Wieder spürte er dieses Prickeln. Offenbar war da etwas Unausgesprochenes, das zwischen ihnen in der Luft lag. Es wurde fühlbarer, je länger sie ihn aus diesen unergründlichen mandelförmigen Augen ansah.
„Also gut.“ Er seufzte. „Dann sind wir eben quitt: Ich lasse mich von dir bemuttern, und du bleibst für mich das schutzbedürftige kleine Mädchen.“
„So haben wir nicht gewettet“, protestierte die Rote Korsarin, „abwechselnd Mutter-Sohn- und Vater-Tochter-Beziehung – das wäre denn doch wohl reichlich komisch.“
„Ich könnte mir auch etwas – hm – Wirklichkeitsnäheres vorstellen.“ Jean grinste herausfordernd.
„Schweig, Jean!“ Ihre Mandelaugen blitzten in gespieltem Zorn. „Jetzt ist es mir klar: Du hast es von Anfang an darauf angelegt, das Gespräch in diese Bahnen zu lenken.“
„Etwas besseres fällt dir wohl nicht ein?“
„Doch. Wechseln wir das Thema.“
Jean Ribault war einverstanden. Er respektierte Siri-Tong als Kampfgefährtin und als verläßliche Partnerin in bedrohlichen und lebensgefährlichen Situationen. Niemals hätte er gewagt, ihre persönliche Würde und ihre Gefühle zu verletzen.
Der Aufenthalt in dieser westlichen Bucht von Little Cayman war eine Verschnaufpause. Andererseits aber hofften Ribault und die Rote Korsarin, daß dieser Aufenthalt nicht zu lange dauern möge.
Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
„Lange werden wir bestimmt nicht hierbleiben müssen“, sagte Siri-Tong, „und aus dem Inneren der Insel droht so schnell keine Gefahr mehr.“
„Weshalb bist du so sicher?“
„Wir haben die Insel abgesucht.“
„Das meine ich nicht. Glaubst du wirklich, daß die Black Queen so schnell reagiert?“
„Ich bin davon überzeugt. Wir kennen sie beide. Sie wird die Niederlage nicht auf sich sitzen lassen. Eine solche Schmach kann sie nicht verwinden. Sie nicht! Wir sind jetzt ihre Erzfeinde, vergiß das nicht. Ihr Hofhund Caligula dürfte dir auch nicht gerade freundlich gesonnen sein.“
Jean Ribault nickte nachdenklich. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Großmars. Mel Ferrow, der Mann mit dem Haizeichen, hatte den Ausguck übernommen. Seine Aufgabe war es, vor allem die westliche Kimm zu beobachten.
Von dort, von Gran Cayman, drohte die Gefahr, mit der sie rechneten – die sie geradezu herbeisehnten. Die Black Queen würde entweder selbst Segel setzen, oder sie würde einige ihrer Spießgesellen losschicken, um die Erzfeinde zu jagen.
Nach dem Plan von Jean Ribault und Siri-Tong würde die Black Queen diese Jagd mit Kurs auf die Caicos-Inseln anzetteln, zwangsläufig also mußten die Verfolger an Little Cayman vorbeisegeln. Sofort beim Auftauchen von Mastspitzen an der westlichen Kimm würde die „Le Vengeur III.“ ankerauf gehen und den Köder spielen. Auf diese Weise, so hofften die Rote Korsarin und der Franzose, würden sie die Verfolger entweder bis zur Schlangen-Insel locken oder ihnen auf andere geeignete Weise eine Falle stellen.
Denn was die Segeleigenschaften betraf, waren die Schiffe der Black Queen der „Le Vengeur III.“ keineswegs ebenbürtig. Ein gewisses Katz- und Maus-Spiel konnte sich die Crew der schlanken Galeone von der Ramsgate-Werft also durchaus leisten.
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