„In der Liste steht er auf jeden Fall nicht“, mischte sich die Frau ein. „Ich glaube, er ist in Ordnung.“
Der Offizier stand auf: „Hier haben Sie einen Entlassschein nach Frankreich. Gehen Sie damit zur Zahlstelle und lassen sich Geld und eine Fahrkarte geben. Sie sind frei.“ Rudolf stand auf und reichte ihm die Hand. „Danke.“ Die anderen nickten, „der nächste.“
Nachdem er sich beim Roten Kreuz frische Kleidung besorgt hatte, nahm Rudolf mit einigen Kameraden, die den gleichen Weg hatten, den nächsten Zug nach Straßburg.
Am achten Oktober 1945 betrat Rudolf mit klopfendem Herzen die Behelfsbrücke vom französischen Neuf-Brisach zum deutschen Alt-Breisach. Die Wachposten schauten gelangweilt auf den Fluss und unterhielten sich, ihre Gewehre hatten sie lässig umgehängt.
An der Zollbaracke zeigte Rudolf seinen Entlassschein.
„Ausweis“, wurde er aufgefordert.
„Habe ich nicht. Der ging verloren.“
Der Beamte ging zu seinem Kollegen und zeigte ihm den Schein.
„In welchem Lager waren Sie?“
Da blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. „Ich war Gefangener in Russland und bin mit dem Transport von Tambow nach Paris gekommen. Dort wurde ich von den Franzosen entlassen.“
„Ah. Sie kamen mit den Elsässern, die de Gaulle aus Russland geholt hat?“
Er nickte.
„Aber Sie sind kein Elsässer“, stellte der Offizier fest, „das hört man an Ihrem Dialekt. Sie sind Deutscher.“ Da musste er die Militärverwaltung in Colmar einschalten, das konnte er nicht entscheiden.
Nachdem er mehrmals weiterverbunden wurde, landete er schließlich beim zuständigen Oberst. Robert hörte ihn mehrmals „oui, mon colonel“ sagen, wobei sein Gesicht eine immer rötere Farbe annahm. Schließlich legte er den Telefonhörer langsam und vorsichtig auf. Er rückte seine Krawatte zurecht. „Ich habe den Herrn Oberst beim Mittagessen gestört“, berichtete er seinem Kollegen. „Er schrie mich an, es sei eine Frechheit, ihn wegen so einer Lappalie anzurufen. ‚Warum der Gefangene eine Freilassung hat, geht Sie einen Dreck an’, genau so hat er es gesagt.“ Er gab Rudolf den Entlassschein zurück und nickte ohne ein weiteres Wort der Erklärung in Richtung Deutschland.
Erst als Rudolf auf der anderen Seite der Brücke war, drehte er sich noch einmal um. Er konnte gerade noch das Bürogebäude erkennen, sonst nichts. Erleichtert schaute er den Soldaten auf der deutschen Seite entgegen. Da fiel ihm fast das Herz in die Hose, es waren wieder Franzosen. Sie wiesen ihn in ein Büro, das genau so aussah wie auf der anderen Seite. Hinter der Abtrennung stand allerdings ein Deutscher in Zivil. Robert hielt ihm den Entlassschein entgegen. Der warf einen kurzen Blick darauf und lächelte. „Herzlich willkommen in der Heimat. Es sind noch nicht viele entlassene Kriegsgefangene hier durchgekommen. Kommen Sie gut nach Hause.“
Mail-Verkehr (2007)
Von: Berthold Kamuf
Datum: 21. November 2008 16:10
An: Maja-Studio
Betreff: Bestellung
Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte senden Sie mir: 500 Cellophanhüllen, 12 x 20 cm,
Sonderposten, 14,50 Euro, Best. Nr. 1352
Mit freundlichen Grüßen
Berthold Kamuf, freier Fotograf
Von: Maja-Studio
Datum: 22. November 2008 8:30
An: Berthold Kamuf
Betreff: Bestellung
Sehr geehrter Herr Kamuf,
gerne bestätigen wir Ihren Auftrag: 500 Cellophanhüllen,
12 x 20 cm, Sonderposten, 14,50 Euro, Best. Nr. 1352, zzgl. 5 Euro Versandkosten. Rechnung geht Ihnen mit gleicher Post zu.
Mit freundlichen Grüßen
Maja Steller
Maja-Studio
Von: Maja-Studio
Datum: 3. Dezember 2008 9:15
An: Berthold Kamuf
Betreff: Rechnung
Sehr geehrter Herr Kamuf,
wir bestätigen den Eingang des Rechnungsbetrages, leider haben Sie für Versandkosten nur 1,45 Euro und nicht 5 Euro bezahlt. Wir bitten um die Überweisung von 3,55 Euro auf das Ihnen bekannte Konto bis zum 15. Dezember 2008.
Mit freundlichen Grüßen
Maja Steller
Maja-Studio
Von: Berthold Kamuf
Datum: 4. Dezember 2008 16:44
An: Maja-Studio
Betreff: Rechnung v. 28.11. 08
Sehr geehrte Frau Steller,
die Sendung hatten Sie als Brief für 1,45 Euro versandt.
Deshalb gibt es keinen Grund, Ihnen mehr zu erstatten.
Mit freundlichen Grüßen
Berthold Kamuf, freier Fotograf
Von: Maja-Studio
Datum: 5. Dezember 2008 18:30
An: Berthold Kamuf
Betreff: Rechnung v. 28.11. 08
Sehr geehrter Herr Kamuf,
als Selbstständiger sollten Sie eigentlich wissen, dass Versandkosten nicht gleich Portokosten sind. Ich muss die Sendung auch verpacken und zur Post bringen. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie nur Schwierigkeiten machen, hätte ich Ihnen das Sonderangebot, an dem ich eh nichts verdiene, nur per Vorkasse oder Nachnahme zugesandt. Ich darf Sie nochmals nachdrücklich bitten, innerhalb von 2 Wochen den Restbetrag zu überweisen.
Mit freundlichen Grüßen
Maja Steller
Maja-Studio
Von: Berthold Kamuf
Datum: 6. Dezember 2008 9:23
An: Maja-Studio
Betreff: Ihr Schreiben v. 5.12.08
Sehr geehrte Frau Steller,
wenn Sie die Kosten für Verpackung (1 DIN A 4 Umschlag) und die Arbeitszeit rechnen, kommen vielleicht 30 Cent dazu. Großzügig gerechnet macht das dann 2 Euro Versandkosten, aber niemals 5 Euro. Falls Sie Wert darauf legen, überweise ich Ihnen die fehlenden 55 Cent. Zu weiteren Zugeständnissen bin ich aber auf keinen Fall bereit. Ich habe die Cellophanhüllen auch nur genommen, weil sie so preisgünstig sind.
Mit freundlichen Grüßen
Berthold Kamuf, freier Fotograf
Von: Maja-Studio
Datum: 7. Dezember 2008 17:32
An: Berthold Kamuf
Betreff: Ihr Schreiben v. 6.12.08
Sehr geehrter Herr Kamuf,
was sind Sie für ein Kleinkrämer. Wahrscheinlich machen Sie dieses Theater nur, weil ich eine Frau bin. Von mir aus behalten Sie die 3,55 Euro und werden glücklich damit.
Mit freundlichen Grüßen
Maja Steller
Maja-Studio
Von: Berthold Kamuf
Datum: 8. Dezember 2008 10: 40
An: Maja-Studio
Betreff: Ihr Schreiben v. 7.12.08