Fähigkeiten, die im Alltag nicht mehr so häufig benötigt werden oder mit zunehmendem Alter abnehmen, werden im Spiel auf neue Weise entdeckt und entfaltet. Merkfähigkeit und Gedächtnis können beim Spielen trainiert, Konzentration und Reaktionsfähigkeit geübt, Wortschatz und Ausdrucksfähigkeit belebt, Erinnerungen und Erfahrungen ausgetauscht, Kenntnisse wiederentdeckt und erweitert werden. Das Selbstwertgefühl wird durch das Bewusstmachen der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten gestärkt und die Lebensfreude geweckt.
Nahezu alle der folgenden Spiele können ohne Wettbewerb, also miteinander statt gegeneinander, gespielt werden. Das bewirkt kooperatives Verhalten und harmonisches Miteinanderumgehen. Eigene und fremde Stärken und Schwächen werden so als Ergänzungsmöglichkeiten, als Bereicherung, nicht als Konkurrenz erlebt. Diese Erfahrung kann sich im Alltagsgeschehen und Alltagsdenken positiv auswirken.
Trotz aller Vorteile, die das Spielen bietet, sollte es aber in erster Linie Spaß machen – auch der Spielleitung. Lust aufs Spielen und Freude am Spielen haben immer Vorrang und sind Voraussetzungen für alle positiven Nebenwirkungen. Die Spiele sollten immer entsprechend der Zusammensetzung und Fähigkeit der Gruppe ausgewählt und eingesetzt werden. Natürlich darf niemand zum Spielen „gezwungen“ werden – nur wer freiwillig mitmacht, hat Spaß am Spiel. Manchmal müssen ältere Menschen allerdings erst lernen, dass sie etwas nur für sich zum Spaß tun dürfen, bzw. dass Spielen auch etwas für Ältere ist und Freude bereiten kann. Dabei hilft es, wenn die Spiele immer klar und deutlich erklärt und gegebenenfalls zunächst einmal von der Spielleitung vorgemacht werden.
In der Gruppe sollte mit Spielen begonnen werden, die bekannt sind und / oder keine Ängste oder Unsicherheiten auslösen. Das Spieltreffen sollte stets mit einem Ausklangsspiel, d. h. einem Lieblingsspiel der Gruppenmitglieder, das zugleich Vorfreude auf das nächste Treffen macht, beendet werden.
Zur Auswahl der Spiele
Im Folgenden werden verschiedene Spiele mit verschiedenen Spielformen vorgestellt. Sie sind in acht Kategorien gegliedert, wobei diese Abgrenzung nicht trennscharf ist. Jedes Spiel kann gleichzeitig immer mehrere Funktionen erfüllen. Was das Gedächtnis übt, stärkt zugleich auch Konzentration und Denkvermögen. Da Sprache unser wichtigstes Kommunikationsmittel ist, sind die meisten Spiele, die in der Gruppe gespielt werden, auch Spiele mit Wörtern. Alle geistigen Fähigkeiten werden durch Fantasie und Bewegung gefördert. Durch die Zuordnung zu einer Kategorie wird immer nur ein bestimmter Schwerpunkt hervorgehoben.
Wichtig für die Auswahl der Spiele war, dass sie an Bekanntes, an Erinnerungen und Kenntnisse anknüpfen und daraus Neues entwickeln. Das bedeutet, dass weitgehend „klassische“ Spiele vorgestellt werden. Bekannte Spiele und erprobte Spielformen können Sicherheit vermitteln und den Anstoß geben, neue Spielvariationen auszuprobieren und dabei auch Kreativität und Fantasie zuzulassen. Alle Spiele lassen sich nach Belieben variieren. Für die meisten Spiele sind weder Material noch besondere Vorbereitungen erforderlich. Für einige wenige Spiele werden Papier und Stift, ein leichter Ball, ein Schal oder etwas Ähnliches zum Werfen benötigt. Für einzelne Spiele sollte ein CD-Player verfügbar sein.
Die Spiele sind als Gruppenspiele formuliert. Viele der Spiele können aber auch alleine Spaß machen. Und auch in der Gruppe müssen die Spiele keineswegs als Wettbewerb ausgetragen werden. Damit alle die gleichen Chancen haben, sollte Schnelligkeit nicht die herausragende Rolle spielen: Im Vordergrund steht immer die Freude am gemeinsamen Tun.
Einander kennen lernen
Immer wenn sich eine Spielgruppe bildet oder neue Mitglieder hinzukommen, müssen erst einmal alle miteinander warm werden. Anfängliche Fremdheit muss überwunden und erster Kontakt hergestellt werden. Das gilt für alle Altersgruppen. Bei älteren Menschen sollte diese Anfangsphase besonders sensibel gestaltet werden, da nicht davon auszugehen ist, dass alle spontan auf Andere zugehen und sich aufs Spielen einlassen können. Für die jeweilige Gruppe können Anfangssituation und Einstieg ins Spiel durch eine passende Auswahl von Spielen erleichtert werden.
Kennenlernspiele unterstützen die Annäherung, sie helfen, Kontakt mit den (zunächst) Fremden aufzunehmen. Diese Spiele erfordern kein Vorwissen und keine Kenntnisse. Sie bieten einfach nur die Möglichkeit, neue Erfahrungen mit sich und anderen zu machen. Bei diesen Spielen wird ein Kennenlernen auf mehreren Ebenen ermöglicht, über Namen, Merkmale, Symbole, Bewegung. Die Neugier auf Andere kann so gefördert oder neu geweckt werden, die Distanz zu Fremden spielend verringert werden. Beim Spielen werden auf einfache Art und Weise Stärken und Schwächen der anderen Menschen offensichtlich. Die Teilnehmer machen die Erfahrung: Die Anderen sind genau wie ich. Auf sie kann ich mich einlassen. Das bringt Spannung und macht Spaß.
Die rassige Renate und der kräftige Karl
Die Gruppe sitzt im Kreis. Reihum stellt sich jedes Gruppenmitglied mit Vor- oder Nachnamen vor, je nachdem, wie es verabredet wurde. Alle fügen ihrem Namen ein Adjektiv hinzu, das mit dem gleichen Buchstaben wie der jeweilige Name beginnt und möglichst auch etwas mit dem Aussehen oder der Persönlichkeit des Namensträgers zu tun haben sollte.
Diese Ergänzungen lockern die Vorstellungsrunde auf und tragen auch dazu bei, die (noch) fremden Namen besser zu behalten.
Beispiele:
Ich bin die rassige Renate – ich bin der kräftige Karl – ich bin die attraktive Anita.
oder
Ich bin die mutige Frau Müller – ich bin der lustige Herr Lehmann – ich bin die ruhige Frau Roller.
Variante:
Das Spiel macht als Einstieg auch dann noch Spaß, wenn die Gruppe sich schon kennt. Und es kann helfen, Konzentration und Gedächtnis zu fördern, indem jedes Gruppenmitglied vor dem eigenen Namen jeweils die Namen aller, die sich zuvor vorgestellt haben, wiederholt.
Beispiel:
Das ist der kräftige Karl – das ist die attraktive Anita – und ich bin die rassige Renate.
Thomas – na so was
Statt einer passenden Eigenschaft kann dem eigenen Namen auch ein Reim hinzugefügt werden.
Beispiel:
Ich bin der Thomas – na so was. Ich bin Christa – ich bin auch da. Ich bin Gerd – bin nicht verkehrt.
Variante:
In einer zweiten Runde kann das Spiel wieder zur Konzentrations- und Gedächtnisübung werden. Bevor der eigene Name mit Reim genannt wird, werden wieder alle Namen, die vorher genannt wurden, mit ihren jeweiligen Reimen wiederholt.
Beispiel:
Das ist Gerd – ist nicht verkehrt. Das ist Christa – die ist auch schon da. Ich bin der Thomas – na so was.
Im Laufe der zweiten Runde wird das Spiel immer schwerer. Aber die Reime helfen, sich dennoch (fast) alle Namen zu merken. Manchmal werden auch nur die Reime behalten – und nicht der Name. Das macht das Spiel umso lustiger!
Ich heiße Frieda und mache