Rosemarie Portmann
3 Minuten
Konzentration
Übungen für zwischendurch
in Kita und Schule
Inhalt
Kinder können sich konzentrieren
Wenn sie sich nur mal ein paar Minuten konzentrieren könnten …
Konzentration ist die Fähigkeit das zu tun, was man tut
Wer gut drauf ist, kann sich besser konzentrieren
Konzentration braucht alle Sinne und den ganzen Körper
Konzentration lässt sich spielend fördern
Darauf konzentriert sich die Auswahl der Spiele
So können Konzentrationsspiele erfolgreich eingesetzt werden
Wer Konzentration fördern will, muss bei sich selbst anfangen
Konzentrationsspiele für viele
Fingerspitzengefühl entwickeln
Spielerische Konzentrationsübungen für Einzelne
Die Figur vom Grund unterscheiden
Kinder können sich konzentrieren
Wenn sie sich nur mal ein paar Minuten konzentrieren könnten …
Diesen Stoßseufzer haben wohl alle schon mal zum Himmel geschickt, die mit Kindern zu tun haben. Die Konzentration der Kinder – oder besser ihr Mangel an Konzentration – ist heute mehr denn je zum Thema und manchmal auch zum Problem geworden. Viele Eltern, Erzieherinnen und Lehrerinnen können ein Lied singen von unruhigen Geistern, die nicht stillsitzen können und sich von allem ablenken lassen, was gerade um sie herum passiert.
Unruhige und unkonzentrierte Kinder werden schnell als „aufmerksamkeits-gestört“ bezeichnet und mit dem Etikett „ADS-Kind“ (ADS = Aufmerksamkeits-defizitsyndrom) versehen. Kinder sind heute sicher freier und lebhafter als früher, sie sind sprunghafter und sie mischen sich häufiger ein, aber bedeutet das, das sie häufiger „gestört“ sind? Abgesehen davon, dass der Nachweis selten erbracht wird, kann das Etikett ADS die Schwierigkeiten mit der Konzentration auch vergrößern. Kinder erfahren dadurch: „Ich kann es nicht können, weil mit mir etwas nicht in Ordnung ist.“ Wenn wir Kindern zu mehr Konzentration verhelfen wollen, dürfen wir nicht mit einem Zweifel an ihren Fähigkeiten beginnen. Wir müssen ihnen zutrauen, dass sie es können.
In diesem Buch geht es ausdrücklich nicht um gestörte, sondern um ganz normal unruhige und leicht ablenkbare Kinder, die einfach Kinder ihrer Zeit sind. Denn bei den Klagen wird oft versäumt zu erwähnen, dass auch wir Erwachsenen immer unruhiger und sprunghafter werden, wie insgesamt die Welt, in der wir alle leben. Unruhe und Unrast sind Zeichen unserer Zeit und prägen uns alle, egal ob klein oder groß. Auch Erwachsene lassen sich leicht ablenken und glauben, sie müssten stets mehrere Dinge auf einmal erledigen.
Alles zu seiner Zeit zu tun und Dinge nacheinander zu erledigen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und sich auf das Wesentliche auszurichten, tut uns allen gut. Die Fähigkeit zur Konzentration erleichtert in der Tat das Zusammenleben im Alltag und ist eine wichtige Voraussetzung für jedes Lernen. Wer sich konzentrieren kann, wird klüger. Und wer klug ist, lernt sich zu konzentrieren.
Konzentration ist die Fähigkeit das zu tun, was man tut
Konzentration bedeutet, die Aufmerksamkeit willkürlich auf etwas zu richten. Diese gezielte Ausrichtung der Aufmerksamkeit ist ein aktiver Vorgang, der viel Energie erfordert. Konzentration strengt an – auch wenn wir das meist erst hinterher merken, wenn wir uns nicht mehr konzentrieren müssen. Konzentration ist keine Fähigkeit, die man hat oder nicht hat. Für unsere Konzentration müssen wir etwas tun. Zwar kommen Kinder mit unterschiedlichen Anlagen zur Welt. Die werden dann beeinflusst von vielen Einflüssen, die die Konzentration stärken oder schwächen können. Besonders stark ist der Zusammenhang zwischen dem Interesse für eine bestimmte Tätigkeit oder Sache und der Fähigkeit, sich darauf konzentrieren zu können. Kinder, an deren vermeintlich mangelnder Konzentration Erwachsene verzweifeln, können sich dennoch höchst konzentriert in ein selbst gewähltes Hobby oder Spiel vertiefen. Bei solchen Spielen sind Kinder lange Zeit voll bei der Sache. Aber auch beim Spielen sind Kinder nicht stundenlang voll bei derselben Sache. Kinder verändern ihr Spiel, beziehen neue Ideen ins Spiel ein, spielen neue Rollen, leben ihre Phantasie und ihr Interesse aus. Natürliche Schwankungen der Konzentration fallen hier nur kaum auf. Denn ununterbrochene Konzentration auf ein- und dasselbe ist zu viel verlangt.
Nicht selten wird von Kindern eine Konzentrationsleistung erwartet, die sie noch gar nicht erbringen können. Die Fähigkeit sich auf etwas zu konzentrieren, was zunächst nicht unbedingt Spaß macht, ist auch abhängig von Alter und Entwicklungsstand. Konzentration wächst mit den Jahren. Kleine Kinder können sich nur für kurze Zeit konzentrieren. Die Durchschnittszeiten sind für
4 bis 5 Jahre ca. 10 Minuten,
6 bis 7 Jahre ca. 15 Minuten,
8 bis 9 Jahre ca. 20 Minuten,
10 Jahre ca. 25 Minuten.
Danach