Sie wissen jetzt, dass Antikörper und T-Killerzellen wichtig sind im Einsatz gegen schädliche Bakterien, Viren oder Krebszellen. Sie sollen aber nicht unser eigenes, gesundes Gewebe angreifen, denn dadurch wird eine Kaskade von Schäden, Entzündungen und schließlich Funktionseinschränkungen in Gang gesetzt. Bei Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis zum Beispiel können die Antikörper, die sich in den Gelenken ablagern, zu Deformationen in diesen Gelenken führen sowie Schmerzen und Funktionsstörungen verursachen. Beim Lupus erythematodes können die Antikörper die Endothelzellen, die die Blutgefäße auskleiden, angreifen und an diesen Stellen eine Störung der Blutzufuhr zu den Organen verursachen. (So kommt es bei Menschen mit einem Lupus erythematodes oft zu Nierenschäden.) Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Antikörper schon früh zu finden, bevor es Schäden in den Gelenken, den Blutgefäßen oder anderswo im Körper gibt. Es gibt Nachweise aus der Forschung, dass dies möglich ist, und ich weiß es ganz sicher, denn darin besteht mein Praxisalltag – und so habe ich mich selbst geheilt. Dieses Buch zeigt Ihnen wie.
Es gibt Hoffnung
Mit diesem Buch habe ich mir zum Ziel gesetzt, Ihnen eine Botschaft der Hoffnung zu bringen. Sie brauchen nicht dazusitzen und darauf zu warten, bis Sie eine Krankheit bekommen, die man verhindern kann. Und ebenso wenig brauchen Sie zu beobachten, wie sich Ihre Krankheit verschlechtert, und zu denken, dass man nichts dagegen tun kann. Auch wenn Ihre Diagnose bereits feststeht, ist es noch nicht zu spät. Es gibt sie, die Alternativen jenseits der lebenslangen verschreibungspflichtigen Medikamente. Und es ist mein Ziel, Ihnen zu helfen, dass Sie das erkennen. Mithilfe dieses Buches können Sie sich wieder gesund fühlen (Sie haben richtig gelesen, gesund!), und Ihre Krankheit kommt zum Stillstand.
Lassen Sie mich zuerst eines klarstellen. Ich bin nicht gegen Medikamente. Wenn Ihre Erkrankung wieder aufflackert, Ihre Symptome also schlechter werden, die Schmerzen zunehmen und Sie sich krank fühlen, können die schulmedizinischen Arzneimittel sehr hilfreich und notwendig sein. Ist die Krise aber überwunden, sollten Sie sich wieder auf die Ursache der Fehlsteuerung Ihres Immunsystems kümmern und dafür sorgen, dass es in Ordnung kommt. Die funktionelle Medizin ist keine Alternativbehandlung. Ich bin Ärztin, ich arbeite mit Schulmedizinern zusammen und behandle Patienten, auch wenn sie Medikamente einnehmen. Ich arbeite daran, das Fundament ihres Immunsystems in Ordnung zu bringen, sodass alle Symptome und Antikörper verschwinden. Wenn sie soweit sind, entscheiden ihr Arzt und ich gemeinsam, wie wir ihre Medikamente am besten ausschleichen können.
In diesem Buch stelle ich Ihnen meine vier Behandlungsprogramme zur Verfügung. Auch wenn Sie Arzneimittel für Ihre Autoimmunerkrankung einnehmen, können Sie diese Programme trotzdem umsetzen. Wenn Sie Bedenken haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Denken Sie immer daran, dass viele Vorschläge und Behandlungen in einer Veränderung der Lebensweise bestehen und nichts von Ihnen verlangt wird, was Ihnen oder Ihrem Arzt unangenehm sein könnte. Aber wenn Ihr Arzt mit einigen Dingen, die ich vorschlage, nicht vertraut ist, dann heißt das noch lange nicht, dass sie gefährlich sind und Ihnen schaden. Es heißt lediglich, dass er die Studien nicht gelesen und sich mit diesem Ansatz nicht beschäftigt hat. Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen. Ich habe festgestellt, dass in meiner Umgebung viele Ärzte, die der funktionellen Medizin einmal skeptisch gegenüberstanden, mir nun bereitwillig Patienten schicken und mit mir zusammenarbeiten. Warum ist das so? Weil sie sehen, dass diese Methode große Vorzüge bei sehr geringem Risiko bietet. Ich vertrete sie leidenschaftlich, denn sie ist bezüglich der Ursache der Autoimmunproblematik wirklich ein logischer Behandlungsansatz. Sie geht über die bloße Symptomenbehandlung hinaus. Das bedeutet, dass es eine reale Hoffnung gibt, etwas, das wir tun können, um Ihnen zu helfen, Ihre Krankheit zu behandeln, zum Stillstand zu bringen oder zu verhindern.
Die häufigsten Autoimmunerkrankungen
Die häufigsten Autoimmunerkrankungen, die ich in meiner Praxis zu Gesicht bekomme, sind Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis, systemischer Lupus erythematodes (wie die formelle Bezeichnung lautet), Multiple Sklerose (MS), rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom und Zöliakie. Ich sehe auch andere Autoimmunerkrankungen wie die Glomerulonephritis (eine Nierenerkrankung), Diabetes mellitus Typ 1, perniziöse Anämie (Zerstörung der roten Blutkörperchen) und Vitiligo (Weißfleckenkrankheit der Haut). Für unseren Zweck konzentriere ich mich auf die sieben Autoimmunerkrankungen, die mir am häufigsten begegnen. Ich gebe Ihnen Informationen über Hintergründe, die Symptome und die wichtigsten Tests, die man bei einem Verdacht machen lassen sollte. Aber vergessen Sie nicht, dass es eigentlich keine Rolle spielt, ob Ihre Erkrankung auf dieser Liste steht oder nicht. Wenn Sie an einer Autoimmunerkrankung leiden, müssen Sie in jedem Fall Ihre grundlegenden Systeme in Ordnung bringen.
Zöliakie
Diese Krankheit – beim Erwachsenen auch Sprue genannt – wird durch eine Allergie auf Gluten verursacht und ist durch die Zerstörung der mikroskopisch kleinen, fingerartigen, Villi genannten Ausstülpungen der Dünndarmschleimhaut gekennzeichnet. Sie können einer Belastung durch Gluten schon viele Jahre ausgesetzt sein, bevor die Villi zerstört werden und ein Labor bestätigt, dass Sie an Zöliakie leiden, doch in der Zwischenzeit, also vor der Diagnosestellung, kann das Gluten noch andere verdauungsbedingte und autoimmune Probleme verursachen. Zöliakie wurde zur bekanntesten Autoimmunerkrankung, weil sehr viele Menschen glutenempfindlich geworden sind.
Symptome der Zöliakie
Gluten kann außer im Darm auch noch in anderen Organen eine Autoimmunerkrankung verursachen, daher gibt es eine breite Symptomenpalette von Taubheit und Kribbeln in den Extremitäten bis zu Müdigkeit durch eine Schilddrüsenunterfunktion. Einige häufige Symptome sind:
● Arthritis
● allgemeine, eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit, „Nebel im Gehirn“
● allgemeine Müdigkeit
● Verdauungsstörungen wie Durchfälle, Gasbildung und Blähbauch nach dem Essen sowie Sodbrennen
● Anämie
Tests, die Sie bei Ihrem Arzt oder Behandler anfordern sollten
Über die Art und Weise, wie eine Zöliakie zu diagnostizieren ist, herrscht eine Menge Verwirrung. Gastroenterologen stellen diese Diagnose nur nach einer Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe), die eine Schädigung der Villi im Dünndarm zeigt. Das ist sehr restriktiv, denn Sie könnten über Jahrzehnte hinweg eine stumme (oder asymptomatische) Zöliakie haben, bevor dieser Test positiv ist. Bitten Sie Ihren Arzt stattdessen, einen Anti-Gliadin-Antikörpertest und einen Test auf Antikörper gegen desaminiertes Gliadin zu veranlassen. Diese Tests sind empfindlicher beim Aufspüren einer Glutenallergie und können viele Jahre positiv sein, bevor Ihr Dünndarm geschädigt wird. Sind sie positiv, ist das ein Zeichen dafür, dass irgendwo in Ihrem Körper ein Autoimmunangriff stattfindet. In diesem Fall sollten Sie davon ausgehen, dass Sie eine Zöliakie in einem sehr frühen Stadium haben, die Ihren Darm noch nicht geschädigt hat, aber doch schon eine Menge Schaden in Ihrem Körper anrichtet und sich eventuell als Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow, Multiple Sklerose oder eine andere Autoimmunerkrankung zeigt.
Und um die Verwirrung noch ein bisschen größer zu machen: Wenn alle die obigen Tests negativ sind, kann bei Ihnen trotzdem eine Glutenempfindlichkeit vorliegen. Denn alle diese Tests sind nur für die Entdeckung der Zöliakie konzipiert, Gluten kann aber auch andere Autoimmunerkrankungen verursachen. Wenn Sie also eine Autoimmunerkrankung haben – egal welche und nicht unbedingt eine Zöliakie –, dann ist es gut, diese