Seewölfe - Piraten der Weltmeere 189. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395255
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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-525-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Old Donegal Daniel O’Flynn stand auf dem Quarterdeck der „Isabella VIII.“, hob seine Krücke und schwenkte sie in einer anklagenden und zugleich verzweifelten Geste.

      „Das ist der Untergang der Welt!“ schrie er gegen das Rauschen und Brausen an, das die Luft erfüllte. „Ich hab’s kommen sehen, wir saufen ab, Männer, und mit uns geht die ganze Menschheit zugrunde!“

      Ferris Tucker lief dunkelrot im Gesicht an und brüllte zurück: „Verdammt, Donegal, halt bloß die Luft an! Wir haben schon genug am Hals und wissen selbst, was uns blüht. Da brauchen wir uns nicht auch noch deine verdammten Schwarzmalereien anzuhören, verflucht und zugenäht!“

      Die „Isabella“ schwankte und taumelte in der aufgewühlten See.

      Old O’Flynn drohte die Balance zu verlieren. Er ließ die Krücke schleunigst wieder sinken und klammerte sich an der Nagelbank fest, in deren Nähe er stand – anderenfalls wäre er von der jetzt heranorgelnden Sturmbö zweifellos erfaßt und außenbords gerissen worden.

      „Flucht, Männer, flucht!“ rief er. „Ihr ändert ja doch nichts mehr! Auch du nicht, Ferris! Unser Schicksal ist besiegelt, wir buddeln ab, die Welt geht unter, und wir ersaufen so jämmerlich wie die Ratten.“

      Ja, über den Köpfen der Seewölfe hatte sich alles Unheil dieser Welt zusammengebraut, und das buchstäblich von einem Moment zum anderen. Eben noch hatte der frische, aber harmlose Südost-Passat die „Isabella“ zügig vorangetrieben, und nur eine sanfte Dünung hatte die See gekräuselt. Jetzt aber schienen sich röhrend die Tore der Hölle zu öffnen.

      Drohend ballten und türmten sich die Wolken, senkten sich tief und tiefer auf die Toppen der „Isabella“ herab. Fast wirkte es so, als wollten sie mit ihrem Gewicht allein die große Galeone zerquetschen und den Atem der Männer bis in alle Ewigkeit ersticken.

      Das schlimmste von allen Übeln aber war die Wasserhose, die als schwarze Säule zwischen Himmel und See stand, sich hin und her wiegte und donnernd und rauschend in einem grotesken Tanz auf die Galeone zuglitt. Einem apokalyptischen Reiter gleich, der mit den teuflischen Heerscharen dahingaloppiert, raste sie inmitten der Schlechtwetterfront auf die „Isabella“ zu.

      Hasard hatte in aller Eile die Sturmsegel setzen lassen. Er hatte seinen Männern den Befehl gegeben, die Manntaue zu spannen und die Schotten zu verschalken und auch sonst alle für einen Sturm erforderlichen Vorkehrungen an Bord zu treffen. Jetzt stand er an der Schmuckbalustrade des Quarterdecks und blickte wie im Bann auf die Wasserhose, die sich näherschob und sein Schiff in ihren tödlichen Wirbel aufzunehmen drohte.

      Das Schicksal der „Isabella“ und ihrer Mannschaft schien wirklich besiegelt zu sein. Nichts vermochte diesem brüllenden Sog der Hölle zu trotzen, seine gigantische Kraft würde alles zerschmettern, auch das solide englische Eichenholz, aus dem die „Isabella“ gebaut war.

      Wer dachte jetzt noch an die Dreimast-Galeone „El Cisne“ des spanischen Piraten Rafael Sabicas, der sie von Tutuila aus gefolgt waren? Mochte der Teufel sie und ihren Rest Besatzung holen, mochte sie für alle Zeiten dort drüben in dem Korallenatoll, in dem Bill sie eben noch gesichtet hatte, verschwinden! Hasard konnte ihr keine Aufmerksamkeit mehr schenken, sein ganzes Augenmerk galt jetzt der Wasserhose.

      Bill, der Moses, enterte aus dem Großmars auf die Kuhl ab. Er schwebte dort oben wie hier unten an Deck in akuter Lebensgefahr, aber die Order des Seewolfs hatte gelautet, er solle schleunigst den Großmars räumen.

      Die „Isabella“ stampfte und schlingerte wie wild in der See. Bill hatte seine liebe Not, in den Manntauen bis zum Vordeck zu hangeln und sich dort notdürftig in Sicherheit zu bringen.

      Hasard beobachtete den Jungen und dachte an seinen Sohn Hasard, der schwerverletzt unten in der Kammer des Achterkastells lag – neben Batuti, den es bei dem Kampf gegen Don Mariano José de Larra ebenfalls getroffen hatte. Außerdem befand sich das Polynesiermädchen Lavida an Bord. Der Seewolf hatte sie vor Tutuila aus den Fluten gefischt, nachdem Sabicas sie durch einen Streifschuß an der Hüfte verwundet hatte. Somit hatte er zur Zeit drei Kranke an Bord, die sich zwar auf dem besten Weg zur Genesung befanden, aber im Fall eines Schiffbruchs nicht die geringste Chance hatten, sich aus eigener Kraft in der brodelnden See zu halten.

      Unwillkürlich schloß Hasard die Augen.

      Die Wasserhose war heran. Mit Orgeln und Tosen bäumte sie sich vor der „Isabella“ auf, stand neben ihrem Backbordschanzkleid und drohte sie zu verschlucken. Heulend strich der Wind über die Decks. Er hätte sie leergefegt, wenn die Männer sich nicht verzweifelt festgeklammert hätten.

      Der Seewolf hatte die Lider wieder geöffnet und blickte voll Erbitterung auf die brausende Erscheinung. Erst das Abenteuer auf Tutuila, bei dem Hasard junior und Batuti um ein Haar ihr Leben eingebüßt hätten, und jetzt dies! Die Männer der „Isabella“ schienen von einer Pechsträhne verfolgt zu sein. Da half kein noch so flinkes Manövrieren, kein Fluchen und auch kein Beten, sie waren ihrem Schicksal ausgeliefert.

      Aber so grausam die Natur auch war, sie hatte auch ihre willkommenen Launen. Plötzlich, ganz unerwartet, bog die Wasserhose von ihrem ursprünglichen Kurs ab und schraubte sich donnernd dicht an der Bordwand vorbei. Sie erreichte die Galion und den Bugspriet, gewann Abstand von der „Isabella“ und lief völlig unverhofft nach Westen ab. Ja, mit einemmal schien sie vor dem Schiff zu fliehen, schien auf irgend etwas gestoßen zu sein, das die urwüchsigen Kräfte, die sie befehligten, verunsichert hatte. Rasch schrumpfte sie zu einem kegelförmigen, huschenden Gebilde zusammen und stahl sich quer über das Korallenatoll hinweg davon, um sich irgendwo zwischen den vielen kleinen Fidschi-Inseln auszutoben.

      Old O’Flynn stand mit weit geöffnetem Mund da und blickte dem „verfluchten Teufelsding“ nach.

      Die anderen Männer verharrten in gleichfalls ungläubigem Staunen auf den Decks der „Isabella“. Manch einer rechnete fest damit, daß die tükkische Wasserhose doch noch umkehrte und wie ein Derwisch gegen den Wind erneut auf die Galeone zulief, aber das stellte sich bald als Irrtum heraus.

      Die Wasserhose verschwand.

      Blacky stieß als erster einen gellenden Pfiff aus, und sofort brachen die anderen in Johlen und Grölen aus. Aber sie verstummten rasch wieder, und der Grund dafür lag nicht nur in Old Donegal Daniel O’Flynns gallebitterer Miene.

      Nach wie vor tanzte die „Isabella“