Die „Elegien der Liebe“ sind eine Sammlung von Elegien (Klageoder Liebesgedichte mit oft sehnsuchtsvoller und schwermütiger Grundstimmung), in denen der Erzähler Naso als gewitzter, aber auch nachdenklicher Liebhaber einer fiktiven Liebesgespielin, Corinna, erscheint. Insgesamt handelt es sich um eine Sammlung von Gedichten, die in drei Büchern zusammengefasst sind. Trotz aller Sehnsucht und mancher Schwermut sind die Liebesgedichte amüsant zu lesen, weil Ovid darin allerlei kluge Tipps gibt, wie man zu einer Liebhaberin gelangt, sie beeindruckt, betört, verführt, aber auch ihren Täuschungen entgeht. So geht es in den „Elegien der Liebe“ um Liebesbeichten, Treue und Verrat, Eifersucht, Liebeskünste und das Ausschalten von Nebenbuhlern. Mit jedem Gedicht werden neue Beobachtungen Ovids thematisiert. Was mit Wortgewalt und manchmal schwülstigem Ton daherkommt, ist jedoch eine anschauliche Darstellung der Verwirrungen, Eifersüchte und Triebe der Menschen. Auch wenn die Gedichte rund 2.000 Jahre alt sind, sind sie nicht nur eine Quelle über das Leben im alten Rom. Das meiste, was Ovid über Liebende und die Hindernisse der Liebe erzählt, ist auch heute noch wie aus dem Alltag gegriffen.
Das Werk stellt eines der bekanntesten Beispiele römischer Liebeselegie dar, ein Genre, das auf den Dichter Lucius Cornelius Gallus zurückgeht. Auch wenn der Erzähler Naso mit dem Autor Ovid (Publius Ovidius Naso) identisch zu sein scheint, sind die „Elegien der Liebe“ nicht als autobiografische Darstellung einer wechselvollen Liebesbeziehung zu sehen. Vielmehr stellen die „Elegien der Liebe“ ein fantasievolles programmatisches Werk der römischen Liebeselegie insgesamt dar.
1 Publius Ovidius Naso, genannt "Ovid", nach einem Gemälde von A. v. Werner.
1. Die Weihe.
Waffen und Schlachtengedröhn zu singen in wuchtiger Versart,
War mein Beginnen: dem Stoff sollte entsprechen die Form.
Gleich lang waren die Verse; da lachte Cupido und heimlich
Stahl er dem unteren Vers einen der Füße hinweg.
»Wer gab, herrischer Fant, dir ein Recht auf Gedichte?
Den Musen Dienen wir Sänger, doch nicht solchem Gelichter wie du.
Wie, wenn der blonden Minerva nun Venus die Waffen entrisse
Und nun Minerva die Glut schwänge der Fackeln umher?
Wie, wenn nun Ceres ihr Reich aufschlüg’ in den Gründen der Wälder
Und nach Dianas Gesetz würden die Fluren bestellt?
Wie, wenn der lockige Phöbus den Wurfspieß schleuderte?
Wer denn Lehrt’ ihn zu treffen, indes Mars an der Leier sich müht?
Wahrlich, Knabe, zu groß ist dein Reich schon längst und zu mächtig –
Was, Ehrgeiziger, strebst du noch nach neuem Gebiet?
Ist, wenn dir Alles gehört, auch der Helikon dein und sein Lusthain?
Ist auch die Leier Apolls nicht mehr gesichert vor dir?
Kraftvoll hob den Gesang mir der schlachtendröhnende Vers an
Und schon dem folgenden hast, Amor, den Flug du geschwächt.
Fehlt für ein leichteres Lied doch auch der gefällige Stoff mir,
Knab’ oder Mädchen, mit langwallenden Locken geschmückt.«
Also klagt’ ich; da griff schon der Gott nach dem klirrenden Köcher,
Wählte sofort den Pfeil, mir zum Verderben bestimmt,
Spannte mit Macht am Knie den tönenden Bogen: »Hier hast du,«
Rief er, »o Dichter, den Stoff, den du besingen nun sollst.«
Wehe mir! Sichere Pfeile besaß der Knabe: ich brenne
Und in der friedlichen Brust tobt schon der Liebe Gewalt.
Sei’s, sechsfüßig denn hebe mein Vers sich, er sinke mit fünfen –
Eiserne Kriege, lebt wohl, samt dem heroischen Vers!
Kränze das blonde Gelock dir schön mit der Myrte des Meerstrands,
Liebliche Muse, nur dir tönt mein elegisches Lied.
2. Amors Triumphzug.
Sagt, was mag das nur sein, dass das Lager mir täglich so hart scheint
Und dass die Decke mir stets gleitet vom purpurnen Pfühl?
Schlaflos verbring’ ich die Nächte, die endlos langen; es schmerzt mich
Jegliches Glied und im Bett werf’ ich mich stöhnend umher.
Wär’ ich von Liebe gequält, so müsst’ ich das wissen und fühlen –
Oder beschlich sie vielleicht listig und heimlich mein Herz?
Ja, so geschah’s: jäh drang in die Brust ihr zartes Geschoss mir,
Und nun beherrscht sie, die rauh Waltende, völlig mein Herz. –
Weich’ ich? Oder entfach’ ich im Kampf noch höher das Glutmeer?
Nein denn, ich weiche. Man trägt leichter die Last mit Geduld.
Schwingst du die Fackel im Kreis, gleich lodert zum Himmel die Flamme,
Die hinsinkend erstirbt, senkst du ermattend die Hand.
Nur mehr Schläge erntet das Rind, das gegen das Joch noch
Ankämpft, welches der Stier längst schon gelassen erträgt.
Blutig reißt nur das störrische Pferd das Maul sich am Brechzaum,
Während das edlere folgt, leicht nur vom Zügel berührt.
Wilder und härter bedrängt den Widerstrebenden Amor,
Als den Klugen, der gern sich ihm zum Sklaven bekennt.
Nun, so bekenn’ ich’s: ich bin deine neueste Beute, Cupido,
Huldigend heb’ ich zu dir, König und Herrscher, die Hand.
Nimmer bedarf es des Kampfs; um Gnade nur fleh’ ich, um Frieden;
Starker, wo bliebe dein Ruhm, wenn du mich Schwachen besiegst?
Kränze mit Myrten dein Haar und die schimmernden Tauben der Mutter
Schirr’ an den Wagen; schon rollt dort ihn Vulkan dir herbei.
Stolz im Wagen dann stehst du; »Triumph!« ruft jauchzend das Volk dir,
Lächelnd hörst du’s und lenkst anmutbewegt dein Gespann.
Lang nachfolgen im Zug dir gefangene Knaben und Mädchen –
Ha, welch ein glänzender Zug! Welch ein erhab’ner Triumph!
Ich selbst, brennt auch die Wunde mich noch, mit ergebenem Sinn doch
Trag’