Seewölfe - Piraten der Weltmeere 61. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954393787
Скачать книгу
und Behaglichkeit.

      Die Seewölfe bemerkten Hasards verträumten Blick, wie er das herrliche Bild schweigend in sich aufnahm. Ja, hier herrschten eindrucksvoller Frieden und himmlische Ruhe, genauso mußte es im Paradies einmal ausgesehen haben. Hoch über den Klippen schraubte sich ein weißer Vogel in langen Spiralen in den Himmel, der immer weitere Kreise zog, bis er schließlich ihren Blicken entschwand.

      Hasard hätte stundenlang hier stehen können, um jede Einzelheit in sich aufzunehmen, aber er riß sich gewaltsam zusammen. Schließlich hatten sie ein großes Problem, das der Lösung bedurfte.

      Ob die anderen auch so empfanden? Er musterte sie unauffällig der Reihe nach. Die harten Kerle hatten fast weiche, verträumte Gesichter, in denen sich der Eindruck dieser malerischen Bucht widerspiegelte.

      Langsam drehte er sich um. Vor ihnen, wo der weiße Sand sich bis zu dichtem Buschwerk hochstreckte, stand eine Gruppe von Palmen, an denen Bündel gelblicher Früchte hingen.

      Bananen! Es gab Bananen hier. Dazwischen wucherten die Büsche der wilden Marau und in den Sträuchern wuchsen die roten Prachtblüten des Hibiskus.

      Die Schildkröte saß noch im warmen Sand und döste vor sich hin.

      Als Hasard noch unter Francis Drake gefahren war, hatte er diesen Lekkerbissen zum erstenmal in seinem Leben kennengelernt. Es war eine Abwechslung nach dem ewigen Einerlei an Bord gewesen, genau wie der riesige Zackenbarsch.

      „Seht euch mal genau um, Männer“, sagte Hasard. „Bis jetzt haben wir festgestellt, daß die Bucht fischreich ist, daß es Schildkröten gibt, Bananen, wilde Marau und dort hinten Kokospalmen. Wenn wir jetzt noch Trinkwasser finden, wäre das schon fast zuviel verlangt. Trotzdem werden wir unser Glück noch einmal strapazieren. Die eine Gruppe marschiert jetzt nach links, die andere nach rechts. Lauft nicht zu weit in die Insel hinein, wir wissen nicht wie groß sie ist. Die Klippen die wir bei der Einfahrt gesehen haben, können sich meilenweit ins Hinterland ziehen.“

      „Was ist das denn, dort drüben?“ fragte Dan, der die schärfsten Augen der Crew hatte, und der selbst dann noch etwas sah, wenn andere es nur vermuteten.

      Hasard blickte in die angegebene Richtung. Dort vorn gab es etwas im hellen Sand – einen dunklen Fleck, der sich unscharf hervorhob.

      Da niemand eine Erklärung hatte, gingen sie darauf zu.

      Als Hasard die Stelle als erster erreicht hatte, blieb er wie vom Donner gerührt stehen. Die Seewölfe bildeten einen Halbkreis.

      „Eine Feuerstelle“, raunte Tucker.

      In den zwei Worten lag alles, was das ganze Paradies schlagartig zerstörte. Etliche Männer sahen sich sofort argwöhnisch um, spähten in das Dickicht hinter den Palmen, starrten durch Lianen und versuchten etwas zu erkennen.

      Hasard ging in die Knie, untersuchte den fast runden schwarzen Fleck, der sie so erschreckt hatte.

      Er fand unverbrannte Holzreste, nur angekohlt, Asche von dicken Zweigen und verkohlte kleine Holzstücke, wie der Kutscher sie in seiner Kombüse zum Kochen benutzte.

      Als er sich wieder aufrichtete, war sein Gesicht ernst, der träumerische Ausdruck darin wie fortgewischt.

      „Kannibalen?“ Es war eine zaghafte Frage, die lange in der Luft hing, und die Dan gestellt hatte.

      „Da drüben ist noch eine Feuerstelle!“ hörten sie Carberry rufen, der sich etwas von der Gruppe entfernt hatte.

      Ihnen allen erschien es, als sei der Himmel längst nicht mehr so blau, die Insel nicht mehr so freundlich, der Strand nicht mehr so einladend und hell.

      Sie waren nicht mehr allein auf der Insel! Es gab irgendwelche geheimnisvollen Bewohner!

      Hasard ging zu der anderen Feuerstelle hinüber. Auch hier bot sich genau das gleiche Bild. Der kreisrunde verbrannte Fleck, die Aschereste, verbrannte Hölzer.

      „Es könnten Kannibalen sein“, sagte Hasard zögernd. „Dagegen spricht aber die Tatsache, daß wir keine Knochen gefunden haben.“

      Er stocherte in den Resten herum und erwartete jeden Augenblick, auf verkohlte menschliche Gebeine zu stoßen.

      „Wie sieht es da drüben aus, Ed?“

      „Kein Knochen, auch im Sand nicht.“ Der Profos richtete sich auf, das Gesicht leicht gerötet, sein gewaltiges Kinn vorgeschoben. Scharf zeichneten sich die zahlreichen Narben auf seinem Gesicht ab.

      „Die Feuerstellen sind noch nicht alt, schätzungsweise erst ein paar Tage“, sagte der Seewolf. „Vielleicht sind es Wilde, die im Innern der Insel hausen.“

      „Oder Menschen, die der Insel ab und zu einen kurzen Besuch abstatten und dann wieder verschwinden“, meinte Ben Brighton. Es klang allerdings nicht sehr überzeugend.

      Ein weiteres Problem ergab sich damit. Waren die Besucher wieder verschwunden? Oder waren es Wilde, die hier hausten? Kannibalen ließen sich mit Sicherheit ausschließen, sie hätten deutliche Spuren hinterlassen.

      Andererseits – was wollten Besucher hier? Nur ein Feuer entfachen und dann wieder verschwinden? Das war ziemlich unwahrscheinlich.

      Hasard überlegte nicht lange.

      „Haltet die Augen offen“, riet er. „Mir erscheint diese Insel nicht mehr geheuer. Außerdem werden noch drei weitere Leute sofort zurückkehren. Wir anderen bleiben zusammen, wir werden uns nicht aufsplittern. Al Conroy, Jeff Bowie und Bob Grey! Ihr nehmt das eine Boot und pullt an Bord zurück. Berichtet den anderen, was wir entdeckt haben!“

      Ohne Widerspruch oder Murren gehorchten die drei. Es war klar, daß sie unter diesen neuen Umständen, die „Isabella“ nicht unbewacht lassen konnten. Dazu reichten die drei Mann an Bord nicht aus. Sie nickten nur, schoben das eine Boot wieder ins Wasser und pullten los.

      Hasard sah ihnen sinnend nach.

      „Über was denkst du nach?“ fragte Ben, der an seine Seite trat.

      „Hier stimmt etwas nicht, Ben! Durch die Passage segelt kein Schiff, das ist unmöglich, wir haben uns davon überzeugt. Über die Klippen kommt man ebenfalls nicht in die Bucht hinein. Bleibt also nur noch die Feststellung, daß es hier Eingeborene geben muß.“

      „Wilde mit ihren Auslegerbooten kämen aber durch die Passage“, bemerkte Ben.

      „Das ist richtig. Aber es gibt weit und breit kein Land, auf viele Meilen nicht. Was sollten also Wilde hier, wenn sie Hunderte von Meilen in ihren Booten zurücklegen müßten?“

      Darauf wußte niemand eine Antwort, diese Frage blieb vorerst offen.

      Jetzt waren es noch fünfzehn Leute, die am Strand standen und dem Boot nachsahen, wie es an der Galeone anlegte. Conroy, Bowie und Grey kletterten an Bord und winkten noch einmal herüber.

      „Weiter!“ befahl Hasard. „Wir gehen den Strand entlang, und dort wo die hohen Palmen stehen, steigen wir in die Felsen. Wir müssen uns Gewißheit verschaffen, damit wir nicht wieder vor unliebsamen Überraschungen stehen.“

      Ein paar hundert Yards weiter – die „Isabella“, war jetzt aus ihrem Blickfeld verschwunden – erspähte Dan die dritte Feuerstelle. Wieder bildeten sie einen Halbkreis darum, unangenehm berührt von dieser dritten Entdeckung. Diejenigen, die das Feuer entfacht hatten, hatten sich nicht bemüht, ihre Spuren zu verwischen. Vielleicht fühlten auch sie sich absolut sicher auf dieser Insel.

      Das Rätselraten ging weiter, nur kam nichts dabei heraus als Vermutungen und Theorien.

      Hasard war gespannt, wem sie hier begegnen würden. Er vergewisserte sich, daß seine Radschloßpistole lokker und griffbereit im Gürtel hing. Immer wieder musterte, er die Umgebung.

      Aber die Feuermacher ließen sich nicht blicken.

      2.

      Der Weg in die Felsen wurde beschwerlich. Es gab keinen Pfad, sie mußten