Seewölfe Paket 28. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399963
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in eine bestimmte Richtung, und jemand stieß mörderische Schreie aus, etwa so, als habe er soeben den Leibhaftigen gesichtet.

      Carberry und den Mannen schwante nichts Gutes. Sie liefen hinter den Arabern her. Sie bogen um eine Ecke – und da sahen sie die Bescherung. Ein ganzer Marktstand war zusammengekracht. Obst und Gemüse lagen auf dem Pflaster, irdene Krüge und Töpfe waren zerbrochen. Ein Bulle von Kerl richtete sich aus dem Durcheinander auf, schüttelte ein Stück roter Zeltplane ab und schüttelte wild die Fäuste. Er war es, der die mörderischen Laute ausstieß.

      Über der Szene flatterte ein bunter Vogel. Sir John. Und auch Arwenack war nicht weit. Er versteckte sich in einer Hausnische und schob rasch noch das letzte Stück der Banane, die der erbeutet hatte, zwischen die Zähne. Während er kaute, erblickte er Higgy, der auf ihn zusteuerte. Arwenack traf Anstalten, die Flucht zu ergreifen. Aber der Ire überrumpelte ihn und packte seinen Arm.

      „Los, nichts wie weg“, sagte Higgy. „Es hat schon genug Krawall gegeben.“

      Sir John keifte und schimpfte. Als er aber den Profos entdeckte, verstummte er und setzte zur Landung an. Sanft landete er auf dessen Schulter und brabbelte etwas, das keiner verstand.

      Ruhe trat ein. Die Araber schauten feindselig zu den weißen Eindringlingen. Die Tatsache, daß Higgy Arwenack an der Hand festhielt und Sir John bei Carberry gelandet war, ließ keinen Zweifel darüber offen, wem das „Viehzeug“ gehörte.

      Was eigentlich vorgefallen war, erfuhren die Männer erst später. Aber es ließ sich auch so leicht zusammenreimen. Arwenack war wieder mal auf Klau-Tour gegangen.

      Der Besitzer des Obst- und Gemüsestandes hatte ihn ertappt und versucht, ihn zu schlagen. Sir John hatte eingegriffen, mit Krallen und Schnabel. Es hatte einen heißen Kampf gegeben, in dessen Verlauf die Bude eingestürzt war.

      Der bullige Araber rückte auf den Profos zu. Aber Carberry wollte kein neuerliches Handgemenge – zumal die Schuldfrage in diesem Fall eindeutig geklärt war. Lieber versuchte er, sich auf gütlichem Wege mit dem Mann zu einigen.

      Carberry entnahm seinem Gurt zwei Goldmünzen und warf sie dem Bulligen zu. Es war erstaunlich, wie geschickt dieser die Münzen auffing.

      Carberry sagte: „Das ist für den Schaden.“

      Natürlich verstand der Bullige kein Wort. Aber Gold sprach für sich. Er biß kräftig in die Münzen, grinste und stieß glucksende, gutturale Laute aus. Dann steckte er das Geld weg und begann mit den Aufräumungsarbeiten.

      Die Mannen marschierten zurück zum Hafen.

      „Das reicht fürs erste“, sagte Carberry grimmig. „Es hat reichlich Stunk, gegeben. Ich schätze, wir können uns hier nicht mehr sehen lassen. Der Kapitän wird verdammt wütend sein, wenn er alles erfährt.“

      3.

      Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, stand auf dem Achterdeck der „Santa Barbara“ und blickte zu den weißen, ineinander verschachtelten Häusern von Masquat. Ben Brighton, Big Old Shane, Ferris Tucker und Old O’Flynn leisteten ihm Gesellschaft. Dan O’Flynn war in den Großmars gestiegen und hielt Ausschau.

      Auf der Kuhl und auf der Back war vollzählig die Crew versammelt. Alle richteten ihr Augenmerk auf die Kasbah, denn der Tumult war auch ihnen nicht entgangen. Zumindest hatten sie gehört, daß etwas vorgefallen war. Sehen konnten sie allerdings nichts.

      Die „Santa Barbara“ ankerte auf der Reede von Masquat. Das Beiboot lag an einer Pier, eingekeilt zwischen bunten und abenteuerlich getakelten Araberschiffen. Carberry und der Landtrupp hatten mit der Jolle übergesetzt. Jetzt kehrten sie damit zum Schiff zurück.

      „Sturm ist angesagt“, meldete Dan aus dem Großmars.

      In der Tat: Der Profos und die sieben Mannen hatten finstere Mienen aufgesetzt. Arwenack kletterte gebückt in die Jolle und verdeckte sein trübsinniges Affengesicht mit den Händen. Nur Sir John hatte mal wieder einen großen Schnabel. Er zeterte und schimpfte herum. Als Carberry wütend nach ihm griff, hob er vom Dollbord des Bootes ab und flatterte zur „Santa Barbara“.

      Hasard beobachtete, wie der Papagei in den Großwanten landete.

      „Warzenschweine und Rübenärsche“, schimpfte Sir John.

      Die Männer grinsten.

      „Was ist denn los?“ fragte Gary Andrews den bunten Vogel.

      „Hoch die Plünnen! Gei auf die Hose!“ wetterte Sir John, dann schwebte er zur Back.

      „Verdruß gibt es“, sagte Batuti. „Ist doch klar. Wundert mich, daß unsere Leute nicht verfolgt werden.“

      Hasard war ebenfalls erstaunt. Nach den Mienen der Landgänger zu urteilen, hatte es mächtigen Ärger gegeben. Um so verblüffender war es, daß keine säbelrasselnden Turbanträger am Kai erschienen und hinter dem Trupp herschrien.

      Die Jolle traf ein. Carberry und die Mannen enterten auf. Arwenack verzog sich sofort in die Kombüse. Er suchte beim Kutscher und bei den Zwillingen Schutz und Beistand. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn. Anders Sir John: der fluchte immer noch herum. Plymmie, die Wolfshündin, die auf der Back ein Nickerchen gehalten hatte, schaute fragend zu ihm auf.

      Carberry enterte aufs Achterdeck und berichtete, was vorgefallen war. Die Männer lauschten.

      Als der Profos geendet hatte, sagte Hasard: „Du bist sicher, daß der Schuß, der in dem Gewölbe fiel, draußen nicht gehört wurde?“

      „Ganz sicher“, erwiderte Carberry grimmig. „Sonst hätten wir jetzt eine Horde von Kerlen am Hals.“

      „Ja“, sagte der Seewolf. „Allerdings schätze ich, daß Moravia zu einem Gegenschlag ausholen wird. Die Schmach der Niederlage läßt er bestimmt nicht auf sich sitzen.“

      „Soll er doch kommen“, sagte Ferris Tucker. „Wir bereiten ihm und seinen Hundesöhnen einen heißen Empfang.“

      „Warum gehen wir nicht mit zwanzig Mann an Land und räumen bei den Portugiesen kräftig auf?“ erklärte Blacky. „Meiner Ansicht nach könnte ein weiterer Denkzettel nichts schaden. Danach lassen die Bastarde bestimmt die Finger von uns.“

      „Oder wir hauen aus Masquat ab“, sagte Old O’Flynn. „Mir schwant, daß hier noch mehr böse Überraschungen auf uns warten. Ich halte zwar nichts davon, den Schwanz einzuziehen, aber was nützt es, wenn wir uns für nichts und wieder nichts mit diesen Kerlen herumschlagen? Es bringt uns nichts ein.“

      „Das stimmt“, pflichtete Hasard ihm bei. „Aber eins wissen wir. In Masquat gibt es die Waren, die wir brauchen. Also werde ich einen Vorstoß auf dem diplomatischen Weg unternehmen.“

      „Auf dem was?“ fragte Paddy Rogers.

      „Ich erkläre es dir nachher“, entgegnete sein Freund Jack Finnegan – und wieder mal grinste die Crew.

      „Ihr wißt doch, wie Arne das in Havanna macht“, sagte der Seewolf. „Er geht zum Gouverneur, übergibt ihm ein Geschenk und erreicht meistens das, was er bezweckt. Genauso will ich vorgehen. Ich statte dem Sultan einen Besuch ab und kläre ihn ein wenig über das auf, was in seinem Reich geschieht. Mal sehen, vielleicht fällt er ja aus allen Wolken.“

      Natürlich hatte Mac dem Profos längst erzählt, was Osman ihm in der unterirdischen Lagerhalle verraten hatte. Carberry hatte es daraufhin in seinen Bericht eingeflochten. Nun wußte man Bescheid, was in Masquat gespielt wurde – die Portugiesen wollten auf raffinierte Weise das Ruder an sich reißen.

      „Ganz allein willst du das tun?“ fragte Ben Brighton.

      „Nein, ich nehme meine Söhne mit“, erklärte der Seewolf. „Vielleicht kommen wir mit ein bißchen Türkisch weiter, falls der Sultan uns nicht versteht.“

      „Wir haben aber keine Ahnung, wo der Sultan wohnt“, gab der Profos zu bedenken.

      Hasard deutete zu dem weißen