Francisco Batista (Chico) Pires – Hells Angel und Mitglied der Nomads.
George Pires – Mitglied der Hells Angels und der Nomads.
Michael Plante – Informant der RCMP und „offizieller Freund“ der Hells Angels. Für die Aussage gegen seine ehemaligen „Freunde“ bei den Hells Angels wurden ihm 1 Million Dollar versprochen.
Randall (Randy) Richard Potts – Mitglied des East-End-Chapters der Hells Angels in Vancouver.
John Virgil Punko – Mitglied des East-End-Chapters der Hells Angels in Vancouver.
Richard Andrew Rempel – Associate des East-End-Chapters.
Kerry Ryan Renaud – Associate des East-End-Chapters.
David Roger (Baldy) Revell – Associate der Hells Angels des East-End-Chapters.
Lloyd (Louie) George Robinson – Langjähriges Mitglied der Vancouver Hells Angels und Halbbruder von John Bryce.
Guy (Bully) Rossignol – Hells-Angels-Mitglied aus Kelowna, B.C.
Joseph Bruce Skreptak – Hells-Angels-Mitglied aus Kelowna, B.C.
Cedric Baxter Smith – langjähriges Hells-Angels-Mitglied, verschwunden und vermutlich sein 2008 nicht mehr am Leben.
Mickie (Phil) Smith – Auftragskiller, der in fünf Mordfällen überführt wurde, darunter ein Mord für die East-End-Hells-Angels.
Juel (Jules) Ross Stanton – Mitglied der Hells Angels und bekannt für seine Brutalität. Spitzname: Hooligan.
Tony Terezakis – Associate der Hells Angels.
Robert Leonard Thomas „Tattoo Rob“ – Mitglied der Hells Angels.
Jean Joseph Violette – Mitglied der Vancouver Hells Angels.
Gino Zumpano – Mitglied der Hells Angels und der Nomads.
Einleitung
In seiner Jugend nannten sie ihn Big Mike, besonders wegen seines prallen Bizeps und wegen des muskulösen Brustkorbs. Man kannte ihn auch unter dem Namen „Sherman“, denn sein Körperbau glich einem Sherman-Panzer.
2002 begann der stämmige Gewichtheber Michael Dollard Plante als Rausschmeißer in Vancouvers Marble-Arch-Stripclub zu arbeiten. Er bekam den Job dank der tatkräftigen Unterstützung von Randy Potts, einem aufstrebenden Mitglied der Hells Angels. Zu der Zeit steckte Potts noch mitten im sogenannten „Programm“, einem vierstufigen Ausleseverfahren, das am Ende zur vollwertigen Mitgliedschaft in der berüchtigtsten Outlaw-Biker-Gang der Welt führte. Im örtlichen Fitnessclub wechselte Plante oft einige Worte mit den Bikern und trainierte schon bald mit Mitgliedern des East-End-Chapters der Hells Angels in Vancouver. Er gab ihnen Ratschläge für das Stemmen der Gewichte, damit die Biker ihre Muskeln möglichst effizient „aufpumpen“ konnten, und er versorgte sie auch hin und wieder mit illegalen Steroiden.
Einer der Biker, Lloyd „Louie“ George Robinson, lud Plante eines Tages zum gemeinsamen Training in das an der East Georgia Street gelegene Clubhaus des East-End-Chapters ein. Robinson, damals Mitte 40, war langjähriges Mitglied der East End Hells Angels, und sein Bruder John Peter Bryce fungierte als Präsident der Ortsgruppe.1
Das erste Chapter der Hells Angels war in Oakland, Kalifornien, gegründet worden, und nach und nach formierten sich dann auf der ganzen Welt Ortsgruppen. Die Angels begannen in den Siebzigern, ihre Fühler auch nach Kanada auszustrecken, etablierten sich im ganzen Land und gründeten mehr als 30 Chapter.
Das East-End-Chapter gehörte zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Ortsgruppen des Landes. Es wurde 1983 gegründet, als die Hells Angels eine lokale Biker-Gang, die Satan’s Angels, mit drei Ortsgruppen in und um Vancouver und einer in Nanaimo auf Vancouver Island, übernahmen und sich einverleibten.
Das East-End-Clubhaus bildete den Schlupfwinkel der Biker, versehen mit Überwachungskameras und abgesichert durch Stahltüren mit elektronischen Schlössern. Es verfügte über eine Privatbar, eine Lounge, einen Versammlungsraum, zwei Schlafzimmer und einen komplett ausgestatteten Fitnessraum.
Robinson, zutiefst beeindruckt vom gestählten und überaus muskulösen Körperbau seines Kumpels, bat diesen, sein Krafttraining zu überwachen. Bei einer dieser gemeinsamen Übungseinheiten wurde Plante Zeuge, wie sein Schützling aus der Rückenlage mehr als 180 Kilogramm stemmte, was bei den anderen Hells Angels entsprechend Eindruck machte.
Schon bald eilte Plante der Ruf eines zuverlässigen Freundes der Biker voraus, woraufhin diese ihm verschiedene Jobs übertrugen. Zusätzlich zu der Tätigkeit als Rausschmeißer im Stripclub machte er sich als Verstärkung beim Eintreiben ausstehender Zahlungen nützlich. Seine Muskelpakete schüchterten die Schuldner ein und versetzten sie in Angst und Schrecken. Plantes Job bestand darin, diesen Leuten klarzumachen, dass sie weniger Ärger – und keine Schmerzen – zu befürchten hatten, wenn sie freiwillig und schnell zahlten.
Meist reichten ein furchteinflößender Blick und einige einschüchternde Androhungen aus, doch falls notwendig, wurde auch Gewalt angewandt. Manchmal zog Plante sogar eine Waffe. Im Januar 2003 bedrohte er einen Mann, der Randy Potts Kutte gestohlen hatte, die diesen als „Abhänger“ auswies. Als der Dieb aus dem Haus kam, feuerte Plante mit einer .38er Pistole drei Mal in die Luft. „Ich wollte ihm nur Angst einjagen, ihn bluffen“, erinnerte er sich später und gab an, dass er zur Tarnung ein Sweatshirt mit Kapuzenmütze trug.
Während seiner „Karriere“ beim Club verübte Plante sieben Anschläge, doch die meisten Zeugen bekamen schnell kalte Füße und weigerten sich, Anzeige gegen ihn zu erstatten. Er wurde lediglich wegen eines Angriffs auf einen Mann im Fitnesscenter verurteilt.
Doch dann kam der Tag, der sein Leben für immer verändern sollte und an dem er sich entschied, als Maulwurf für die Polizei zu arbeiten.
Im Juli 2003 wurde Plante, damals 36 Jahre alt, der Auftrag erteilt, das Büro von James Betnar aufzusuchen, einem Geschäftsmann aus Vancouver, der nach Polizeiinformationen David Patrick O’Hara 20.000 Dollar schuldete. Zu der Zeit gehörte O’Hara zum Mission-Chapter der Hells Angels, das die Gegend um Vancouver unsicher machte.2
Alles begann wie ein Routinejob. Randy Potts beauftragte Plante, besagten Betnar aus seinem Büro zu holen und ihn zu O’Haras luxuriösem Haus in Surrey, einem Vorort von Vancouver, zu bringen, um der Forderung Nachdruck zu verleihen. Während der 40-minütigen angespannten Fahrt breitete sich eine unangenehme Atmosphäre im Wagen aus. Betnar war klar, was ihn erwartete, und er sagte kaum ein Wort. Am Ziel der Reise angekommen, parkte Plante vor einer großen Werkstatt, in der O’Hara an Dragster-Bikes schraubte. Er erklärte Betnar, dass O’Hara drinnen warte, um mit ihm Klartext zu reden.
Plante saß dann draußen und hörte Betnar, der drinnen verprügelt wurde, schreien. Schließlich torkelte Betnar mit blutigen Striemen auf Gesicht und Armen aus der Tür. Unter unerträglichen Schmerzen humpelte er zu Plantes Auto.
Die meisten Opfer der Hells Angels hätten kein Sterbenswörtchen über eine Prügelattacke verloren, und das Leben der mächtigsten Gang an der Ostküste hätte seinen gewohnten Lauf genommen. Doch Betnar wandte sich an die Polizei, die ihm das anbot, ihn ins Zeugenschutzprogramm aufzunehmen, ein Verfahren, das mit einem Umzug einherging. Im Anschluss an Betnars Aussage wurden Plante und O’Hara verhaftet und wegen Erpressung angeklagt.3
Man brachte Plante in das Gefängnis in Surrey. Nachdem er einige Stunden in der Zelle gesessen hatte, fällte er eine Entscheidung, die sein Leben von Grund auf umkrempeln sollte.
Er nahm Kontakt zur RCMP [Royal Canadian Mounted Police, Bezeichnung für die kanadische Polizeibehörde] auf, die ihr Büro direkt neben dem Knast hatte, und erklärte sich grundsätzlich bereit mit der Polizei zusammenzuarbeiten.