Seewölfe - Piraten der Weltmeere 516. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399246
Скачать книгу
grinste. „So ist es.“

      „Das habe ich fast schon befürchtet“, sagte Martin Correa.

      „Ich möchte gern herausfinden, was Drake wirklich plant“, sagte Dan.

      „Plündern und rauben will er, dieser Oberbastard“, versetzte Carberry mit verächtlicher Miene. „Ob die Spanier ihre Bastionen ausbauen oder nicht, scheint ihm völlig egal zu sein. Schließlich kann er seine Leute gleich zu Hunderten verheizen, nicht wahr?“

      „Ich muß das genau wissen“, sagte Dan beharrlich.

      „Was ist, wenn Drake uns suchen läßt?“ fragte Philip junior.

      „Er könnte Patrouillen losschicken“, sagte Batuti.

      „Nicht im Dunkeln“, entgegnete Dan.

      „Ein paar Jollen, vollgestopft mit Soldaten“, fügte der Gambia-Mann hinzu.

      „Für heute nacht haben sie die Nase voll“, sagte Dan gelassen. „Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen, an dem wir ungestört sind. Dann sehen wir weiter.“

      „Du bist der Kapitän, Sir“, sagte Carberry. „Du bestimmst, was geschieht.“

      „Das ja, aber ich will eure Meinung hören“, erwiderte Dan. „Bist du gegen meinen Plan?“

      „Nein“, brummte der Profos. „Von mir aus kann die Rückkehr nach Great Abaco noch eine Weile zurückgestellt werden. Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Ich finde aber, wir sollten höllisch aufpassen, daß wir nicht wieder in die Klemme geraten.“

      „Das tun wir, verlaß dich drauf“, sagte Dan mit grimmiger Miene. „Ich lasse nicht noch einmal zu, daß der Sir sich erdreistet, unser Schiff zu beschlagnahmen.“

      „Das nächste Mal schießen wir gleich scharf?“ fragte Nils Larsen.

      „Es wird kein nächstes Mal geben“, erwiderte Dan. „Das verspreche ich euch. Wir haben unsere Pflicht getan und Drake gewarnt. Mehr können wir nicht tun.“

      „Das war schon mehr als genug“, sagte Hasard junior.

      „Ja, da hast du recht“, pflichtete Dan ihm bei. „Aber man ist schließlich immer noch Engländer, nicht wahr? Also schön. Von jetzt an beschränken wir uns darauf, die Beobachter zu spielen. Ich bin gespannt, was sich morgen früh tut.“

      „Wir kehren also nach Virgin Gorda zurück?“ fragte Mac Pellew mit essigsaurer Miene.

      „Aye, aye, Sir“, erwiderte Dan lächelnd.

      „Dann Prost!“ Mac hob die Flasche an die Lippen und gönnte sich noch einen Schluck.

      Die Männer waren mit Dans Vorschlag einverstanden. Es lohnte sich vielleicht doch, Drake und Hawkins weiterhin im Auge zu behalten. Außerdem war Dan mißtrauisch. War es wirklich Drakes Ziel, den Spaniern zuzusetzen – oder verfolgte er noch andere Absichten, die möglicherweise gegen den Bund der Korsaren gerichtet waren?

      Mahoney schaute mit verzerrtem Gesicht die Soldaten an, die in der Jolle hockten. Drei Männer hatte die Jollencrew aus dem Wasser gezogen, die anderen mußte man noch bergen. Wer war der beste Schwimmer? Der Lieutenant war am Absaufen – er brauchte Hilfe.

      Es gab nur eine Möglichkeit: er, Mahoney, mußte selbst nach dem Bürschchen tauchen. Kein anderer kam dafür in Frage. Zwar hatte der Corporal immer noch das Gefühl, ein Gaul habe ihn getreten. Aber das spielte keine Rolle. Es mußte etwas geschehen, und er durfte sich vor den Soldaten keine Blöße geben. Zögerte er, wurde es als Schwäche ausgelegt.

      Mahoney riß sich die Sachen vom Leib und glitt ins Wasser. Der Bootsführer wollte ihm noch etwas zurufen, aber es war zu spät. Der Corporal tauchte unter und war verschwunden. Der Bootsführer gab den Soldaten ein Zeichen, und sie hörten mit dem Pullen auf.

      Unter Wasser herrschte tintenschwarze Finsternis. Mahoney riskierte, ohne Erfolg an die Oberfläche zurückzukehren. Vielleicht war der Lieutenant schon so weit abgesackt, daß er ihn nicht mehr packen konnte.

      Aber Mahoney hatte Glück. Plötzlich stießen seine Hände auf Widerstand. Eine Gestalt! Der Corporal packte zu und zerrte sie zu sich heran. Er konnte Butler nicht erkennen und war doch sicher, ihn vor sich zu haben.

      Aber Henry Butler wurde wieder quicklebendig. Er hieb um sich und strampelte wie verrückt mit den Beinen. Mahoney empfing einen Schlag an die Schläfe, und Butlers Knie bohrte sich in seinen Unterleib.

      Die Schmerzen waren wie glühende Zangen. Mahoney hätte den Lieutenant am liebsten erwürgt. Doch die Pflicht ging vor. Mahoney beherrschte sich und übertraf sich selbst. Er zerrte den Lieutenant dicht zu sich heran, schlang ihm von hinten den Arm um den Hals und transportierte ihn an die Oberfläche.

      Butler spuckte einen dicken Strahl Wasser aus. Er paddelte mit den Händen, gurgelte, stöhnte, schrie und zappelte. Seine Augen waren unnatürlich geweitet. Er stieß einen derart schrillen Schrei aus, daß es Mahoney in den Ohren dröhnte und er für einen Moment völlig taub war.

      Der Lieutenant schien nicht recht zu begreifen, was geschah. Er war wie besessen von seiner Panik oder schien unter Schockwirkung zu stehen. Plötzlich packte er mit beiden Händen Mahoneys Hals und begann, den Corporal zu würgen. Er entwickelte dabei immense Kräfte.

      Mahoney röchelte, ging unter und schluckte Wasser. Er begriff, daß er wie eine Ratte ersaufen würde, wenn er sich nicht sofort zur Wehr setzte.

      Die Jolle hatte sich inzwischen weit genug genähert, daß die Insassen Butler an Bord hieven konnten. Sie streckten auch schon die Hände nach dem Lieutenant aus.

      Der Bootsführer brüllte: „Lieutenant, Lieutenant, hierher!“

      „Aaarrghh!“ kreischte Butler.

      Er drückte Mahoney immer tiefer und rollte wie ein Irrer mit den Augen. Er schien überhaupt nicht wahrzunehmen, was um ihn herum vor sich ging.

      Mahoney verteidigte sich. Die Luft wurde ihm bereits knapp. Ein Stechen quälte seine Lungen. Der Corporal knallte dem Lieutenant beide Fäuste in die Seiten, dann schoß er hoch und holte keuchend Atem.

      Jetzt war es der Lieutenant, der untertauchte. Sein Geschrei verwandelte sich in ein undeutliches Blubbern. Der Corporal wartete, bis er wieder auftauchte, dann landete er einen Jagdhieb an seiner Schläfe. Butler wurde sofort ohnmächtig.

      Mahoney schleppte den Lieutenant fluchend bis zum Boot. Man zerrte zunächst Butler, dann den Corporal an Bord, und weiter ging die Fahrt.

      „Das wäre geschafft“, sagte Mahoney schwer atmend. „Hölle, es war nicht leicht.“

      „Das habe ich gesehen“, erwiderte der Bootsführer.

      „Wo steckt eigentlich Drake?“ fragte Mahoney.

      „Wer?“

      „Äh – Sir Francis Drake, meine ich, unser Admiral“, entgegnete Mahoney.

      „Dort!“ stieß einer der Soldaten plötzlich aus.

      Tatsächlich war es Sir Francis Drake, der nicht weit von der Jolle entfernt schwamm. Sofort nahmen die Männer Kurs auf ihn. Drake drohte unterzugehen, aber dann zogen ihn die Soldaten im letzten Augenblick noch aus dem Wasser.

      Danach wurden die letzten Soldaten geborgen, die noch vor der Einfahrt der Bucht schwammen. Zitternd und schnatternd hockten sie schließlich nebeneinander auf den Duchten. Lieutenant Henry Butler erlangte das Bewußtsein wieder und schaute sich verdutzt und ratlos um.

      „Wo – bin ich?“ stammelte er.

      „In ’ner Jolle“, erwiderte der Bootsführer trocken.

      „Was ist passiert?“ fragte Butler. Seine Stimme hatte schon wieder einen hysterischen Klang.

      „Ach, Sie können sich nicht erinnern, Sir?“ erkundigte sich der Corporal höhnisch.

      „Mir ist so übel“, klagte Butler. „Mein Kopf! Oh, ich