Meine Bekanntschaft mit Irland verdanke ich auch ein bisschen der IRA. Damals, in den 1990ern, wollte ich ein Reisebuch über ein Land schreiben, in dem selbst Bombenterror die Urlauber nicht davon abhielt hinzufahren. Die „Troubles“, wie die Iren es nennen, sind inzwischen ebenso Geschichte wie die inneririschen Grenzbefestigungen.
Den Aufstieg der Insel von Europas Armenhaus zum Wirtschaftswunderland fand ich dann ebenso spannend zu beobachten wie später die Bauchlandung und Wiederbelebung des „keltischen Tigers“ nach Finanzkrise und geplatzter Immobilienblase. Heute ringt Irland mit den Folgen des Corona-Virus. Und hofft, dass man sich bald wieder am Tresen eines Pubs näherkommen darf.
Geblieben ist neben gesprächigen und humorvollen Menschen auch eine in weiten Teilen noch immer herrliche Landschaft zwischen Wasser und Himmel. Am liebsten erkunde ich sie zu Fuß, entdecke dabei immer wieder Neues und erlebe manche Überraschung. Auch mit dem Wetter habe ich inzwischen Frieden geschlossen und kleide mich auf meinen Recherchereisen im Zwiebellook. Meine liebste Reisezeit für die grüne Insel ist der Juni. Da währt das Tageslicht bis kurz vor Mitternacht.
In eigener Sache
Wegen der andauernden Corona-Pandemie sind Museen, Restaurants, Veranstaltungen usw. kurzfristig nur eingeschränkt oder gar nicht zu besuchen. Deswegen können nicht alle Informationen in diesem Buch auf dem aktuellen Stand sein. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und bitten Sie, gelegentlich einen Blick auf unsere Internetseiten zu werfen, wo wir Sie über Ihr Reisegebiet auf dem Laufenden halten. Wenn Sie mögen, können Sie diesen Service mit eigenen Erfahrungen vor Ort unterstützen. Schreiben Sie uns unter [email protected], Stichwort „Reisebuch-Updates“. Wir sind dankbar für jeden aktuellen Hinweis.
Orientiert in Irland
Das Land im Profil
Einsame Buchten und tosendes Nachtleben: Irland beherrscht die Extreme. Während Dublins Fußgänger schneller als Passanten in New York oder Berlin durch die Straßen hetzen, lebt man in den Küstendörfern äußerst entschleunigt. Vielleicht machen gerade die Gegensätze Irland zu einem Sehnsuchtsziel vieler Deutscher.
Fläche: 84.421 km2, davon 13.843 km2 Nordirland
Einwohner: 6,7 Mio., davon 1,9 Mio. in Nordirland
Hauptstadt: Dublin, 1,2 Mio. Einw. (Rep. Irland); Belfast, 350 Tsd. Einw. (Nordirland)
Küstenlinie: 3200 km
Höchster Berg: Carrantuohill (Kerry) 1040 m
Längster Fluss: Shannon 256 km
Irland ist ...
... die Grüne Insel
Aus der Vogelperspektive des Landeanflugs zeigt sich Irland als kleinräumige Patchwork-Decke in der Grundfarbe Grün. Mal trennt ein schmaler Streifen goldbraunen Sandes das Meer von der Landmasse, mal bäumt sich die Gischt tosend an den Klippen auf und säumt Irland so mit einem weißen Rand. Hecken und Zäune unterteilen das satte Grün der Insel in kleine und noch kleinere Parzellen. Auf manchen erkennt man weiße und schwarz-weiße Vierbeiner in gemächlicher Bewegung, auf anderen einzelne Häuschen oder gleichförmige Siedlungen. Wo sich diese zu einem Häusermeer verdichten, das Grün von Grautönen abgelöst wird und Verkehrsschneisen die Landschaft gliedern, dort haben wir es mit den Agglomerationen von Dublin oder Belfast zu tun. Die flache Mitte der Insel und der karge Westen dagegen, getupft von unzähligen Seen und geädert mit Wasserläufen, zeigt sich als Land der Moore, und sogar die Gebirge, die sich vorzugsweise an den Rändern der Insel auftürmen, sind meist mit Mooren überzogen.
... Wild Atlantic Way
Der Wild Atlantic Way verspricht eine unvergessliche Reise durch Irlands Küstenlandschaft. Hier schuf die Urkraft des Ozeans imposante Klippen, einsame Strände und fantastische Buchten; dort geht die Fahrt durch satt grüne Weidelandschaften und lebhafte Städtchen. Mit über 2600 km Länge eine der längsten ausgewiesenen Küstenstraßen der Welt, schlängelt sich der Wild Atlantic Way entlang der Westküste von der Halbinsel Inishowen im Norden bis in den Gourmettreff Kinsale im Süden. Egal, ob Sie die gesamte Strecke erkunden oder nur ausgewählte Abschnitte entdecken möchten: Hinter jeder Kurve wartet ein neues Abenteuer.
... Wandern und Wetter
Wer sich der Landschaft samt den Launen des irischen Wetters auch körperlich aussetzt, erfährt die Natur weit intensiver als beim Blick aus dem Autofenster. Und weil das Wetter zwar ständig wechselt, aber nie richtig kalt und nie richtig heiß ist, haben Wanderer das ganze Jahr über Saison. Regenfeste Kleidung und Schuhe sind freilich Pflicht. Das Netz der markierten Wege umfasst mehrere Tausend Kilometer und wird ständig erweitert. Auch anspruchsvolle Bergwanderungen sind möglich. Touren abseits der markierten Routen stoßen allerdings auf Hindernisse in Gestalt von Hecken, Feldmauern und Weidezäunen. Und wer einmal durchs Moor gelaufen ist, weiß, dass auch manch „wasserfeste“ Stiefel ihr Versprechen irgendwann brechen.
... keltische Traumwelt
Stolz blickt Irland auf seine keltische Vergangenheit zurück. Der Erhalt der irischen Sprache und Identität ist für die Iren von großer Bedeutung. Halloween und mancher Kraftort öffnen Fenster in die magische Welt der Mythen und Legenden. Nicht weniger imposant sind die steinernen Hinterlassenschaften älterer, vorkeltischer Kulturen, die sich im Nebel der Zeit verlieren. Mit Dolmen, Steinkreisen, Hügelgräbern und dem Weltwunder Newgrange hinterließen sie uns auch gewaltige Rätsel.
... Land der Dichter
Dass es in Irland mindestens so viele Dichter wie Leser gibt, ist wohl nur ein Gerücht, auch wenn es die Fremdenverkehrswerbung gern so sähe. Doch hat die Insel in der Tat eine erstaunliche Zahl an Schriftstellern hervorgebracht, darunter Giganten der Weltliteratur wie Jonathan Swift, George Bernard Shaw, James Joyce oder Samuel Beckett; und feiert diese mit zahlreichen Museen, Theatern, Lesungen und Wettbewerben. Und ist nicht auch der klassische Pubgänger mit bierseliger Fabulierlust und seinen unterhaltsamen, wenn auch nicht immer glaubwürdigen Geschichten ein Dichter? Dann gäbe es immerhin so viele Dichter wie Trinker.
... Musik
Mindestens so wichtig wie gute Geschichten ist den Iren und Irinnen ihre Musik. Die Insel hat eine lebendige Volksmusikszene. Sei’s eine Session im Pub, sei’s der ausgelassene Tanz auf der Céilí oder das große Sommerfestival Fleadh Cheoil - für viele Iren ist die Folkmusic Teil ihrer Identität und das gemeinsame Musizieren aus dem Alltag nicht wegzudenken.
Sightseeing und mehr
Erlebnis Kultur
Zahlreiche Denkmäler aus christlichen wie vorgeschichtlichen Epochen machen Irland zu einer ungeahnt reichen Kulturlandschaft. Die Insel punktet mit prächtigen Landsitzen, bedeutenden Museen, rätselhaften Megalithanlagen, mit gutem Bier und dem Pub als sozialem Ereignis. Einfach die Neugier stillen und Spaß nicht vergessen.
Oft an ganz unerwarteten Orten trifft der Besucher auf Public Art: spontane Graffitis, aufwendige Wandbilder, Sarah Dalys gläserne „Schlange im Paradies“ (Bild oben) im Garten von