Seewölfe - Piraten der Weltmeere 84. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394012
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beiden Jaguare auf uns, aber wir töteten sie und drangen durch das Seitenportal in die Festung ein, nachdem wir zwei Wachtposten überwältigt hatten. Wir befreiten die vierzig Männer der Galeasse, der Rest war fast ein Kinderspiel.“ Er erzählte, was sich weiter zugetragen hatte.

      Montanellis Augen hatten einen Schimmer erhalten. Als Hasard geendet hatte, wisperte er: „Ich bin – überglücklich. Und ich danke euch, Freunde …“

      Oleg kehrte in die Kammer zurück. Die Frau und die Männer schauten ihn kurz an, und er meldete: „Kapitän Della Latta und einige seiner Männer kommen selbst mit Wasser und Proviant. Sie wollen ihren Landsmann begrüßen.“

      Montanelli lächelte schwach. „Sie wollen sich von mir verabschieden. O, Santa Madonna, ich scheide als zufriedener Mann aus dieser Welt. Ihr dürft es mir glauben.“

      Siri-Tong spürte ein heftiges Brennen in ihren Augen. Sie kämpfte dagegen an, aber es nutzte wenig. Eine Träne löste sich aus ihrem linken Augenwinkel und kullerte über ihre Wange.

      „Seewolf“, hauchte Montanelli, „Siri-Tong, ich habe es nicht – geschafft, euch mehr über El Dorado zu sagen – aber – ihr verdient es, daß ich euch alles schildere – alles.“

      „Du darfst dich nicht verausgaben“, sagte die Rote Korsarin. „Das Reden strengt dich viel zu sehr an.“ Sie bemühte sich, das Zittern aus ihrer Stimme zu verdrängen, aber auch das gelang ihr nicht ganz.

      Montanelli sah zu ihr auf. „Welche Rolle spielt das jetzt noch? Hört zu. Ich habe – nur noch wenig Zeit. Als ich aus der Zitadelle geflüchtet war, irrte ich tagelang durch den Urwald. Hungrig – durstig und – voller Angst. Ich wußte, daß weiter stromauf Amazonen auf weiße Männer lauern und sie – töten. Ich wollte mich stromabwärts wenden, aber – ich verirrte mich.“

      Sein Blick traf Hasard. „Mein Versuch, ein Floß zu zimmern, scheiterte kläglich. Etwas später nahmen mich Eingeborene gefangen. Sie waren so gänzlich anders als die Assurini – zivilisierter – sie trugen Gewänder …“

      „Und weiter?“ fragte der Seewolf.

      „Sie waren jung – ich verstand ihre Sprache nicht“, drang es kaum verständlich über die Lippen des Italieners. „Aber ich begriff – sie hatten noch nie einen weißen Mann gesehen und schleppten mich mit sich fort, um mich – das fremde Wundertier – ihrem Stamm zu zeigen – stromaufwärts – weit – über die Stromschnellen – zum gewaltigen Wasserfall – die Höhlengänge – die Brücke – der See – aber dann verbanden sie mir die Augen, und ich durfte erst wieder um mich schauen, als ich in der goldenen Stadt war – pures Gold – Straßen, mit Gold gepflastert …“

      Hasard legte sein Ohr an Montanellis Mund, um noch etwas verstehen zu können.

      „Inkagold – El Dorado – die goldene Stadt …“

      Männer hatten die Kammer betreten und schoben sich leise an den Seewölfen und den Mitgliedern der Siri-Tong-Crew vorbei. Es waren Della Latta und sechs andere Italiener, langbärtige, bis auf die Knochen abgemagerte, zerlumpte Gestalten.

      „Montanelli“, sagte Della Latta sanft.

      Der Italiener fuhr fort, in Hasards Ohr zu flüstern: „Machu Picchu – ein Zauberwort – in der Ferne – Seewolf, du, nur du darfst El Dorado entdekken – und – grüße den Gott-Kaiser – von mir …“

      Hasard legte ihm die Hände auf die Schultern. „Sprich nicht weiter. Ich habe alles begriffen. Die Inkas, deren Stadt du als einziger Weißer gesehen hast, sind zwar keine Barbaren, aber sie wollten dich auf keinen Fall am Leben lassen. Sie setzten dich weiter unterhalb des Sees in dem geflochtenen Reetboot aus – mit zwei Lederbeuteln voll Goldschmuck. Ein Opfer an ihre Götter. Ist es so, mein Freund?“

      „Ja.“

      „Ihre Beschwörungen begleiteten dich“, sagte der Seewolf ruhig. „Die Strömung riß das Boot mit. Niemals solltest du der grünen Hölle entweichen. Du solltest in den Stromschnellen oder weiter unten im Fluß ertrinken, von Kaimanen, Riesenschlangen oder Piranhas verschlungen werden oder ganz einfach vor Hunger und Erschöpfung sterben. Zu Beginn warst du gefesselt, nicht wahr?“

      „Ja – ja.“

      „Später hast du dich davon befreit, aber du warst bereits zu schwach, um dich irgendwie an Land zu manövrieren. Und sich in den großen Strom werfen, hieß Selbstmord verüben. Die Inkas hätten dich niemals wieder in die Welt entlassen, wenn sie nicht sicher gewesen wären, daß du auf irgendeine Weise stirbst. Die Welt, die sie fürchten, droht sie ganz zu vernichten, denn sie haben grausige Bekanntschaft mit den ‚Viracochas‘, den Männern mit den schwarzen Bärten aus Spanien, geschlossen“, sagte Hasard. „Es ist immer wieder das gleiche. Es gibt viele Kerle wie Chano, die meisten Dons sind so. Nur auf ihren Vorteil bedacht.“

      „Das stimmt“, hauchte der Sterbende. „Leider …“

      „Aber ein Wunder geschah, mein Freund“, fuhr der Seewolf fort. „Du gelangtest trotz aller Widrigkeiten fast bis zur Amazonasmündung. Hätten Chanos Späher nicht den Giftpfeil auf dich abgeschossen, dann …“

      Er unterbrach sich.

      Montanellis Lächeln erstarrte.

      Della Latta und die anderen Männer der Galeasse traten vor und ließen sich auf die Knie sinken.

      „Montanelli“, stieß der Kapitän erschüttert hervor. „Hör mich an, ich bin’s, dein Kapitän. Du darfst nicht sterben, du wirst leben …“

      „Agli ordini“, drang es wispernd über die Lippen des Italieners. „Zu Befehl, Comandante – addio – lebt wohl, Kameraden …“

      Er schloß die Augen, die Lider waren ihm zu schwer geworden.

      Der Kutscher lehnte sich plötzlich mit dem Oberkörper weit vor. Seine Finger suchten den Puls des armen Teufels, dann beugte er sich noch tiefer und lauschte nach dem Herzschlag.

      Er richtete sich wieder auf. Es bedurfte keiner Worte. Der Miene des Kutschers war abzulesen, wie es um Montanelli stand. Sie war steinhart, wie aus Granit gemeißelt.

      Della Latta fuhr sich langsam und verzweifelt mit den Händen über das Gesicht und stöhnte. Siri-Tong ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie hatte viele Menschen sterben sehen, aber das hatte ihr Mitgefühl nicht abgetötet.

      Wer eine Kopfbedeckung trug, nahm sie ab. Die Männer senkten die Köpfe und bekreuzigten sich.

      Hasard erhob sich. Seine Stimme klang brüchig.

      „Es schmerzt uns zutiefst, daß dieser Mann von uns gegangen ist“, sagte er. „Aber seid gewiß: Sein Leben hat eine Erfüllung gefunden, bevor er die Reise ins Jenseits angetreten hat. Denn er hat euch, Della Latta, das Leben gerettet. Ohne seine Hinweise hätten wir euch nie gefunden. Das dürfen wir nicht vergessen.“

      Hasard sah in das Dunkel der Kapitänskammer. Seine Augen fixierten einen imaginären Punkt. „Zum Prediger tauge ich nicht, Freunde, und ich kann keine schwülstigen Reden halten. Aber ich bin sicher, daß Montanelli dort drüben nicht unglücklich ist.“

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