Seewölfe - Piraten der Weltmeere 387. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397952
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verfallen“, sagte Sam mit unerschütterlicher Logik.

      Die Zwillinge lachten, sie konnten jetzt nicht mehr an sich halten. Mac indes blickte so deprimiert und schläfrig drein, als ginge ihn das alles nichts an, überhaupt schien er sich in völlig anderen Sphären zu bewegen. Auch das konnte nur am Wetter liegen.

      „Gebt mal einen Kübel her“, murmelte er nur. „Ich will Wasser schöpfen.“

      „Nein!“ widersprach Sam energisch. „Bleib von dem karibischen Schlabberwasser weg, sonst kriegen wir Streit, alter Freund! Ich habe weder Lust noch Appetit auf Wasserflöhe und anderen Schweinkram in der Suppe!“

      „Flöhe sind doch kein Schweinkram“, sagte Mac.

      „Kakerlaken auch nicht“, fügte Philip junior fröhlich hinzu. „Sie sind knackig und fleischig und sollen gar nicht so schlecht schmecken. Wenn wir die Bilge der ‚Empress‘ absuchen, finden wir bestimmt welche.“

      „Hört auf“, sagte Sam. „Mir dreht sich gleich der Magen um.“

      „Das ist ein Fehler“, sagte Hasard junior. „Sieh mal, Sam, die asiatischen Völker ernähren sich auch von Ratten, Würmern und Ungeziefer, die sie vorzüglich zuzubereiten verstehen. Warum sträubst du dich dagegen? An Bord eines Schiffes sollte man die Küche der Welt einführen – von allem was. Jeder Koch kann dabei erheblich was einsparen.“

      Mac horchte plötzlich wieder auf. „Einsparen? Küche der Welt? Könnt ihr mir mal mehr darüber erzählen?“

      „Nein!“ brüllte Sam, dem die Hitze allmählich auch auf die Nerven ging. „Kein Wort mehr davon! Und bring eine ordentliche Suppe auf die Back, Mac, sonst kriegst du Ärger!“

      „Ihr da vorn!“ schrie Old O’Flynn. „Was ist mit euch los? Habt ihr Tang verschluckt? Ist euch nicht gut?“

      „Gut schon, Sir!“ rief Sam Roskill zurück. „Aber das kann anders werden, wenn Mac mit seinem dämlichen Spar-Tick wirklich ernst macht!“

      Mac hob schwach die Hand und wollte einen neuen Versuch unternehmen, sein Sparprogramm zu rechtfertigen, doch plötzlich passierte es: Vom Bug der „Empress of Sea II.“ ertönte ein gleichsam haarsträubendes, markerschütterndes Heulen und Wimmern. Die Männer und die beiden Jungen richteten ihre Blicke nach vorn.

      Plymmie!

      Keiner hatte in den letzten Minuten mehr so recht auf sie geachtet. Sie hatte sich vorn am Bug auf ihren hinteren Läufen niedergelassen, reckte den Kopf und jaulte den Himmel an.

      Die acht von der Crew zuckten unwillkürlich zusammen, denn diese Töne gingen ihnen wirklich durch Mark und Bein. Old O’Flynn duckte sich sogar ein bißchen, aus schmalen Augen spähte er zu der Wolfshündin, die mit dem Winseln und Heulen nicht mehr auf hörte.

      „Plymmie!“ rief Philip junior. „Was ist los? Sei doch still!“

      Plymmie, die sonst sehr anhänglich, folgsam und diszipliniert war, schien seine Worte nicht gehört zu haben. Sie setzte ihren „Gesang“ fort, die Laute wurden sogar noch heller und durchdringender.

      „Himmel, – Arsch und Seemannsgarn!“ polterte Old O’Flynn auf dem Achterdeck los. „Was, zum Teufel, hat das verdammte Vieh gestochen?“

      „Nichts“, erwiderte Hasard junior. „Wir sind selbst ratlos.“

      „Dann steckt den Köter in die Vorpiek!“ brüllte der Alte. Das Gejaule ging ihm aufs Gemüt.

      Den Zwillingen blieb nichts anderes übrig, sie mußten den Befehl befolgen. Sie traten zu Plymmie, griffen nach ihrem Halsband und zerrten sie zum Schott. Plymmie schien sich zu sträuben, gab dann aber doch nach. Philip zog sie, Hasard schob, und kurze Zeit darauf war sie in der Piek verschwunden, wo sie allerdings weiterheulte.

      „Unglaublich“, sagte Old O’Flynn. „Unmöglich. Das geht auf keine Kuhhaut. Das hält der stärkste Kerl nicht aus. Nicht so was.“

      „Es muß am Wetter liegen“, meinte Smoky.

      „Wieso denn?“ fuhr ihn der Alte an. „Was ist an dem Wetter so besonders?“

      „Die Amboß-Wolke deutet auf ein Gewitter hin“, sagte Karl von Hutten. „Es ist ja auch ziemlich schwül. Für uns dürfte es das beste sein, nach Nordwesten abzulaufen.“

      „Quatsch“, sagte der Alte grantig. „Wegen so einer dämlichen Wolke weiche ich nicht aus, ich doch nicht. Wir halten Kurs Osten.“ Das tat er dann auch, stur, wie er war.

      Die fünf Männer und die beiden Jungen tauschten untereinander Blicke, wobei Mac nach wie vor nur an seine Suppe und die Zutaten dachte. Plymmie setzte unterdessen ihr Jaulkonzert in der Vorpiek fort. Die Wolke zog näher heran, verdunkelte mehr und mehr den Himmel und wirkte drohend und unheimlich.

      Martin Correa war es schließlich, der zu Old O’Flynn an die Ruderpinne trat und noch ein offenes Wort riskierte. Ihm war inzwischen auch reichlich unbehaglich zumute.

      „Sir“, sagte er ruhig. „Es wäre doch besser, eine andere Richtung einzuschlagen. Ich empfehle dringend den Nordwest-Kurs.“

      „Dringend?“

      „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“

      „Steht deiner Meinung nach der Weltuntergang bevor?“

      „Nein, Sir. Aber ein Gewitter und möglicherweise ein Sturm, der uns das Schiff kosten kann.“

      „Ihr habt alle Mann die Hosen voll“, sagte der Alte. „So schnell säuft die ‚Empress‘ nicht ab.“ Wie Mac seinen Spartag hatte, so hatte er heute seinen bockigen Tag. Daß seine Männer mit ihren Warnungen und Bedenken tatsächlich recht hatten, wollte er absolut nicht wahrhaben.

      Martin Correa gab es auf, er sah ein, daß er so nicht weiterkam. Smoky aber hatte jetzt eine finstere Miene aufgesetzt und blickte nahezu unablässig zu der dunklen Wolke.

      „Na schön“, sagte er. „Also weiter auf Kurs Osten. Aber du wirst schon sehen, was du davon hast, Mister O’Flynn. Mit den Sturmgöttern ist nicht zu spaßen. Die sind unberechenbar, besonders, wenn man sie herausfordert.“

      Old O’Flynn schnappte nach Luft. Dann stieß er wieder einen ellenlangen Fluch aus.

      „Wie war das?“ brüllte er. „Was faselst du da? Du hast keine Ahnung und redest über Sachen, für die allein ich zuständig bin!“

      „Nein, Mister O’Flynn!“ begehrte Smoky auf. „Über Geister weiß ich auch Bescheid! Tu bloß nicht so empört!“

      „Nur ich kann hinter die Kimm blicken!“ brüllte der Alte und trat so heftig mit seiner Beinprothese auf, daß man den Eindruck hatte, er wolle um jeden Preis ein Loch in die Achterdecksplanken stanzen oder sein kostbares Bein zerstören.

      „Nun hör dir das an“, sagte Philip junior zu seinem Bruder. „Heute scheint ein richtig schwarzer Tag zu sein.“

      „Ja. Er faucht, daß es raucht“, murmelte Hasard junior.

      „Reg dich ab“, sagte Smoky zu Old O’Flynn. „Du unkst ja auch dauernd, wenn es gar nicht angebracht ist. Jetzt unke ich mal, und schon ist der Teufel los.“

      „Was weißt du denn schon!“ stieß der Alte hervor. Er schien das Thema irgendwie sehr persönlich zu nehmen. „Nicht mal von Klopfgeistern hast du eine Vorstellung.“

      „Hast du sie denn schon mal gesehen?“ fragte Smoky herausfordernd.

      „Jawohl! Aber das glaubst du mir ja doch nicht!“

      „Nein!“

      „Nixen, Wassermänner und Sturmgeister sind mir schon begegnet“, sagte der Alte prahlerisch. „Ich habe sie an Bord kriechen sehen, und ich kenne ihre Stimmen. Aber man muß ein Medium sein, vorherbestimmt, will ich mal sagen, ihre Ausstrahlung zu empfangen und so. Das kann nicht jeder.“

      „Nein“, sagte Smoky trocken. „Wenn das