Freunde, ich sag’s euch, mit meiner Frau ist es auch schwierig. Schon bei der Hochzeit hatten wir unseren ersten handfesten Streit, weil ich mit aufs Hochzeitsfoto wollte.
Die Erfüllung der ehelichen Pflichten im Bett hat dafür olympische Ausmaße: Alle vier Jahre!
Und wenn es dann so weit ist, praktizieren wir die Caritas-Stellung: Sie klappert mit der Büchse, und ich habe nichts, was ich hineinstecken könnte.
Da habe ich ihr vorgeschlagen, wir könnten doch wenigstens mal Doktorspiele machen. Hat sie mir einen Termin in sieben Wochen gegeben.
Mit meiner Schwiegermutter ist es auch ein Kreuz. Letzte Woche hatte ich wegen unserer Streitigkeiten sogar ein blaues Auge. Gut, ich hätte beim Tischgebet an der Stelle ,und erlöse uns von dem Bösen’ nicht in ihre Richtung schauen sollen.
Ich will aber nicht schlecht über sie reden. Sie ist nicht bösartig oder so. Nur letztens ist sie von unserem Hofhund gebissen worden. Ihr geht’s gut, nur der Hund ist verreckt.
Früher wohnte sie einen Steinwurf von uns weg. Jetzt nicht mehr. Ich habe getroffen. Was für ein Wunder!
In unserer Nachbarschaft gab es heuer auch ein Wunder: Unsere Nachbarn hatten jahrelang keine Kinder mehr bekommen. Da hatte der Mann den Pfarrer heimlich um Rat gefragt. Haha, bei Kinderwünschen den Pfarrer fragen. Da gibt der Pfarrer Tipps für ein Spiel, für das er selber gesperrt ist. Egal.
Der Pfarrer sagte ihm: ,Wenn du Kinder haben willst, fahre nach Lourdes und entzünde eine Kerze. Dann werden deine Gebete nach dem Kinderwunsch erhört!’
Das hat funktioniert! Die haben Nachwuchs bekommen. Vor ein paar Wochen habe ich den Nachbarsbuben getroffen und er erzählte mir freudenstrahlend: ,An Dreikönig hat meine Mama Drillinge bekommen!’
,Ja fein, die heißen bestimmt Caspar, Melchior und Balthasar?’
,Nein, mein Vater hat nur gesagt HIMMEL, ARSCH UND ZWIRN!’
Ich habe dann nur gefragt: ,Und wo ist dein Papa?’
,Der ist nach Lourdes gefahren, eine Kerze ausblasen!’
Jaja, ihr habt gut lachen. Machen wir einen Trinkspruch: Alle Kinder heißen Gerhard, außer Hans, der heißt Franz!
Ich habe ja einen Sohn. Als der 15 war, waren wir mal in einem Drogeriemarkt einkaufen. An der Kasse fragte mich die Verkäuferin: ,Sammelt Ihr Sohn Punkte?’ ,Nein’, habe ich erwidert, ,das ist Akne!’
Zum Wohl zusammen! Bier macht schön, oder habt ihr schon mal gesehen, dass sich ein Mann schminkt?
Na gut, meine Frau sieht jung aus. Sie hat eine Haut wie ein 18-jähriger Pfirsich. Als Kind hat man ihr gesagt: Iss auf, dann gibt es schönes Wetter. Deshalb ist sie heute fett und wir haben Klimaerwärmung. Diese Woche ist sie von der Kur zurückgekommen. Voller Stolz präsentierte sie sich morgens im Bad: ,Ich habe vier Kilo abgenommen!’
Ich darauf: ,Dreh dich mal um, ich habe sie gefunden!’
Ich mache ja die See Food-Diät: Kennen Sie die? See Food-Diät: Whenever I see food, I eat it.
Zum Wohl! Alkohol macht schlau. Der Kasten Bier ist also der Brockhaus des kleinen Mannes.
Ich muss zugeben, ich bin nicht ganz nüchtern, ich habe was getrunken und du sollst ja dann öffentliche Verkehrsmittel nehmen. Ich bin also mit dem Bus hierhergefahren. Den muss ich jetzt aber wieder ins Depot zurückbringen. Prost zusammen und nicht vergessen: Beim Trinken werden immer nur die anderen schöner!
Meine Rede ist jetzt leider um, ihr wart ein Spitzenpublikum. Bei mir kommt der Humor aus einem Riesenzuber, pfiat Euch, Euer Nudelhuber. Servus!“
15:04 Uhr. Habe Bauchschmerzen vom vielen Lachen. Nudelhuber ist der Hammer! Noch drei Stunden bis zum Soundcheck. Fasse mit felsenfester Überzeugung den Entschluss, mit dem Taxi zum Bürgerhaus zu fahren, dann kann ich nämlich noch über zwei Stunden hierbleiben und mitfeiern. Das Leben ist schön.
15:30 Uhr. Mittlerweile habe ich zwölf Kölsch intus. Der Vampir bietet mir gönnerhaft Zigaretten an. Und mit Pfefferminzlikör würde man auch nicht nach Rauch stinken, meint er. Sein spitzes Lächeln überzeugt mich.
16:00 Uhr. Stimmt. Habe nach drei Zigaretten drei Pfefferminzliköre getrunken und rieche nichts. Mein Handy klingelt. Es ist Esther. Hauche das Display an, aber es entsperrt sich nicht. Probiere es mit der Zunge. Da fällt mir ein, dass ich meinen rechten Zeigefinger benutzen muss.
Hier ist es zum Telefonieren zu laut. Gehe auf die Toilette. Esther möchte wissen, wo ich bleibe.
Ich sage: „Schatz, wir müssen leider länger proben, ich komme erst heute Nacht nach der Show nach Hause. Große Ausnahme, du weißt, ich darf keine Schwäche zeigen. Ich habe im doppelten Sinne Probezeit. Warte nicht auf mich.“
Lege auf, stelle den Flugmodus ein und lasse das Handy in meine Gesäßtasche gleiten. Mein Handy beschließt jedoch, nicht in selbige, sondern unbemerkt ins Pissoir zu plumpsen.
Blicke auf meine digitale Armbanduhr. 6016:1601 Uhr. Wow. Halte mir ein Auge zu und sehe ehrlich verblüfft, wie sich die Ziffern mit der Eleganz einer Miniaturfliegerstaffel flugs zu 16:00 Uhr formatieren. Na, noch über eine Stunde Zeit. Bin offenbar wieder nüchtern. Das muss gefeiert werden.
Die Meerjungfrau schwenkt um von Bier auf Wein und duftet nicht mehr, sondern riecht dezent nach Fisch. Ich finde das fein. Gerda, so heißt die Nixe, schlägt vor, wir alle könnten doch in ihrer Wohnung weiter Party machen. Ihr Freund habe ohnehin ein langweiliges Geschäftsessen, auf dem sie auch noch später auftauchen könne. Die Schlümpfe, der Vampir als auch die Giraffe sind von der Idee begeistert. Ich füge mich meinem Schicksal und zitiere Hamlet: „Feiern oder Reihern – das ist hier die Frage!“ Bekomme von den Schlümpfen begeisterten Szenenapplaus.
Gerda, die Meerjungfrau, erzählt mir beim Verlassen der Bar, dass sie Schauspielerin sei. Unsere bunte Karnevals-Karavane zieht selbst für Kölner Verhältnisse mehr als auffällig durch die Straßen.
16:30 Uhr. Sind in Gerdas Wohnung. Merke, dass ich die Orchesternoten irgendwo habe liegen lassen. Fuck. War das in der Kneipe? Oder in der Philharmonie?
Egal, ich kann eh alles auswendig dirigieren und die Musiker sind Profis. Beruhigt stelle ich fest, dass mir zumindest mein Taktstock die Treue gehalten hat und einsatzbereit in der Innentasche meines Sakkos dem nächsten Auftakt entgegenlauert. Es ist ein sehr wertiger Taktstock. Nicht aus Fiberglas oder Holz. Nein, aus Silber. Ein Erbstück meines Urgroßvaters. Glänzend gefährlich und derart spitz, dass man eigentlich einen Waffenschein für ihn beantragen müsste. Also für den Taktstock, nicht für den Uropa.
17:00 Uhr. Muss auf die Toilette. Betrete aus Versehen das Schlafzimmer der Meerjungfrau und sehe sofort, dass sie eher Schauspielerin für nicht jugendfreie Aufklärungsfilme sein muss. Vor dem Kleiderschrank stehen vielerlei Paare schwarz glänzende Stiefel und ein Paar pinke Schuhe mit Absätzen. Alleine die Höhe dieser auf Hochglanz polierten Plateauschuhe würde jedem Plattenbau in Chemnitz ernsthaft Konkurrenz machen.
Krass. Offenbar interessiert sich Gerda auch für mittelalterliche Folterwerkzeuge. Über dem Bett hängen allerlei Fesseln, Masken und Peitschen.
Ein Laptop mit Webcam steht einsam vor dem Bett. Eine rot blinke LED signalisiert, dass das Gerät wohl einsatzbereit ist.
Mutig entschlossen lasse ich mich auf das Bett fallen und winke dabei in die Kamera. Sofort poppen auf dem Bildschirm ein gutes Duzend Fenster von angemeldeten Usern auf, die gegen ein kleines Entgelt hier im Live-Chat wohl ihre erotischen Wünsche digitalisiert mitteilen können. Möchte es mir bequem machen und vergesse dabei den spitzen Taktstock, der beim Auf-die-Seite-Drehen zielsicher in die Matratze des Wasserbetts sticht. Mit einem schmatzenden Knall platzt sie.
Robbe völlig durchnässt näher an den Bildschirm, damit ich die Flirtpartner genauer betrachten kann. Staune nicht schlecht, wer da so alles angemeldet ist. Von den zwölf Herren kenne ich tatsächlich