Seewölfe Paket 28. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399963
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ihm absolut fremd. Er hatte sie noch nie gehört.

      „Dieser räudige Wurm ist über Bord gesprungen“, sagte Tarsa erbost. „Aber mit voller Absicht.“

      „Der Lümmel geht mich einen Dreck an!“ brüllte Ali zurück. „Soll er ersaufen, sollen ihn die Haie fressen, das interessiert mich nicht.“

      „Es sollte dich aber trotzdem interessieren“, sagte Tarsa mit kalter Stimme. „Dieser Bastard könnte von Moshu aufgenommen werden und ihm Verraten, wo das Schatzversteck ist. Schließlich weiß er genau, wo wir die Beute versenkt haben.“

      Ali fuhr herum, blickte Tarsa an und stierte dann ins Kielwasser, wo ein kleiner Punkt sich rasch entfernte.

      „Verdammt! Manchmal hast du ganz gute Gedanken. Den Bastard müssen wir unbedingt wiederhaben, wenigstens zum Abmurksen, damit er nichts mehr verraten kann.“

      Ali steigerte sich wieder in einen Wutanfall hinein.

      „Wir kriegen ihn aber nicht mehr“, knurrte der feiste Kerl. „Die Laus ist weg, und wir müssen ebenfalls zusehen, daß wir verschwinden.“

      „Dann schießt sie ab!“ rief Ali wild.

      Tarsa zuckte gleichmütig mit den Schultern und wandte den Blick ab.

      „Dazu ist es auch zu spät, verdammt noch mal.“

      „Vielleicht erzählt er auch gar nichts“, meinte Ali nach einer Weile. „Was hat er schließlich davon?“

      Der Blick des Tonnenmannes war tückisch. Auf seinen wulstigen Lippen lag ein hämisches Grinsen.

      „Ich glaube“, sagte er, „das war der kleine Bastard, dessen Vater wir mal erstochen haben. Genauer gesagt, du hast ihn erstochen, Sidi, was natürlich kein Vorwurf sein soll. Ich bin sicher, daß er es war, und er wird dich erkannt haben. Vielleicht hat er dir Rache geschworen, aber weil er dazu zu klein ist, versucht er es jetzt auf eine andere Art. Sicher wird er Moshu auch sagen, daß wir keine Drehbassen mehr an Bord haben und unbewaffnet sind.“

      Ali blickte wieder ins Kielwasser. Diesmal war sein Blick wild und gehetzt, als er den winzigen Punkt sah. Trotzdem war er erleichtert, denn die Sambuke hatte nicht weiter aufgeholt. Er konnte Moshu und seiner Bande doch noch entwischen, zumal es auf den späten Nachmittag zuging und es in ein paar Stunden dunkel wurde. Dann konnte Moshu genausogut einen Sandfloh in der Wüste suchen.

      Aber er sah noch etwas anderes in weiter Ferne. Das waren drei winzige Masten, die wie unbeweglich an der Kimm standen. Sie rückten nicht näher und fielen wieder ganz langsam zurück.

      „Nimm den Kieker und glotz durch“, befahl er dem Tonnenmann. „Behalte den Bastard genau im Auge. Ich will wissen, ob er tatsächlich von der Sambuke aufgenommen wird. Vielleicht kümmern die sich einen Scheiß um den Lümmel und lassen ihn einfach ersaufen. Ach was, Moshu wird sich ganz sicher nicht die Zeit nehmen, einen räudigen Köter aus der See zu fischen, wenn er hinter uns her ist.“

      „Die Möglichkeit besteht aber“, widersprach Tarsa. Er durfte sich als einziger an Bord diesen Ton herausnehmen, und hin und wieder machte er reichlich Gebrauch davon.

      Trotzdem nahm er gehorsam den Kieker und suchte den winzigen Punkt im Wasser.

      Nach einer Weile hatte er ihn wieder. Der Bengel schwamm ganz ruhig in der See, als sei nichts geschehen. Vor Haien, die sich hier herumtrieben, hatte er offenbar auch keine Angst. Wenn er so weiterschwamm, dann mußte er schon bald auf die Sambuke stoßen.

      Ali drehte sich um und grinste tückisch.

      „Moshu wird ihn nicht an Bord nehmen“, sagte er dann sehr bestimmt. „Aber das werde ich gleich ganz genau wissen.“

      „Du bist deiner Sache sehr sicher, Sidi.“

      „Klar, denn ich kann auch denken. Paß mal auf!“

      Er trat dem Rudergänger kräftig in den Hintern, daß der mit einem überraschten Schrei auf den Planken landete, und übernahm es selbst.

      Dann drehte er die Sambuke hart nach Steuerbord. Dabei grinste er über seinen Einfall bis zu den Ohren.

      „Paß mal auf, was sie jetzt tun.“

      Der Tonnenmann schluckte. An diese einfache Möglichkeit hatte er nicht gedacht. Gespannt peilte er durch das Spektiv.

      Der Schwenk nach Steuerbord war noch nicht richtig vollzogen, als auch die Sambuke des anderen Piraten den Kurs wechselte. Damit geriet der schwimmende Junge zwangsläufig aus dem Kurs. Er hatte jetzt nicht mehr die geringste Chance, an Bord genommen zu werden.

      Den Tonnenmann ärgerte es, daß dieser miese, aber wirkungsvolle Trick nicht ihm selbst eingefallen war.

      Ali hielt sich den Bauch vor Lachen. Er zog den Rudergänger am Ohr herbei und stellte ihn wieder ans Ruder. Immer noch konnte er sich vor Lachen kaum beruhigen.

      „So einfach geht das. Jetzt schwimmt der Bastard sehr weit an der Sambuke vorbei.“

      Er riß Tarsa den Kieker aus der Hand, um sich an dem entsetzten Gebaren des Jungen zu erfreuen. Als er jedoch einen Blick hindurchwarf, wurde sein Gesicht immer nachdenklicher und ratloser.

      Der „Bastard“ dachte überhaupt nicht daran, jetzt zu winken oder zu schreien. Er schwamm auch seltsamerweise nicht zum Land hin. Er nahm Kurs auf die drei Masten, die kaum an der Kimm zu sehen waren.

      „Was soll das?“ flüsterte Ali kaum hörbar.

      „Vielleicht läßt er sich von den Giaurs aufnehmen“, sagte Tarsa, „und zeigt den ungläubigen Christenhunden, wo es was zu holen gibt. Denn das sind ganz sicher die Kerle, mit denen wir zusammengetroffen sind.“

      Ali dachte noch mit wilder Wut daran, wie die Christenhunde ihnen ganz unerwartet eine Breitseite gezeigt hatten.

      Wenn das aber wirklich der Fall war, was Tarsa vermutete, dann wollte er auch diese Giaurs überlisten. Die ließen sich leichter übertölpeln als Moshu, denn sie kannten sich hier nicht aus. Davon war jetzt im Moment aber noch nicht die Rede. Ali wollte erst Moshu von seiner Fährte locken, dann war der Junge dran, den er zum Schweigen bringen würde.

      „Na schön“, knurrte er bösartig. „Den Bengel kriegen wir schon noch, und wenn wir uns später an der Schatzstelle auf die Lauer legen. Dann haben wir auch gleich die anderen.“

      Der Punkt in der See war nicht mehr zu erkennen. Er war immer kleiner geworden.

      Ali segelte wieder in das Labyrinth der vielen kleinen Inseln hinein und versuchte, die Sambuke über die Untiefen zu locken.

      Kurz bevor die Dunkelheit hereinbrach, zeigte sich ein Erfolg. Sie hatten die Sambuke abgeschüttelt, sie war nicht mehr zu sehen.

      Erst viel später, als Ali ein paar Posten an Land geschickt hatte, wurde ihm gemeldet, daß Moshu auf Ostkurs gegangen wäre. Anscheinend hatte er aufgegeben und wollte sich nicht länger an der Nase herumführen lassen, damit sein Ansehen nicht litt.

      Noch am späten Abend lief Ali den Ort Umm Said an und besorgte sich bei einem alten durchtriebenen Schlitzohr neue Drehbassen. Die versenkten Waffen konnte er später immer noch holen, die liefen ihm nicht davon. Jetzt war er vollauf zufrieden – bis auf den Jungen, von dem er nicht wußte, wo er sich befand.

      Blieben noch die Giaurs, falls die ihn an Bord genommen hatten. Ali traute sich zu, auch mit denen fertig zu werden. Er hatte sich nur von ihnen überraschen lassen.

      Ein zweites Mal würde ihm das nicht mehr passieren.

       9.

      Zunächst einmal wurde Ahmed verköstigt und kriegte zu essen und zu trinken. Dann versorgte ihn der Kutscher und war erstaunt, daß das Kerlchen sich so schnell erholte. Geradezu verblüfft waren sie über die Kondition des Jungen.

      Danach stellte sich heraus, daß die Zwillinge wieder einmal unentbehrlich waren, was die Verständigung