Seewölfe - Piraten der Weltmeere 577. Burt Frederick. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Burt Frederick
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399840
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waren sie in der Tat nicht, wie sie den erschrocken die Arme hochreißenden Mann einkreisten und auf ihn einschlugen. Er wehrte sich verzweifelt, doch innerhalb von Sekundenbruchteilen gingen die Kerle so erbarmungslos zu Werke, daß bereits seine erstickten Schmerzenslaute zu hören waren.

      Und diese Schläger hatten sich von Anfang an den Teufel darum geschert, ob es Zeugen gab oder nicht. Sie schienen sich mächtig sicher zu fühlen.

      Der Profos und Ferris überwanden ihre Verblüffung.

      Mit vier, fünf langen Sätzen erreichten sie den Ort des Geschehens. Carberry packte einen bulligen Kerl am Kragen, der eben zu einem gemeinen Fußtritt ausholte. Das Opfer, schon am Boden liegend, blieb davon verschont. Statt dessen traf der Tritt einen der Kumpane des Bulligen in den Hintern.

      Wütendes Geheul ertönte.

      Carberry ließ den Bulligen in seinem Griff zappeln.

      Ferris Tucker hatte einen hageren Burschen gepackt, den er am gestreckten Arm von sich hielt. Der Mann versuchte verzweifelt, zu treten und zu schlagen, hatte jedoch nicht den geringsten Erfolg damit.

      Schließlich trat Ferris ihm die Beine unter dem langen Leib weg, packte gleichzeitig mit der freien Hand in der Gürtelgegend zu und beförderte ihn mit Schwung vom Rio Terrà in den angrenzenden Rio Orseolo.

      Rio, das hatten die Arwenacks bereits gelernt, hießen in Venedig die kleinen Seitenkanäle. Und Rio Terrà nannte man die Gasse, die an einem solchen Kanal entlang verlief.

      Es klatschte laut, und gischtend stieg das brackige Kanalwasser hoch, als der Kerl in der Nähe der Gondeln beim Anleger eintauchte. Prustend und mit wilden Schwimmbewegungen hielt er sich über Wasser.

      Carberry schickte den Bulligen hinterher, indem er ihm mit dem rechten Stiefel einen Rammstoß in den Allerwertesten versetzte. Mit verzweifelt wedelnden Armen flog der Mann über die Pflasterkante hinaus in die Düsternis des Kanals. Wieder folgte ein klatschender Aufschlag. Beide Kerle traten Wasser und stimmten ein wütendes Gebrüll an, dessen Lautstärke ausreichte, um sämtliche Hausbewohner in hundert Yards Umkreis aufwachen zu lassen.

      Die beiden anderen waren im Begriff, den am Boden Liegenden hochzuzerren, vermutlich, um ihn als Geisel zu benutzen.

      Die beiden Hünen aus der Crew der Arwenacks vereitelten dieses Vorhaben im Ansatz. Mit ihren Fäusten, die das Format von Ankerklüsen hatten, trieben sie die Kerle von ihrem schon wehrlosen Opfer weg.

      Gnadenlos schlugen Ed und Ferris zu. Die Art und Weise, wie die Strolche zu viert über den einen Mann hergefallen waren, hatte den beiden Männern von der Schebecke eine mordsmäßige Wut im Bauch beschert.

      Die Wucht der Hiebe traf die Schläger mit der Gewalt von Vierundzwanzigpfünder-Einschlägen. An Gegenwehr vermochten sie nicht einmal mehr zu denken. Wie entwurzelte Bäume im Wind schwankten sie unter den Hieben. Und dann nahte auch für sie beide der Moment, in dem hinter ihnen nur noch schwarze Leere gähnte.

      Schreiend segelten sie hinaus auf die düstere Wasserfläche des Kanals, wo ihre wassertretenden Kumpane inzwischen nach den Gondolieri brüllten.

      Ed und Ferris grinsten, wechselten einen Blick und rieben sich die Fingerknöchel. Dann halfen sie dem Mann auf die Beine und hoben auch sein Barett auf. Er war dunkelblond, trug einen. Oberlippenbart und hatte ein schmales Gesicht. In seinen blauen Augen lag bedingungslose Offenheit.

      „Ich danke Ihnen, Signori“, sagte er, doch es klang nicht übermäßig erleichtert. Er klopfte seinen Umhang sauber. Er verbeugte sich, als Ferris Tucker ihm das Barett reichte. „Sie sind Seeleute, nicht wahr?“

      „Sie haben einen guten Blick, Señor“, erwiderte Carberry auf Spanisch. „Wir können Italienisch zwar einigermaßen verstehen, aber mit dem Sprechen hapert es. Da liegt uns das Spanische besser.“

      „Nun, dann haben wir keine Verständigungsschwierigkeiten“, antwortete der Venezianer auf spanisch. „Mein Name ist Piero Dandolo.“ Er reichte den beiden Männern die Hand.

      Ed und Ferris stellten sich ebenfalls vor.

      Unten im Kanal hatten sich zwei Gondolieri der Wassertretenden erbarmt und sie an Bord gezogen. Gleich darauf verschwanden die beiden schlanken Boote in der Dunkelheit.

      „Miese Kanalratten“, sagte Carberry grollend und schüttelte die Faust hinter ihnen her. „Dabei sollte man annehmen, daß gerade in Venedig Recht und Ordnung herrschen. Mit solchen Typen von Straßenräubern hätten wir hier überhaupt nicht gerechnet.“

      „Sie haben eine zu gute Meinung von Venedig“, erwiderte Dandolo. „Allerdings handelte es sich auch nicht um einfache Straßenräuber.“

      „Sondern?“ entgegnete Ferris Tucker.

      Dandolo preßte die Lippen zusammen. Er sah niedergeschlagen aus, wie er den Kopf schüttelte. „Es hätte keinen Sinn, Ihnen das zu erklären, Señores. Ich will Sie nicht in etwas hineinziehen, was eine Zumutung wäre. Wenn Sie noch einen oder zwei Tage in Venedig bleiben, möchte ich Sie gern einladen. Und bringen Sie Ihre Freunde mit! Ich bin Gondelbauer. Meine Werft liegt am Rio dei Mendicanti. Jeder Gondoliere in Venedig kennt das Gelände. Und erschrecken Sie nicht, wenn Sie Trauer-Gondeln bei mir sehen. Ich arbeite nebenbei als Leichenbestatter. Nehmen Sie die Einladung an, ich bitte Sie darum. Geben Sie mir die Chance, mich wenigstens ein bißchen zu revanchieren.“

      „Gern“, antwortete Carberry. „Aber warum sagen Sie uns nicht, was los ist? Ich wette, wir könnten Ihnen helfen.“

      Dandolo schüttelte den Kopf. „Nein, ausgeschlossen. Nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich nicht mehr dazu sagen kann.“

      „Sagen Sie mal“, murmelte Ferris Tucker stirnrunzelnd, „könnte es sein, daß Ihre Schwierigkeiten noch größer werden, weil wir den Kerlen den Marsch geblasen haben?“

      Piero Dandolo blickte zu Boden.

      „Ich bitte Sie“, erwiderte er leise, „nehmen Sie mir ab, daß ich beim besten Willen nicht mehr sagen kann.“

      Dandolo wandte sich rasch ab, stieg zum Anleger hinunter und nahm eine Gondel. Er ließ sich in die entgegengesetzte Richtung fahren, nicht dorthin, wo die vier Schläger verschwunden waren.

      Ed und Ferris sahen ihm schweigend nach. Ohne daß sie darüber reden mußten, stand für sie in diesem Moment bereits fest, daß sie der Sache auf den Grund gehen würden.

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