Seewölfe - Piraten der Weltmeere 298. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954396955
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sagte Hasard zu Reeves.

      „Wofür? Das war doch selbstverständlich, Sir.“

      „Laß den Sir weg, ich heiße Hasard!“ schrie der Seewolf, und dann steuerte er auch schon auf Matt Davies zu, der immer noch vor der Gräting lag und sich das Bein hielt.

      „Aye, aye, Sir!“ brüllte Jerry Reeves Hasard nach. Er grinste wild, wandte sich um und stürzte zu Baxter, der bereits mit hastigen Bewegungen an der geborgenen Kanone hantierte und sie nachlud.

      Hasard war bei Matt angelangt und schrie: „Kutscher! Wo, zum Teufel, steckst du?“

      Eine Antwort erhielt er nicht, und der Kutscher tauchte auch nirgends auf. Schon fühlte sich Hasard von einem neuen Schreck durchzuckt. Sollte seinem ersten Koch und Feldscher etwas zugestoßen sein?

      „Beim Henker“, keuchte Matt Davies. „Ich brauche keine Hilfe, Sir. Das ist nur ein kleiner Kratzer. Hilf mir auf, und ich bin wieder voll im Einsatz.“

      „Na klar“, sagte der Seewolf grimmig, während er versuchte, den Stoff von Matts Hose um die Blessur herum aufzutrennen. „Und dann haust du die Franzmänner ganz allein zusammen, nicht wahr?“

      Matt entgegnete nichts darauf. Er biß die Zähne aufeinander und preßte die Lippen zusammen, denn der Schmerz in seinem Bein drohte ihm das Bewußtsein zu rauben.

      Plötzlich erschien wie durch einen Zauber McPellew neben ihnen.

      „Hier bin ich“, sagte er heiser. „Hat mich jemand gerufen?“

      „Sieh dir mal die Wunde hier an!“ rief ihm Hasard im Krachen der Kanonen zu.

      „Nein!“ schrie Matt Davies. „Mac Pellew, dich Satansbraten lasse ich an mein schönes Bein nicht ran!“

      „Stell dich nicht an wie eine Jungfer!“ brüllte MacPellew zurück, und schon hatte er mit erstaunlichem Geschick das Beinkleid aufgeschlitzt und die Verletzung, die immer noch heftig blutete, freigelegt.

      „Wo steckt der Kutscher?“ fragte Hasard.

      „Unten im Vordeck, ein Leck abdichten“, sagte MacPellew. „Die Zwillinge helfen ihm dabei. Das Wasser strömt schon rein wie ein Bach, und wir wollen doch nicht absaufen, oder? Aber vielleicht gehen wir ja doch gleich auf Grund.“ Sein Gesicht verzog sich zu der üblichen sauertöpfischen Miene. Aller Jammer der Welt schien sich in seiner Person zu vereinen.

      „Schneid bloß nicht so ein blödes Gesicht!“ brüllte Matt Davies ihn an. „Und red keinen Mist, du Plattfisch, sonst reiß ich dir die Kiemen auf!“

      „Halt die Luft an!“ rief MacPellew, dessen Stimme jetzt kaum noch in dem Inferno zu vernehmen war. „Du buddelst ja selbst gleich ab, Mann!“

      „Dir glaub ich kein Wort! Und das Bein lasse ich mir von dir schon gar nicht abschnippeln!“

      „Das werden wir ja sehen!“ brüllte MacPellew.

      Eine Kugel raste über ihre Köpfe, sie duckten sich gleichzeitig.

      „Wie schlimm ist die Wunde wirklich?“ fragte der Seewolf MacPellew, ohne daß Matt es verstehen konnte.

      „Der Knochen ist nicht verletzt“, erwiderte der Koch und Feldscher, der einst auf der „Marygold“ seinen Dienst versehen hatte. „Eigentlich ist es wirklich nur ein größerer Kratzer, der ihm weiter keine Schwierigkeiten bereiten wird, sofern die Blutung zum Stillstand gebracht wird.“

      „Was tuschelst du, Mister Pellew?“ schrie Matt Davies. „Ich kenne dich, du Hund, du heckst was gegen mich aus!“

      „Abtransportieren!“ befahl Hasard. „Ab ins Vordeck, in die Kombüse! Los, Mac, faß an, ich helfe dir.“ Er drehte sich zu Matt Davies um und fuhr ihn an: „Und du hältst die Klappe, verstanden?“

      „Aye, Sir!“ rief Matt. Dann biß er wieder die Zähne zusammen, denn es verursachte ihm größte Schmerzen, wie sie ihn hochhoben und zur Kombüse schafften.

      Hasard öffnete das Schott, und sie halfen Matt dabei, auf seinem unversehrten Bein in die Kombüse zu hüpfen. Matt mußte sich auf dem Krankenlager ausstrecken, MacPellew blieb bei ihm.

      Hasard spielte mit dem Gedanken, zum Kutscher und zu Philip und Hasard, seinen Söhnen, hinunterzusteigen. Doch seine Anwesenheit an Deck war wichtiger. Schließlich war er der Kapitän. Der Kutscher und die Zwillinge würden mit dem Leck, von dem MacPellew gesprochen hatte, auch allein fertig werden.

      Kaum hatte er das Kombüsenschott wieder geöffnet, brandete ihm der Gefechtslärm als tosendes Höllenkonzert entgegen. Er stürzte zu seinen Männern und dachte: Herrgott, es wird nicht bei dem einen Verwundeten bleiben. Sie schießen uns zusammen und richten ein Massaker an, wenn wir diesen verfluchten Zangengriff nicht aufbrechen.

      Thorfin Njal stand mitten zwischen seinen Männern auf dem Hauptdeck des Schwarzen Seglers und hob das Schwert, das er liebevoll sein „Messerchen“ nannte.

      „Brandpfeile!“ brüllte er mit seiner gewaltigen Stimme. „Bei Odin, ich zieh euch Hunden die Ohrläppchen lang, wenn ihr nicht wie die Teufel kämpft! Setzt ihre Kähne in Brand! Heizt ihnen ein, daß sie sich die Ärsche verbrennen! Schießt sie bis nach Grönland hinauf!“

      „Bis nach Grönland hinauf!“ wiederholte der Stör, der mit Eike, Arne und Olig in den Wanten aufenterte.

      Wie die Affen hingen sie in den Webeleinen, überbrückten den letzten Abstand, der sich noch von den Marsen trennte, kletterten dann auf die Plattformen und schürten die Glut in den bereitstehenden Kupferbecken.

      „Du kannst von Glück sagen, daß Thorfin dich nicht gehört hat“, sagte Olig, der mit dem Stör zusammen den Vormars eingenommen hatte. „Du weißt doch, daß er es nicht leiden kann, wenn du ihm alles nachkaust.“

      „Es waren meine eigenen Worte“, behauptete der Stör würdevoll und steckte die beiden ersten Pfeile in die rot aufglühende Holzkohle.

      Die mit pechgetränkten Lappen umwickelten Spitzen fingen sofort Feuer. Olig und der Stör legten die Pfeile an die Sehnen, spannten die Bogen und schickten die Pfeile zu der französischen Galeone hinüber, die sich an das schwarze Schiff herangeschoben hatte und ihm durch massiven Beschuß zusetzte.

      Arne und Eike ließen indessen ihre Pfeile vom Großmars aus zu dem Gegner hinübersirren, und bald deckte ein Hagel von Feuerzungen die Takelage des Franzosen ein.

      Die Flammen griffen auf das gelohte Tuch über, der Brand ließ sich trotz der wütenden Befehle, die der Kapitän der Galeone seiner Mannschaft zurief, nicht mehr aufhalten. Knisternd stieg das Feuer bis zu den Masttoppen hoch.

      Die Besatzung brüllte und fluchte, es wurden Versuche angestellt, die Flammen zu löschen, doch so schnell konnte keiner mit Pützen und Kübeln voll Wasser rechtzeitig genug bis zu den Marssegeln aufentern, die als erste entfacht worden waren.

      „Gut so!“ schrie Thorfin Njal, der sein „Messerchen“ inzwischen wieder hatte sinken lassen. „Steuerbordbreitseite – Feueeerr!“

      An den Geschützen der Steuerbordseite hatte der Boston-Mann das Kommando. Er senkte als erster die Lunte auf das Bodenstück seines Geschützes. Die anderen folgten seinem Beispiel.

      Gustave Le Testu grinste Jean Ribault zu, Montbars stieß einen leisen Fluch aus, Albert blickte aus schmalen Augen zu der Galeone hinüber.

      „So tief sind wir gesunken“, sagte Jean Ribault. „Auf die eigenen Landsleute feuern wir.“

      „Das sind nicht unsere Landsleute!“ rief Gustave Le Testu. „Sie sind die Handlanger der Bourbonen, die Schergen der Spanier! Zur Hölle mit ihnen! Es lebe das freie Frankreich!“

      Die Kanonen dröhnten und rollten zurück. Albert hielt sich die Ohren zu. Die Geschütze wurden durch die Brooktaue in ihrem Rückwärtslauf gestoppt. Die Männer sprangen mit Kratzern und Wischern vor und reinigten die Rohre.

      Montbars hieb Albert mit der Hand auf die Schulter und schrie: „Laß