So erfreulich diese Reaktionen auch waren – ich hatte das Gefühl, dass ich auf meiner eigenen Entdeckungsreise kaum den Bahnhof verlassen hatte. Die wissenschaftlichen Beweise, die ich für Das Nullpunkt-Feld gesammelt hatte, wiesen auf etwas Außergewöhnliches, sogar Beunruhigendes hin: Zielgerichtete Gedanken spielen beim Erschaffen der Wirklichkeit eine zentrale Rolle.
Die Gedanken auf ein Ziel auszurichten – Wissenschaftler nennen das tiefsinnig und hochfliegend „Intention“ oder „Intentionalität“ – schien eine Energie zu erzeugen, die schöpferisch und stark genug ist, die äußere Realität zu verändern. Ein einfacher Gedanke hat – so schien es – die Kraft, unsere Welt zu verändern.
Nachdem ich Das Nullpunkt-Feld geschrieben hatte, rätselte ich über das Ausmaß dieser Kraft und die zahlreichen Fragen, die sich daraus ergaben. Inwieweit konnte ich das, was im Labor bestätigt wurde, nutzbringend in die Welt übertragen, in der ich lebe? Könnte ich in einem Zugabteil stehen und den 9.45-Uhr-ICE wie Superman mit meinen Gedanken anhalten? Könnte ich mich selbst auf das Dach meines Hauses hinauffliegen lassen und es mit ein paar zielgerichteten Gedanken reparieren? Könnte ich Ärzte aus der Liste meiner wichtigen Kontakte streichen, da ich mich ja jetzt selbst „gesund denken“ würde? Könnte ich meinen Kindern helfen, ihre Matheprüfungen zu bestehen, einfach indem ich daran denke? Wenn die lineare Zeit und der dreidimensionale Raum nicht wirklich existieren, könnte ich dann zurückgehen und all die Momente meines Lebens ausradieren, die ich schon lange bedauere? Und könnte mein winziges Bisschen an mentaler Kraft irgendetwas ausrichten, um die endlose Liste von Leiden auf diesem Planeten zu verändern?
Die möglichen Konsequenzen dieses Befundes waren beunruhigend: Sollten wir in jedem Moment auf jeden einzelnen Gedanken achten? Wäre die Sichtweise eines Pessimisten nicht wahrscheinlich eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Hätten all unsere negativen Gedanken – dieser ständige innere Dialog des Beurteilens und Kritisierens – außerhalb unseres Kopfes vielleicht eine Wirkung?
Gäbe es Bedingungen, die Ihre Chancen verbessern könnten, mit den eigenen Gedanken etwas zu bewirken? Wirkte ein Gedanke zu jeder beliebigen Zeit oder müssten Sie oder Ihr angezieltes Objekt und sogar das ganze Universum in der richtigen „Stimmung“, auf der richtigen Wellenlänge dafür sein? Wenn alles in ausnahmslos jedem Moment alles andere beeinflusste, konterkarierte das nicht jede echte Wirkung und höbe sie somit auf?
Was passierte, wenn etliche Menschen gleichzeitig den gleichen Gedanken hegten? Würde das eine stärkere Wirkung hervorrufen als ein einzelner Gedanke? Müsste eine Personengruppe mit der gleichen Intention eine bestimmte Schwellengröße haben, um die optimale Wirkung zu erzielen? Hinge die Wirkung sozusagen von der „Dosis“ ab (je größer die Gruppe, desto stärker die Wirkung)?
Über die Kraft der Gedanken ist schon viel geschrieben worden, das geht los mit Denke nach und werde reich von Napoleon Hill1, dem wohl ersten Guru für Selbstverwirklichung. Intention oder Absicht ist das neueste Modewort der New-Age-Szene. Anwender der Komplementärmedizin sprechen davon, den Heilungsprozess der Patienten mit „Intention“ zu fördern. Sogar Jane Fonda schreibt über Kindererziehung mit Intention.2
Und was um alles in der Welt bedeutet „Intention“?, fragte ich mich. Und wie genau wird man Anwender dieses Intentionsprinzips, also jemand, der mit seinen absichtsvollen Gedanken etwas bewirkt? Der Großteil der populären Literatur dazu war aus dem Stegreif verfasst worden – vereinzelt etwas östliche Philosophie hier, eine Prise Dale Carnegie da, mit sehr wenigen wissenschaftlichen Beweisen, dass das auch funktioniert.
Um Antworten auf all diese Fragen zu finden, wandte ich mich wieder an die Wissenschaft, um die wissenschaftliche Literatur nach Studien über Fernheilung oder andere Formen der Psychokinese zu durchforsten – also danach, dass der Geist stärker ist als Materie. Ich machte auf internationaler Ebene Wissenschaftler ausfindig, die damit experimentiert hatten, wie Gedanken die Materie beeinflussen können. Die Untersuchungen, die ich in Das Nullpunkt-Feld beschrieben habe, waren überwiegend in den siebziger Jahren durchgeführt worden; ich suchte in neueren Entdeckungen und Entwicklungen der Quantenphysik nach weiteren Hinweisen.
Auch wandte ich mich an die Menschen, die ihre Absicht oder Intention erfolgreich eingesetzt hatten und das Außergewöhnliche schafften – spirituelle Heiler, buddhistische Mönche, Qigong-Meister, Schamanen –, weil ich die Transformationsprozesse verstehen wollte, die sie durchliefen, um dann ihre Gedanken so wirksam einsetzen zu können. Ich entdeckte unzählige Möglichkeiten, wie sich die Intention im wirklichen Leben nutzen lässt – im Sport zum Beispiel und bei Heilverfahren wie Biofeedback. Ich untersuchte, wie indigene Völker zielgerichtete Gedanken in ihre täglichen Rituale einbauten.
Dann begann ich Hinweise darüber auszugraben, dass viele Menschen, die ihre Absicht auf das gleiche Ziel konzentrieren, mehr bewirken als eine Einzelperson. Den Beweis dafür lieferten hauptsächlich Organisationen für Transzendentale Meditation, denn sie weisen darauf hin, dass mehrere in die gleiche Richtung zielende Gedanken eine Art Ordnung in dem ansonsten zufälligen Nullpunkt-Feld hervorrufen.
An diesem Punkt meiner Reise verließ ich die „befestigten“ Wege. Alles, was sich vor mir auftat, war, soweit ich das sagen konnte, unbewohntes und offenes, unbestelltes Gelände.
Eines Abends machte mein Mann Bryan, von Natur aus ein unternehmender Geist und tatkräftiger Typ, einen scheinbar absurden Vorschlag: „Warum führst du nicht selbst ein paar Gruppenexperimente durch?“
Ich bin keine Physikerin. Ich bin überhaupt keine Wissenschaftlerin. Mein letztes Experiment habe ich in der 10. Klasse im Schullabor durchgeführt.
Ich hatte jedoch eine Ressource, die nur wenigen Wissenschaftlern zur Verfügung steht: eine potenziell riesige Versuchsgruppe. Experimente zur Absicht einer Gruppe lassen sich in einem gewöhnlichen Labor nur sehr schwer durchführen. Ein Forscher müsste Tausende von Versuchspersonen auftreiben. Wie sollte er die finden? Wo sollte er sie unterbringen? Wie sollte er sie dazu bringen, zur selben Zeit alle das Gleiche zu denken?
Die Leser eines Buches bieten sich als ideale Gruppe gleichgesinnter und aus freien Stücken zusammenfindender Seelen an, die bereit wäre, eine Idee zu testen. In der Tat, ich hatte schon meinen eigenen großen Kreis regelmäßiger Leser, mit dem ich über Newsletters, E-Mails und meine anderen Nebenaktivitäten zum Buch Das Nullpunkt-Feld kommunizierte.
Die Idee, meine eigenen Experimente durchzuführen, eröffnete ich zuerst Robert Jahn und seiner Kollegin Brenda Dunne. Robert Jahn ist emeritierter Dekan der Princeton University School of Engineering (also einer Ingenieurhochschule); Brenda Dunne leitete das Labor der Princeton Engineering Anomalous Research (PEAR). [Dieses Institut untersucht mit wissenschaftlichen Methoden, wie menschliches Bewusstsein zufällige oder maschinengesteuerte Prozesse beeinflussen kann. Anm. d. Übers.] Beide hatte ich bei meinen Recherchen für Das Nullpunkt-Feld kennen gelernt. Jahn und Dunne hatten über 30 Jahre lang mit größter Sorgfalt die überzeugendsten Beweise dafür gesammelt, wie die Kraft der zielgerichteten Absicht Maschinen beeinflussen kann. Sie nehmen es mit der wissenschaftlichen Methode sehr genau, sind sachlich und kommen auf den Punkt. Robert Jahn ist von allen Menschen, die ich persönlich kenne, einer der wenigen, die in vollständigen und druckreifen Sätzen sprechen. Brenda Dunne ist bei ihren Experimenten wie auch in ihrer Sprache gleichermaßen perfektionistisch. Wenn Jahn und Dunne sich bereit erklärten, mitzumachen, dann hätte ich sicherlich keinerlei Nachlässigkeiten in Aufbau, Durchführung und Auswertung meiner Experimente.
Auch hatten die beiden zahlreiche weitere Wissenschaftler „an der Hand“. Sie leiten das International Consciousness Research Laboratory, ein internationales Labor zur Erforschung des Bewusstseins, zu dessen Mitgliedern viele der weltweit angesehensten Bewusstseinsforscher zählen. B. Dunne leitet außerdem PEARTree, eine Gruppe junger Wissenschaftler, die sich für