Wenn ein Killer Amok läuft: Ein Roberto Tardelli Thriller #75. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Ужасы и Мистика
Год издания: 0
isbn: 9783745214901
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      Natürlich verlangte ein solcher Job den ganzen Mann, und manchmal hatte Burke schon das Gefühl gehabt, unter der schweren Bürde, die er sich selbst auferlegt hatte, ächzend in die Knie zu gehen.

      Kein Wunder, dass er nachts nicht mehr so gut wie früher schlafen konnte. Kein Wunder auch, dass er angefangen hatte, nach der Pillenuhr zu leben: Morgens, mittags und abends zwei, drei Tabletten – und dazwischen auch mal eine Kapsel zur Stabilisierung des Kreislaufs …

      Folglich war es auch kein Wunder, dass er an manchen Tagen sehr leicht reizbar war.

      Wie heute.

      Vielleicht war auch die Hitze ein klein wenig daran schuld, dass er sich von Bathseba so leicht auf die Palme hatte bringen lassen. Jetzt, hier draußen in der erholsamen Stille, kam ihm der Grund, weshalb er sich mit seinem Mädchen gezankt hatte, geradezu lächerlich vor.

      Er erkannte, dass es durch seine Schuld zum Streit gekommen war. Er hatte Bathsebas Worte in den falschen Hals bekommen. An jedem anderen Tag hätte ihm die gleiche Bemerkung nicht das Geringste ausgemacht. Nur heute – heute hatte er plötzlich rot gesehen. Ihm war das nun völlig unverständlich, und er beschloss, sich bei Bathseba zu entschuldigen.

      Niemandem fällt eine Perle aus der Krone, wenn er zugibt, einen Fehler gemacht zu haben. Im Gegenteil, das ist ein Beweis wahrer charakterlicher Größe.

      Der Staatsanwalt wandte sich um. Er wollte zum Cockpit zurückkehren und die Motoren wieder anlassen.

      Doch plötzlich erstarrte er.

      Er war nicht mehr allein auf der ALRAUNE.

      Am Heck der Jacht stand ein Mann, den Burke nie zuvor gesehen hatte. Ein Kerl, dessen Haltung seine enorme Gefährlichkeit erahnen ließ. Burke war maßlos verblüfft, denn er hatte den Fremden nicht an Bord kommen gehört.

      4

      Mel Kowalski stand breitbeinig da. Sein Lächeln war eiskalt. Er hatte den Motor seines kleinen Bootes schon eine Meile von hier entfernt abgestellt und hatte sich dann kraftvoll an die Jacht des Staatsanwalts herangepaddelt. Die Überraschung war ihm voll gelungen.

      Burke straffte seinen Körper. „Wer sind Sie? Was wollen Sie auf meiner Jacht?“, fragte er scharf.

      Kowalski stellte fest, dass in der Stimme des Staatsanwalts nicht das geringste Quäntchen Furcht mitschwang.

      Das kommt noch!, dachte der Killer.

      George Burke hingegen fühlte sich vollkommen als Herr der Lage.

      Kowalski feixte. „Ich sah Sie hier so allein und dachte, ich könnte Ihnen Gesellschaft leisten.“

      „Was glauben Sie wohl, weshalb ich allein hier herausgekommen bin?“, erwiderte Burke giftig.

      „Weiß ich nicht.“

      „Um meine Ruhe zu haben. Wenn Sie jetzt wieder gehen wollen …“

      Kowalski angelte seinen stumpfnasigen Colt Cobra aus der Hosentasche. „Ich werde gehen, Burke, aber erst, wenn es mir passt!“

      Der Revolver vermochte den Staatsanwalt nicht einzuschüchtern. „Was soll das?“, fragte er wütend. „Haben Sie vor, hier so etwas wie einen Piraten zu spielen?“

      Kowalskis Züge verhärteten sich. „Du wirst gleich nicht mehr so große Töne spucken, George Burke! Und ich werde dafür sorgen, dass du mehr Ruhe bekommst, als dir lieb ist!“ Seine Stimme wurde leiser. „Ich soll dir innige Grüße bestellen.“

      Der Staatsanwalt starrte den Killer unerschrocken an. Er schien davon überzeugt zu sein, dass der Mann nicht den Mumm haben würde, abzudrücken, wenn er sich furchtlos zeigte. Aber da schätzte er Kowalski verdammt falsch ein. Dem Vertragskiller war es völlig gleichgültig, wie sein Opfer den Tod hinnahm – ob ängstlich oder tapfer … was zählt das schon? Tot ist tot.

      „Willst du nicht wissen, von wem?“, fragte Kowalski.

      „Interessiert mich nicht. Machen Sie, dass Sie von meiner Jacht runterkommen!“

      „Ich stehe im Sold der mächtigsten Organisation von Amerika, Burke. Die Leute, für die ich arbeite, haben genug von den vielen Tritten, die du in letzter Zeit ausgeteilt hast. Du hättest die Warnungen, die man dir zukommen ließ, beherzigen sollen, dann wärst du ein alter Mann geworden – falls du nicht vorher von einem Auto überfahren worden wärst. So aber endet dein Leben hier und heute. Du hast es nicht anders gewollt!“

      Kowalski hob seine Waffe.

      Burke sagte überzeugt: „Sie werden es nicht wagen, auf mich zu schießen!“

      „Nun werd bloß nicht komisch. Mein Auftraggeber lässt sich deinen Tod eine hübsche Stange Geld kosten. Und ich bin nicht gewillt, auf die Moneten zu verzichten.“ Der Killer sagte kein weiteres Wort mehr.

      Er ließ seinen Colt sprechen.

      Als Burke die Feuerblume aufplatzen sah und gleichzeitig einen furchtbar harten Schlag gegen die Brust bekam, riss er fassungslos die Augen auf, und so starb er auch.

      In grenzenloser Fassungslosigkeit.

      5

      ALRAUNE hieß die Jacht, nach der Roberto Tardelli Ausschau hielt. Er war mit einer kleinen Nussschale unterwegs, deren Außenbordmotor einen höllischen Lärm erzeugte. Dreißig Minuten kreuzte Roberto nun schon auf dem Atlantik. Er hatte sich bei zwei Seglern nach der ALRAUNE erkundigt, hatte von den Leuten aber nur ein bedauerndes Achselzucken geerbt.

      Seine Unruhe wuchs.

      Es war ihm gar nicht recht, dass George Burke in die Einsamkeit hinausgefahren war, denn da würde sein Mörder leichtes Spiel mit ihm haben.

      Die weibliche Besatzung eines Kajütkreuzers, teilweise nackt in der Sonne bratend, gab Roberto schließlich den entscheidenden Hinweis. Jetzt wusste er, wohin er seine Nussschale treiben musste, um die ALRAUNE zu erreichen. Sie tauchte wenig später in seinem Blickfeld auf. Groß, schick, beeindruckend. Ein modernes schwimmendes Heim, ausgestattet mit jedem erdenklichem Komfort.

      Roberto drosselte den Außenbordmotor.

      Das schrille Geräusch, das die ganze Zeit Robertos Ohren beleidigt hatte, reduzierte sich damit auf ein vertretbares Maß.

      Als Roberto den Bug der ALRAUNE erreicht hatte, schaltete er den Motor so weit zurück, dass er nicht von der Dünung abgetrieben wurde.

      Roberto richtete sich in dem kleinen, schaukelnden Boot auf. Er stellte sich auf die Zehen und machte den Hals lang. Es war ihm aber nicht möglich, einen Blick auf das Deck der Jacht zu werfen.

      Er legte seine Hände trichterförmig um seinen Mund und rief: „Mr. Burke! Hallo, Mr. Burke!“

      Keine Antwort.

      „Mr. Burke!“

      Stille.

      Roberto spürte, wie sich seine Kopfhaut zusammenzog. Die Situation, die er hier vorfand, gefiel ihm nicht. Sie gefiel ihm ganz und gar nicht. Deshalb griff er nach seiner 38er Luger. Hatte George Burke den Besuch, den ihm Roberto ersparen wollte, bereits gehabt? Dann lebte der Staatsanwalt nicht mehr. Roberto ließ sein Boot an der Steuerbordseite der Jacht ein Stück entlangschnurren.

      Von Bathseba Lane wusste er, dass sich George Burke noch nicht lange hier draußen befand.

      Die Zeit konnte natürlich gereicht haben, um den Staatsanwalt zu killen. Hatte sie aber auch für den Mörder gereicht, um sich nach der Tat ungesehen wieder abzusetzen? Oder befand sich der Mann noch an Bord dieses Schiffes?

      Fragen, auf die sich Roberto Tardelli sehr leicht eine Antwort verschaffen konnte. Er brauchte nur an Bord zu gehen.

      Das tat er jetzt unverzüglich.

      Mit schussbereiter Waffe huschte er über das Deck. Er war darauf trainiert, jederzeit sein Leben zu verteidigen. COUNTER CRIME nahm seine Agenten