Seewölfe - Piraten der Weltmeere 279. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954396764
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ob die so früh schon geöffnet hat.“

      „Wir könnten uns auch erst einmal hier am Hafen umsehen“, meinte Ferris Tucker. „Ein wenig umhören, fragen, ganz sicher finden wir einen, der uns in seinem morschen Torfkahn nach England bringt. Wir müssen nur ein paar Silberlinge lockern.“

      Er befühlte die Münzen in seiner Tasche, die Delamotte ihnen ausgehändigt hatte. Sie hatten das Geld abgelehnt, denn in ihren von Will Thorne genähten breiten Ledergürteln befand sich noch genügend. Sie hatten Perlen, Gold- und Silberstükke. Im Grunde waren sie allesamt reiche Männer, bis auf Rogers und Finnegan. Aber die gehörten jetzt auch dazu, und es war nur selbstverständlich, daß man teilte.

      Delamotte hatte ihnen das Geld aufgedrängt, und er war fast beleidigt gewesen, weil sie es nicht nehmen wollten. Also hatten sie es dankend eingesteckt.

      Die ganze Gruppe steuerte auf einen Wink ihres Profos’ zu einer Pier hinüber, an der bretonische Fischer lagen. Sie hatten nachts gefangen und waren gerade erst zurückgekehrt, um ihre Ware zu verkaufen.

      „Fang du bloß nicht mit deinem Französisch an“, sagte Ferris zu Ed, der schon tief Luft holte und gerade zum Sprechen ansetzen wollte. „Wenn die dich hören, nehmen sie uns garantiert nicht mit.“

      Die Fischer in ihren Holzkähnen blickten auf, als die Gruppe sich näherte. Sogar der Profos schwieg. Er warf Tucker lediglich einen schiefen Blick zu.

      In diesen drei Monaten bei den Franzmännern auf der „Mercure“ hatten sie alle so viel Französisch gelernt, daß sie sich mühelos verständigen konnten. Am besten beherrschte aber Finnegan die Sprache.

      Während Ferris ein paar Silberstücke aus dem Gürtel fischte und sie hochhielt, fragte Jack nach einer Passage. Sie hatten sich einen Kahn ausgesucht, auf dem gut und gern ein Dutzend Männer Platz hatten. Damit war es ganz sicher kein Problem, nach England zu segeln.

      Der Bretone schielte auf die Geldstücke, dann wechselte sein Blick und blieb auf Sir John hängen, der breit und behäbig auf Carberrys Schultern hockte. Der Fischer war voller Mißtrauen, und als Jack Finnegan seinen Spruch aufgesagt hatte, schüttelte er abweisend den Kopf. Auch ein weiteres lockend emporgehaltenes Goldstück brachte ihn nicht dazu, sich der Gruppe zu erbarmen.

      „Hast du Angst, wir klauen deine Heringe, du bretonischer Affenarsch?“ fragte Carberry grob und verärgert über soviel Sturheit. Natürlich brachte er das auf Französisch hervor, und jetzt war der Fischer durch nichts mehr zu bewegen, seinen Kahn zu verchartern. Allein der Ausdruck dieser Sprache war eine infame Beleidigung, dachte er wohl.

      „Rübenschwein, an die Brassen, du Saufkopp!“ schrie Sir John mit lauter krächzender Stimme …

      Der Fischer riß den Mund auf, dann zuckte er zusammen, warf das Netz aufs Deck und verschwand wütend nach unten in eine Kammer.

      „War wohl nichts“, meinte Stenmark. „Ich glaube, die Kerle hier haben ganz einfach Angst vor uns, und wenn sie dann von Ed noch ihre verkrüppelte Sprache hören, wird die Angst noch größer. Sehen wir uns doch einmal auf der anderen Seite um, da liegen noch mehr Kähne.“

      Carberrys Stimmung war nicht gerade rosig, aber noch hielt er sich zurück. Es ärgerte ihn jedoch maßlos, daß die Kerle ständig an seinem Französisch etwas zu meckern hatten, das verstand er einfach nicht.

      „Notfalls könnten wir ja ein kleines Boot kaufen“, meinte Bill, der dicht hinter Luke Morgan hertrottete. „In England verscheuern wir es wieder, und die Differenz, die dabei herausspringt, ist eben die Passage für unsere Überfahrt.“

      „Das lohnt sich nicht. Die Halsabschneider hier verlangen doch unverschämte Preise“, meinte Ferris. „Und unser Geld werden wir noch verdammt nötig haben, wenn wir damit eine neue ‚Isabella‘ auf Kiel legen wollen. Nein, wir versuchen es weiter, wir haben ja erst einmal gefragt.“

      Während sie weitergingen, erwachte der Hafen immer mehr zum Leben. Fischer liefen ein, eine stark armierte Handelsgaleone verließ den Hafen, und das Gebrüll der Kerle galt ein paar anderen, die an der Pier standen und abschiednehmend winkten.

      Eine kleine Karavelle war ihr nächstes Ziel. An Deck standen zwei muskulöse Kerle. Einer goß sich eine Pütz voll Wasser über das Kreuz, der andere gähnte laut und starrte unausgeschlafen auf die Männer.

      Diesmal versuchte es Ferris mit einer herrlichen rosa Perle, die er zwischen Daumen und Zeigefinger hochhielt und den Kerlen zeigte. Der eine gähnte noch immer laut, während der andere die Perle stumm anstarrte.

      „Wir sind Seeleute“, sagte Ferris, „und wir suchen gegen gute Bezahlung ein Boot, das uns nach Plymouth bringt. Was ist, wollt ihr euch eine goldene Nase verdienen?“

      Der Mann hörte auf zu gähnen, dann wurde sein Blick finster, und er schüttelte den Kopf. Gleichzeitig tippte er sich mit dem Finger an die Stirn.

      „Nach Plymouth? Ich bin doch nicht verrückt. Die verdammten Engländer wollten mir schon einmal den Hals umdrehen, bloß weil wir in der Nähe ihrer mickrigen Küste fischten. Schert euch zum Teufel, ich will mit Engländern nichts zu tun haben.“

      „Das kannst du auch etwas freundlicher sagen, du karotte de koschong“, brummte Carberry sauer.

      Der Mann starrte ihn nichtbegreifend an. Dann verstand er den Sinn anscheinend doch und schüttelte fassungslos den Kopf.

      „Was heißt das denn?“ fragte Blakky, „karotte de koschong?“

      „Rübenschwein natürlich“, erklärte Ed. „Das ist jedenfalls die französische Auslegung. So müßte es jedenfalls heißen“, schränkte er ein.

      Das waren Carberrys kleine Wortspiele. Französisch war doch ganz einfach. Man brauchte nur die gängigen Wörter zusammenzusetzen, und schon wunderten sich die Franzmänner, was in ihrem Sprachgebrauch noch alles fehlte.

      Eine dritte Anfrage brachte ebenfalls keinen Erfolg. Der Mann verneinte, er hätte keine Lust nach England zu fahren. Was man da so alles höre, und außerdem könne er die Engländer nicht leiden, denn die seien allesamt ganz hundsgemein, und man könne ihnen nicht trauen.

      „Jetzt hört sich doch alles auf“, sagte Ferris erbost. „Was, zum Teufel, haben wir euch denn getan?“

      „Was ihr getan habt?“ ereiferte sich der Franzose und fuchtelte wütend mit den Händen durch die Luft. „Ihr habt Jeanne d’Arc verbrannt, die heilige La Pucelle. Und da soll man euch noch trauen?“

      „Er – er meint die Jungfrau von Orleans“, stotterte Jack Finnegan.

      „Verdammt noch mal!“ rief Ferris. „Das ist doch schon mehr als hundertsechzig Jahre her.“

      „Mir egal, wie lange das her ist“, knurrte der Fischer. „Jedenfalls habt ihr das getan, und ich habe meine Tochter an Bord. Der soll es nicht so ergehen, und deshalb bleibe ich hier.“

      Damit drehte er sich um und tat so, als existierten die Seewölfe für ihn nicht mehr.

      Tucker sah fassungslos zu Carberry, aber Ed hatte von der Heiligen Jungfrau von Orleans nur eine sehr vage Vorstellung. Außerdem interessierten ihn Jungfrauen nicht besonders, er zog die geeichten Ladies vor.

      „Was sagst du dazu, Ed?“ fragte Ferris.

      „Nun“, brummte Ed, „sie hätten die Alte ja nicht unbedingt verbrennen müssen. Das haben wir jetzt davon. Wegen dieser Johanna verzögert sich jetzt unsere Abreise.“

      Der schmalbrüstige Kutscher, einer der intelligentesten Männer aus der Crew stand da, als hätte man ihn angenagelt. Sein Kinn bebte, und er blickte den Profos an, als sähe er ein Gespenst.

      „Mein Gott, Ed“, stöhnte er, „wann wirst du endlich mal etwas zartfühlender sein.“

      „Bei Plymson“, versprach der Profos. „Außerdem habe ich mit dem Vorfall nichts zu tun, wenn du das meinst. Nur habe ich langsam die Nase voll, hier rumzulaufen und die bretonischen Miesmuscheln anzubetteln. Laßt uns erst mal in die Kneipe gehen,