Whitney Houston. Mark Bego. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Bego
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854453901
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Publikum, erwachsen zu werden. Im Laufe der Zeit übertrug ihr ihre Mutter weitere Aufgaben und teilte das Rampenlicht immer mehr mit ihr. „Meine Mutter brachte mir alles bei, was ich über das Geschäft weiß, über das Singen, über die Arbeit im Studio, solche Sachen eben.“ Über ihre Einsätze an der Seite ihrer Mutter sagte sie: „Ich musste einen Song vortragen, und als ich dann ein bisschen älter wurde, gab sie mir zwei, und so ging es weiter.“

      Zu den Sängerinnen, deren Stimme Whitney stets bewunderte, zählte auch Chaka Khan. 1980 wurde Cissy gebeten, bei zwei Titeln von Chakas Album Naughty die Begleitstimmen einzusingen. Weil Whitney auf ihrer eigenen Platte Think It Over so gut gewesen war, nahm sie ihre Tochter mit ins Studio, um gemeinsam an Chakas Platte zu arbeiten.

      Chaka Khan hatte zwei Jahre zuvor mit Chaka gerade ihr erstes Soloalbum aufgenommen, war aber weiterhin Leadsängerin der Band Rufus geblieben. Das Album wurde von Arif Mardin produziert, und Cissy Houston war bei einigen Tracks im Hintergrund zu hören. Chaka enthielt mit „I’m Every Woman“, einer Komposition von Nicholas Ashford und Valerie Simpson, zudem einen Riesenhit – einen Song, den Whitney in den Neunzigern selbst noch einmal aufnehmen und damit einen großen Erfolg verbuchen sollte. 1999 schließlich kamen beide Sängerinnen zusammen, um den Titel für die Fernsehsendung Divas Live ’99 und das dazugehörige Album noch einmal als Duett aufzunehmen.

      Als Naughty 1980 entstand, saß Arif wieder an den Reglern und Ashford & Simpson steuerten mit „Clouds“ und „Our Love’s In Danger“ zwei neue Songs bei. Cissy brachte Whitney wie geplant zu den Aufnahmesessions mit, und das großartige Gesangsteam aus Mutter und Tochter ist bei beiden Titeln im Hintergrund zu hören. Whitney wurde zudem für den Begleitgesang der neuen Produktionen von Lou Rawls und den Neville Brothers gebucht, die ebenfalls in dieser Zeit entstanden.

      Whitney erinnerte sich: „Zuerst stand ich mit meiner Mutter auf der Bühne, wenn sie in Clubs auftrat. Dann fing ich an, hier und da an Plattenaufnahmen mitzuarbeiten, und sie nahm mich mit, damit wir gemeinsam Background-Vocals für andere Musiker einsangen. Als ich dann achtzehn war, unterschrieb ich einen Vertrag und wirkte solo an einem Album mit.“

      Besagtes Album war eine LP des Studioprojekts Material, und der Song, auf dem sie zu hören ist, trägt den Titel „Memories“. Das Trio Material bestand aus dem Keyboarder Michael Beinhorn, dem Bassisten Bill Laswell und dem Toningenieur Martin Bisi. Da keiner der drei den Gesang übernehmen wollte, heuerten sie für die einzelnen Titel verschiedene Vokalisten an, sodass sich auf jeder Platte neue Mitwirkende fanden. 1981 konnten Material, die sonst vor allem experimentelle Instrumentalmusik gemacht hatten, mit „I’m Bursting Out“ einen großen Dance-Hit verbuchen. Der Song wurde auch ein großer Erfolg für die Sängerin, die darauf zu hören war – Nona Hendryx, ehemals ein Drittel des Soul-Trios LaBelle. Gemeinsam mit Patti LaBelle und Sarah Dash hatte Nona in den Siebzigern den Klassiker „Lady Marmalade“ gesungen.

      „I’m Bursting Out“ wurde so erfolgreich, dass Nona einen Solovertrag bei RCA Records erhielt. Material selbst kamen bei Elektra Records unter. 1982 nahm die Band das Album One Down auf, das acht Titel enthält, die allesamt mit verschiedenen Sängern eingespielt wurden. Nona Hendryx war auf „Take A Chance“ zu hören, Nile Rodgers von Chic spielte Gitarre auf „I’m The One“, der vielseitige Saxophonist Oliver Lake war auf „Come Down“ vertreten und Tony Thompson von Power Station und Chic spielte auf einigen Titeln Schlagzeug.

      Für „Memories“, einen Song auf der zweiten Seite der LP One Down, engagierten Material eine junge Sängerin, die bisher noch keine eigenen Werke vorweisen konnte – Whitney Houston. Archie Shepp spielte Tenorsaxophon auf dem Track. Es war eine angenehme, leichte Ballade, und Whitneys Gesang klang großartig. In der Rezension der Zeitschrift Village Voice hieß es über One Down: „Die Gastmusiker Whitney Houston und Archie Shepp verwandeln ‚Memories‘ in eine der herausragendsten Balladen aller Zeiten.“

      Die Platte verkaufte sich nicht besonders gut, aber für Whitney Houston war sie ein wichtiger erster Schritt, und heute ist die LP als ihre erste Soloaufnahme bekannt. Vor allem sorgte One Down dafür, dass Bruce Lundvall, der damalige Chef von Elektra Records, auf Whitney aufmerksam wurde. Angeblich war er damals sehr darum bemüht, Whitney für sein Label zu gewinnen, aber dazu kam es nie. Davon abgesehen wurde die junge Sängerin durch „Memories“ auch bei anderen Plattenproduzenten ein Begriff, und es dauerte nicht lange, bis bei ihr neue Angebote für weitere Aufnahmen eingingen.

      Eins kam von Paul Jabara, der im Musikgeschäft als talentierter Allrounder galt. Er hatte in den Filmen Der Tag der Heuschrecke und Gott sei Dank, es ist Freitag mitgespielt, verschiedene Hits geschrieben und erfolgreiche Platten produziert. Er wurde vor allem bekannt als der Mann, der „Last Dance“ für Donna Summer schrieb, den Song, den sie in dem Disco-Streifen Gott sei Dank, es ist Freitag präsentierte. Der Titel brachte Jabara 1980 einen Oscar für den besten Song ein. Er schrieb zudem den Disco-Klassiker „No More Tears (Enough Is Enough)“ für Barbra Streisand und Donna Summer.

      1982 meldete sich Paul Jabara bei Paul Shaffer, heute bekannt als Bandleader bei der Late Show With David Letterman, und sagte ihm, er habe da eine tolle Idee für einen Song namens „It’s Raining Men“. Jabara und Shaffer schrieben den Titel gemeinsam fertig, und tatsächlich schien schon allein das Konzept enormes Hitpotenzial zu bieten. Paul Jabara verpflichtete zwei Sängerinnen, die den Titel für ihn singen sollten, Izora Armstead und Martha Wash. Die beiden waren in den Siebzigern als Gesangsverstärkung auf allen großen Disco-Nummern von Sylvester bekannt geworden und nannten sich inzwischen Two Tons Of Fun. Für diesen Titel verpasste Jabara ihnen allerdings einen neuen Namen und nannte sie die Weather Girls.

      Wie allgemein bekannt ist, wurde „It’s Raining Men“ ein echter Disco-Kracher. Und so hatte man bei Columbia Records plötzlich eine Hit-Single in Händen, aber kein Album, das man damit hätte anschieben können. Jabara trommelte daraufhin eine Reihe verschiedener Sänger zusammen und produzierte 1983 das Album Paul Jabara And Friends, Featuring The Weather Girls, Leata Galloway, and Whitney Houston. Wieder wurde Whitney für einen einzelnen Song angeheuert, aber immerhin konnte sie ihren zweiten Leadgesang verbuchen. Bei dem Titel handelte es sich um die herrliche Ballade „Eternal Love“, die Whitney eine viel bessere Gelegenheit bot, alle Facetten ihrer ausdrucksvollen Stimme auszuschöpfen. Nach diesen beiden Soloaufnahmen schien plötzlich die ganze Musikszene von New York aufgeregt über Cissy Houstons kleine Tochter und ihre unglaubliche Stimme zu reden.

      Whitney wurde nun auch in der Presse zunehmend lobend erwähnt. Kritiker, die sich Cissys Konzerte ansahen, schwärmten in ihren Artikeln später auch von ihrer Tochter. Im Newark Star-Ledger hieß es zu dieser Zeit: „Es besteht kein Zweifel, Whitney Houston wird einmal ein großer Star werden!“ Die New York Times erklärte: „Sie ist enorm talentiert und hat ein phantastisches Potenzial!“ Billboard äußerte sich ebenfalls sehr wohlmeinend: „Bei ihrer Herkunft und ihrem Stil hat Whitney das Zeug, zu einer großen Sängerin zu werden.“ Und die Village Voice tönte: „Die Gerüchteküche hat schon einiges über Whitney Houston verlauten lassen. Sie hat eine enorm kraftvolle Stimme, die den Hörer gleichzeitig lachen und weinen lassen kann.“

      Zu diesem Zeitpunkt hatte Whitney bereits einen Vertrag mit dem Manager Eugene (Gene) Harvey unterschrieben, der später berichtete: „Sie war gerade mal achtzehn, als zwei große Labels sie unter Vertrag nehmen wollten, aber ich hatte das Gefühl, es sei noch nicht an der Zeit. Ich wollte nicht, dass sie schon so früh einem solchen Druck ausgesetzt würde.“

      Columbia Records, die das Album von Paul Jabara veröffentlicht hatten, und Elektra, bei denen die Sachen von Material erschienen waren, waren beide sehr interessiert und boten Whitney Verträge an. Auch ein anderes Label, Arista, hatte ein Angebot eingereicht. Und dieses Unternehmen war es auch, das letztlich den Zuschlag bekommen sollte.

      Gene Harvey erinnerte sich: „Bevor wir bei Arista unterschrieben, fragte mich Whitney eines Tages: ‚Glaubst du wirklich, dass jemand mit einer netten Stimme, der nette Songs singt, heute noch Platten verkaufen kann?‘ Sie fragte das ganz unvermittelt und in aller Unschuld. Ich sagte: ‚Na, klar doch!‘“

      Whitney hatte den Management-Vertrag mit Gene Harvey im September 1981 abgeschlossen, bevor sie die Aufnahmen für Material und Paul Jabara machte. Im April 1983 unterschrieb