Seewölfe Paket 12. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395019
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       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Nr. 240

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

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      1.

      Noch vor wenigen Augenblicken hatten die Strahlen der Sonne das Wasser versilbert. Doch jetzt zog plötzlich finsteres Gewölk auf, das dunkle Schatten auf die Wasserfläche warf.

      Und dann brach das Tropengewitter in all seiner Gewalt los.

      Wo gerade noch die Sonne erbarmungslos gebrannt und feuchte, dampfende Hitze das Atmen erschwert hatte, da tobten nun die entfesselten Elemente. Das Grollen des Donners erinnerte an die trommelnden Hufschläge eines riesigen Reiterheeres und das Krachen und Bersten der Einschläge an das Gebrüll der Culverinen bei einem gewaltigen Seegefecht.

      Zuckende Blitze vergossen grelle Lichtströme und schienen das schwarze Himmelsgewölbe in tausend Fetzen zerreißen zu wollen. Eine prasselnde, wolkenbruchartige Regenflut folgte und hüllte das Inferno in einen grauen, nassen Schleier.

      Die „Isabella VIII.“, eine schlanke, dreimastige Galeone von etwa zweihundertfünfzig Tonnen Größe, wirkte im Toben der Elemente wie ein Gespensterschiff – groß, dunkel und geheimnisvoll.

      Erst als das heftige Tropengewitter mit der gleichen Schnelligkeit, mit der es heraufgezogen war, aufhörte, schälte sich der schnelle Rahsegler, der vom besten Schiffsbauer Englands erbaut worden war, aus der düsteren und dampfenden Atmosphäre. Er glitt hinein in das gleißende Licht der Sonne, das die Gewitterwolken rasch wieder auflöste, so, als sei überhaupt nichts geschehen.

      Man schrieb den 8. März im Jahre des Herrn 1591. Die „Isabella“ segelte mit Backstagsbrise auf Nordwestkurs dem Äquator entgegen. Seit sie Parnaiba an der Atlantikküste des südamerikanischen Kontinents verlassen hatte, lief sie ihren Kurs stets in Sichtweite der Küste.

      Der Himmel strahlte bereits wieder im gewohnten Blau, und nur die mächtigen Wolken, die drüben an der Küste über den endlosen Urwäldern dampften, erinnerten an den Ausbruch der Naturgewalten.

      An Bord der „Isabella“ war es drückend heiß und schwül. Auch der Gewitterregen hatte keine Abkühlung gebracht. Die Hitze flimmerte und veranlaßte einen Teil der Crew, still und untätig vor sich hin zu dösen. Nur vereinzelt wurde das gleichförmige Rauschen des Wassers unterbrochen durch das Geschrei der Aluates, der Brüllaffen, das aus dem Dschungel herübertönte.

      Das feuchte, schweißtreibende Klima erzeugte eine gedrückte Stimmung unter den Seewölfen. Auch Philip Hasard Killigrew, dem Kapitän der „Isabella“, standen kleine Schweißperlen auf der Stirn, als er neben Ben Brighton an der Schmuckbalustrade des Achterkastells stand und seine eisblauen Augen prüfend über die Decks wandern ließ.

      Das kurze, heftige Tropengewitter war für ihn und seine Mannschaft nichts Neues gewesen. Sie hatten den südamerikanischen Dschungel und seine Launen und Tücken bereits kennengelernt und wußten im großen und ganzen, wie sie sich in dieser kochenden und brodelnden Hölle zu verhalten hatten.

      Einigen schien jedoch die Hitze nur wenig zuzusetzen. Unermüdlich waren sie in Bewegung, um wenigstens die notwendigsten Handgriffe zu erledigen. So auch Philip und Hasard, die beiden zehnjährigen Zwillingssöhne des Seewolfs, die beide damit beschäftigt waren, eine Schlagpütz Seewasser nach der anderen übers Schanzkleid zu hieven, um die Decksplanken zu schrubben. Die vorausgegangene kurze Regenflut konnte die regelmäßige, gründliche Reinigung natürlich nicht ersetzen.

      Den beiden schien die Arbeit Spaß zu bereiten, und sie schwitzten auch nicht so sehr wie Bob Grey, Matt Davies, Jeff Bowie und Luke Morgan, die noch auf der Kuhl beschäftigt waren und von Zeit zu Zeit nicht gerade schmeichelhafte Bemerkungen über die brütende Hitze von sich gaben. Der Kutscher werkte noch in der Kombüse herum und Bill, der Moses, hockte als Ausguck im Großmars und ließ seine flinken Augen tastend über die Wasserfläche bis zur Küste hinüberwandern.

      Ferris Tucker, der rothaarige Riese mit dem Kreuz, so breit wie ein Rahsegel, der Schiffszimmermann der „Isabella“, hatte sich auf dem Backbordniedergang zur Kuhl niedergelassen und war damit beschäftigt, seine gefürchtete Axt zu schärfen, die nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Waffe berüchtigt war.

      Batuti, der schwarze Mann aus Gambia, hockte daneben und sah ihm interessiert zu.

      Die übrigen Männer der Crew, darunter Smoky, Blacky, Gary Andrews und Old Donegal Daniel O’Flynn, hielten sich mit Ausnahme von Pete Ballie, der am Ruder stand, an der vorderen Schmuckbalustrade der Back auf.

      „Die Stille trügt, ich spüre es“, sagte Old Donegal Daniel O’Flynn und setzte mit Nachdruck seine Beinprothese auf die Planken. „Der Tag wird nicht so ruhig weiterverlaufen.“

      „Was heißt hier Stille?“ brummte Smoky, ein Rauhbein, das noch unter Francis Drake als Decksältester gefahren war. „Reicht dir das ständige Gebrüll der Affen nicht? Oder“, setzte er mit einem Grinsen hinzu, „hast du vielleicht während des Gewitters eine Windbraut oder gar einen Wassermann gesehen?“

      Die Männer sahen sich an, und der eine oder andere konnte sich ein Augenzwinkern nicht verkneifen. Sie kannten schließlich die Ahnungen von Old O’Flynn, aber sie wußten auch, daß er manchmal recht behielt.

      Old O’Flynn wurde ärgerlich und legte das von vielen Stürmen gezeichnete Gesicht in Falten.

      „Spottet nur“, sagte er. „Eines Tages werdet ihr es schon noch selber merken, daß es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, von denen sich der Mensch nichts träumen läßt …“

      „Amen!“ unterbrach Dan O’Flynn und erntete dafür einen mißbilligenden Blick seines Vaters.

      Doch auch dem alten O’Flynn schien bei dieser Wahnsinnshitze der Sinn nicht unbedingt nach einem handfesten Streit zu stehen. Er stützte seine Hände auf die Balustrade und blickte mit kritischen Augen zur Küste hinüber.

      Ed Carberry, der Profos der „Isabella“, ein bulliger Riese mit einem gewaltigen Rammkinn und zernarbtem Gesicht, hatte sich gerade eine Muck Wasser geholt und ließ sich damit auf einer Taurolle nieder, die auf der Kuhl lag. Bäche von Schweiß liefen über sein kantiges Gesicht, als er die Muck neben sich abstellte und zunächst einmal – ziemlich erfolglos – versuchte, sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen.

      „In der Hölle kann’s nicht heißer sein“, murmelte er. „Und des Teufels Großmutter scheint heute eine besonders heiße und dampfende Suppe zu kochen.“

      Der Profos gab