Geister sind unser Geschäft. Jana Scherer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jana Scherer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783961775620
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      Die echte Trix sah mich für einen Moment verständnislos an. Dann lachte sie und klopfte mir anerkennend auf die Schulter – so fest, dass ich beinahe gestolpert wäre. »Das ist wirklich gut, Harald. Die perfekte Revanche.«

      Irgendwie war ich enttäuscht. Ein klein wenig hätte Trix sich über meine Retourkutsche ruhig ärgern können.

      Stattdessen sagte sie gut gelaunt: »Gehen wir?«

      Also gingen wir los.

      »Was wollen wir denn überhaupt am Deichabschnitt 23?«, fragte Trix.

      »Jansens Schafe …«, fing ich an.

      »Miau-hau-hau-hau!«, warf Miss Moneypenny dazwischen. Ihr schien der Transport per Fahrrad nicht besonders zu gefallen. Trix schob ihr ein paar Kitty-Glitter-Katzensnacks in den Korb und verwandelte so das genervte Miauen in zufriedenes Schmatzen.

      Ich nutzte die Ruhe, um Trix detailliert meine bisherigen Ermittlungen im Fall des grünen Leitungswassers darzustellen. Trix hörte konzentriert zu.

      »Und laut Frau Hinnerksen stimmt irgendwas nicht mit Jansens Schafen«, beendete ich meinen Bericht. »Vielleicht haben sie von dem Wasser getrunken und es nicht vertragen. Deshalb machen wir jetzt einen kleinen Umweg am Deichabschnitt 23 vorbei. Der ist ganz in der Nähe des Bahnhofs, wir sind gleich da.«

      »Miau-hau!«, maunzte es schon wieder dazwischen. Ich drehte mich zum Gepäckträger um – und entdeckte Fräulein Karnelia! Sie lief neben meinem Fahrrad her und miaute laut. Ich konnte es kaum glauben. Bei schlechtem Wetter ging Fräulein Karnelia sonst nie raus.

      Aus dem Korb kam ein fröhliches »Miau« zurück. Es klang wie eine Begrüßung.

      »Schau mal, Trix, Fräulein Karnelia scheint sich wirklich über den Besuch zu freuen«, sagte ich und zeigte auf die Katze, die sehnsuchtsvoll zu meinem Gepäckträger hochblickte.

      »Das kann doch unmöglich von dem grünen Wasser kommen!«, rief Trix.

      »Wieso Wasser? Ich rede von Fräulein Karnelia.« Ich wandte mich wieder nach vorne.

      Und brauchte keine Erklärungen mehr.

      Vor uns lag der Deich. Dort standen die Schafe und kauten lässig wie immer vor sich hin.

      Nur dass heute grüne Totenköpfe auf ihrem Fell prangten.

      Kapitel 3 In dem Wiebkes Mutter sich höchst verdächtig verhält, wir einen Tatort untersuchen und unser erstes Beweisstück finden.

      Ich stellte das Fahrrad ab und wollte Trix zum Deich hinterherrennen. Doch ein zweistimmiges »Miau-hau!« hielt mich davon ab. Schnell hob ich den Katzenkorb vom Gepäckträger, öffnete das Gitter und ließ Miss Moneypenny heraus. Dann folgte ich Trix.

      Die Schafe grasten vor sich hin und wirkten gänzlich unbeeindruckt. Wahrscheinlich hatten sie heute noch nicht in den Spiegel geschaut.

      »Da ist ja Schnucki MäcGaffin«, sagte Trix. »Oh nein, es hat auch was abbekommen.«

      Was abbekommen war leicht untertrieben. Das Fell des Schafs zierten zahlreiche grüne Totenköpfe. Sogar die Wolle auf seinem Kopf war grün gezeichnet. Ehrlich gesagt stand ihm das Totenkopf-Muster richtig gut. Schnucki sah aus wie ein lässiges Punker-Schaf. Fast erwartete ich, dass es mich gleich um einen Euro anschnorren würde.

      »Harald, Trix!« Wiebke rannte auf uns zu. »Ist das nicht schrecklich?«

      Hinter ihr stapfte ihre Mutter den Deich herunter. Frau Jansen wirkte ziemlich wütend.

      Als die beiden bei uns ankamen, umarmte Wiebke erst mich und dann Trix. »Herzlichen Glückwunsch, Harald. Schön, dass du da bist, Trix.« Dann wanderte ihr Blick zu den Schafen. Sie schüttelte traurig den Kopf. »Wer macht denn so was? Die armen Tiere.« Ihr standen Tränen in den Augen.

      Frau Jansen strich ihr sanft über den Rücken.

      »Totenköpfe«, murmelte Wiebke. »Meint ihr, jemand hat was gegen uns? Vielleicht ist es eine Drohung oder so.«

      »Das können wir zu diesem Zeitpunkt leider nicht ausschließen«, stimmte ich zu. »Aber möglicherweise richtet sich die Drohung nicht an euch persönlich. Die grüne Farbe der Totenköpfe legt vielmehr einen Zusammenhang mit dem grünen Leitungswasser nahe.«

      Wiebke sah mich erstaunt an. »Grünes Leitungswasser?«

      »Ja, und Hähnchenaroma hat es außerdem.« Ich holte mein Mobiltelefon heraus und spielte das Video ab, das ich von dem grünen Wasser in unserem Bad gemacht hatte.

      Frau Jansen blickte auf den Handybildschirm, atmete hörbar ein und fing an zu husten.

      »Alles okay bei dir, Mama?«, erkundigte sich Wiebke.

      »Ja, alles in Ordnung.« Frau Jansen keuchte. »Hab mich nur verschluckt.« Sie räusperte sich ein paarmal. »Bist du sicher, dass das Wasser Hähnchenaroma hat, Harald?«

      Ich bestätigte das.

      »Hm. Das passt eigentlich nicht dazu«, murmelte Frau Jansen vor sich hin.

      Ich studierte aufmerksam ihr Gesicht. Sie presste die Lippen aufeinander, und ihre Augen wanderten unruhig hin und her. Es sah aus, als würde sie angestrengt über etwas nachdenken.

      »Bei uns ist das Wasser ganz normal«, sagte Wiebke. »Ist es nur bei euch grün, Harald? Oder auch bei anderen Leuten?«

      Ich steckte das Telefon zurück in die Manteltasche. »Nach aktuellem Ermittlungsstand sind gleichzeitig circa zehn andere Haushalte betroffen.« Konzentriert betrachtete ich die angesprühten Schafe. »Hm. Totenköpfe sind ein allgemein bekanntes Symbol für Toxikalität.«

      »Blök!«, machte Schnucki MäcGaffin.

      »Stimmt«, pflichtete auch Trix mir bei, »der Totenkopf bedeutet so viel wie: Vorsicht, giftig!«

      Wiebke streichelte Schnucki über den grün bemalten Kopf. »Also meint ihr, dass die Totenköpfe sich auf das grüne Wasser beziehen und zum Ausdruck bringen sollen, dass es giftig ist?«

      Ich trommelte mit den Fingern einen langsamen Rhythmus auf meinem Hut. Das erhöht stets meine Kombinierfähigkeit. »Möglicherweise. Allerdings muss das Wasser deshalb nicht tatsächlich giftig sein. Vielleicht will der Täter nur, dass wir dies annehmen.«

      »Du, Mama?« Wiebke zupfte ihre Mutter an der Jacke. »Kommst du hier alleine klar? Ich glaube, das ist ein Fall für uns.«

      Frau Jansen schüttelte den Kopf. »Nein, Wiebke, das ist kein Fall für euch. Die Sache ist kein Spaß. Da können Kinder nichts ausrichten.«

      Wiebke wurde unter ihren Sommersprossen rot. »Wir sind keine Kinder!«

      »Oh doch, keine Diskussion!« Frau Jansen verschränkte die Arme vor der Brust.

      »Wollen Sie wegen der Schafe die Polizei rufen?«, erkundigte ich mich.

      Jetzt bildeten sich auch in Frau Jansens Gesicht rote Flecken. »Nein, das werde ich nicht tun. Ich vermute, dass es sich um Viehkennzeichnungsfarbe handelt, die lässt sich in ein paar Wochen auswaschen. Es gibt also keinen Sachschaden. Wiebke, du fährst nach Hause und hilfst Oma, den Stall sauber zu machen. Hier können wir sowieso nichts ausrichten. Und ich muss jetzt kurz zum Tierfutterhandel. Hab was Dringendes vergessen.«

      »Da kann ich dich doch begleiten.«

      »Nein, kannst du nicht, Wiebke, sonst werden wir mit dem Stall nie fertig. Ab mit dir!«

      »Na gut, ich komme dann später in die Detektei nach.« Wiebke warf uns noch einen genervten Blick zu,