu Eurer alten Wirkungsstätte. Ihr hättet mitfahren sollen«, merkte er vorwurfsvoll an.

      »Papperlapapp. Ich werde auf der Treppe vor dem Haupteingang eine Rede halten, sofern diese noch nicht beschädigt ist. Überprüft das, sichert diesen Bereich weiträumig und holt mich ab. Ich warte solange im Atrium. Sofern sich jemand der Räumung verweigert, hat er sein Leben verwirkt. Wir werden ausnahmsweise Recht vor Gnade ergehen lassen.«

      »Ihr wollt da hinaus, mitten ins unüberschaubare Getümmel? Vollkommen unmöglich, da könnte ich für Eure Sicherheit keineswegs garantieren. Zeichnet die Rede lieber auf und wir strahlen sie über einen Holographen aus. Das Unterfangen ist auch so noch gefährlich genug. Falls es dem Mob gelingen sollte, die Reihen meiner Leute zu durchbrechen, wärt Ihr sogar hier drin in höchster Gefahr! Wurfgeschosse könnten Euch treffen, und außerdem … «

      Alanna unterbrach ihn ungeduldig. »Ich wollte hier keine Diskussion Für und Wider anstoßen, sondern habe Euch einen klaren Befehl erteilt. Werdet Ihr ihn buchstabengetreu ausführen oder muss ich Euch ersetzen und wegen schwerwiegender Befehlsverweigerung zur Jagd freigeben? Die versammelte Lynchjustiz da draußen würde sich bestimmt freuen.«

      Moros wurde blass, setzte sich gehorsam in Bewegung. Er bedeutete ein paar Wachleuten, mit ihm zu kommen.

      Man konnte im Inneren des Palasts anhand der Geräuschkulisse verfolgen, wann er damit begann, den Treppenbereich von den Aufständischen zu räumen. Wütende Rufe, Krachund Splittergeräusche nahmen zu. Ab und an durchbrachen gellende Schmerzensschreie diese Kakophonie.

      Moros‘ Männer griffen also endlich durch, machten von der gefürchteten Mikrowellenfunktion der Cerepilums Gebrauch. Diese hocheffektiven Tötungswaffen brachten die Körperflüssigkeiten eines Angreifers binnen eines Wimpernschlags zum Kochen, eine Chance zur Gegenwehr bestand somit nicht. Die Opfer krepierten unter fürchterlichen Schmerzen.

      Unter dem Eindruck dieses verstörenden Anblicks stehend, zogen sich die gewaltbereiten Demonstranten vom Palastgelände zurück. Die Bewohner Tiberias waren es nicht gewohnt, dass die Dynastie mit einer solchen Härte gegen die eigene Bevölkerung vorging. Ohne ordentlich erwirkte Jagdfreigabe wurde sonst niemand körperlich angetastet.

      ›Zum Glück ist dieser zimperliche Feigling Kiloon beizeiten vom Ort des Geschehens getürmt. Mein werter Gatte würde niemals zulassen, dass seinen Untertanen ein Haar gekrümmt wird. Der hätte sich eher abschlachten lassen‹, dachte Alanna befriedigt.

      Moros kehrte im militärischen Laufschritt zurück, flankiert von drei Wachleuten. »Ihr könnt jetzt loslegen, die Lage ist halbwegs unter Kontrolle. Wir eskortieren Euch zum Haupteingang. Zwei Techniker installieren die Übertragungstechnik, sie sind gleich fertig. Ihr müsst nur noch kurz Bescheid geben, ob Eure Rede planetenweit ausgestrahlt werden soll.«

      »Aber selbstverständlich, bis in den hintersten Winkel. Meine ›lieben‹ Untertanen müssen doch wissen, woran sie sind.«

      Moros bedeutete seiner Regentin, einige Schritte hinter dem Portal stehen zu bleiben. Umringt von Moros und seinen Getreuen trat sie anschließend selbstbewusst ins Freie, wo das zornige Geschrei der Menge augenblicklich verstummte. Offenbar hatte niemand damit gerechnet, dass es ein Mitglied der Regentenfamilie wagen könnte, sich zu zeigen.

      Die Regentin sah sich kurz um, Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen. Große Teile der glänzend weißen Palastfassade wiesen Löcher auf, die Plantolaanfenster waren mit Kratzern und Bruchstellen verunziert. So viel sinnlose Zerstörung … nur gut, dass die Tage ihres Aufenthalts hier gezählt waren. Sie straffte den Rücken