Seewölfe - Piraten der Weltmeere 500. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399086
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stimmt genau. Wenn wir es nicht tun, dann sind die Kerle immer noch im Besitz einer Jolle – und ausgerechnet unserer. Die werden sie dann mißbrauchen, womit die Verbindung vom Strand zum Schiff doch wiederhergestellt wäre.“

      Der Kutscher sah die Zwillinge sehr nachdenklich an.

      „Ihr könnt verdammt logisch denken“, sagte er anerkennend. „Natürlich habt ihr recht. Auch ich habe im Augenblick gar nicht an die Möglichkeit gedacht.“

      Carberry sah ziemlich unglücklich aus. Er kratzte sich verdattert den Nacken und sagte laut und deutlich: „Donnerscheiß!“

      „Das ist wenigstens klar und drastisch ausgedrückt“, meinte der Kutscher. „Es zeigt auch besonders kraß unsere derzeitige Situation. Wer zerstört schon freiwillig das eigene Schiffchen, das uns zumindest die Möglichkeit gibt, den umliegenden Inseln einen Besuch abzustatten? Wir sitzen dann völlig auf dem trockenen und sind nicht mehr in der Lage, die Insel zu verlassen.“

      Leichtes Unbehagen kam bei diesem Gedankengang auf.

      Der einzige unverbesserliche Optimist war wieder mal Old O’Flynn, der alte Hinter-die-Kimm-Späher. Er war jetzt ebenfalls aufgestanden, um einen Blick durch den Schlitz zu werfen.

      „Na und?“ knurrte er. „Ich pfeife auf die Jolle. Wenn sie beim Teufel ist, baut Hesekiel mir eben eine neue. Die wird dann noch besser als die andere. Hesekiel muß sowieso eine neue ‚Empress‘ auf Stapel legen. Dann kann er gleich die erforderlichen Jollen ebenfalls in Angriff nehmen. Wenn es soweit ist, schießen wir den Kahn eben zusammen.“

      „Und damit basta und paletti, was, wie?“ höhnte der Profos. „Daß Hesekiel so weit von uns entfernt ist wie der Mond, scheint dich dabei immer noch nicht zu stören. Du denkst nur an deinen Torfkahn und an sonst nichts.“

      „Die anderen werden uns schon finden“, behauptete Old O’Flynn in sattsam bekannter Sturheit, was den Profos jedesmal auf die Palme trieb. „Das haben wir ja schon besprochen. Damit ist das Problem so gut wie erledigt.“

      „Du und deine erledigten Probleme“, fauchte Carberry. „Ich schieße jedenfalls nicht auf unsere eigene Jolle, sonst hocken wir hier bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag herum. Oder willst du wieder mal auf einem Hai zum Stützpunkt zurückreiten?“

      „Du schießt also nicht auf unsere Jolle?“ vergewisserte sich der Alte beiläufig.

      „Nein, das habe ich schon gesagt.“

      „Dann laß es bleiben“, erwiderte der Alte grantig. „Aber ich werde schießen – und zwar auf meine Jolle, wobei ich das ‚meine‘ ganz besonders hervorheben möchte, Mister Carberry. Wenn mich nicht alles täuscht; bin immer noch ich der Kapitän, und ich …“

      „O Gott, jetzt hängt er wieder den Kapitän raus, wenn er nicht mehr weiterweiß. Ein Kapitän ohne Schiff, ein Kapitän, der seinen Torfschlorren einfach im Stich läßt. Da lach’ ich aber wie der Satan persönlich.“

      „Tust du immer“, versicherte der Alte. „Manchmal siehst du auch genauso aus wie jener.“

      „Dann schieß doch auf deine Jolle, verdammt! Oder friß sie meinetwegen auf, du Kümmelarsch! Dir traue ich sowieso zu, daß du die Jolle Vierkant fressen kannst.“

      „Ein O’Flynn kann alles.“

      „Einen Scheiß kannst du – bestenfalls ein Schiffchen durch den Wind slippen lassen.“

      „Und du läßt deinen Krakeeler entwischen, damit der Kotzreiher uns alle in die Pfanne haut.“

      Der Kutscher räusperte sich wieder einmal. Dann schickte er einen stummen und entsagungsvollen Blick zur Höhlendecke.

      „Mit euch beiden wird es nie anders sein“, sagte er. „Ihr beiden Streithähne würdet euch selbst im Angesicht der Hölle noch in den Haaren liegen, und das alles mehr oder minder wegen einer läppischen Kleinigkeit. Einer muß immer auf Biegen oder Brechen recht behalten, sonst fühlt ihr euch nicht wohl.“

      „Gebe ich ja zu“, motzte Old O’Flynn, „aber nur, weil dieser Mister Carberry immer das Maul vorn haben muß.“

      „Weil Mister O’Flynn immer die Schnauze zur unpassenden Zeit aufreißen muß“, konterte der Profos. „Aber das mit der Jolle ist mir jetzt fast egal. Sie ist ja das ganz persönliche Eigentum des Oberadmirals, der sich um die anderen den Teufel schert.“

      „Lauter, bitte“, forderte der Kutscher, „sonst können die Kerle nicht hören, was wir besprechen, und das wäre doch ein Jammer, wenn sie uns nicht finden würden.“

      Aus einer der Kisten klang ein gedämpftes Geräusch, das sich undeutlich und sehr weit entfernt wie „Affenärsche“ anhörte. Der Papagei Sir John zeterte in seiner Kiste los. Aber die unflätigen Worte waren kaum bis an den Eingang der Höhle zu vernehmen.

      „Dieses Satansbiest dieses verdammte“, brabbelte Old O’Flynn. Eilig humpelte er durch die Höhle und nahm unter Carberrys mißbilligenden Blicken demonstrativ auf der Kiste Platz, die Sir John zur Zeit als unfreiwilliger Aufenthaltsort diente.

      „Sie landen gleich“, verkündete Stenmark. „Wir sollten uns jetzt wirklich ruhig verhalten.“

      „Tu ich doch die ganze Zeit“, brummte Old Donegal verärgert.

      „Ich doch auch“, sagte der Profos. „Der Admiral kann bloß mal wieder seine Klappe nicht halten.“

      Der Kutscher warf beiden einen undefinierbaren Blick zu.

      Carberry wandte sich verlegen ab und blickte angelegentlich zur Höhlendecke, als könne er kein Wässerchen trüben.

      Old O’Flynn hingegen starrte finster auf den Boden. Er sagte kein Wort mehr, aber seine Lippen bewegten sich lautlos. Insgeheim beschimpfte und beleidigte er die ganze Carberry-Sippschaft.

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