Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980528
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      Inhalt

       E-Book 81-90

       Üble Nachrede

       Pascals Therapie

       Brandstiftung

       Wir sind Seelenverwandte

       Augen, die sie nicht vergessen kann

       Silvester muss warten

       Du bist zurückgekommen!

       Herz auf Eis

       Muss ich schon Abschied nehmen?

       Soll sich die Geschichte wiederholen?

Der neue Landdoktor – Staffel 9 –
Cover Üble Nachrede

      »Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Frau Talhuber. Dieses Mittel hilft gegen den lästigen Reizhusten, und Sie werden besser schlafen können.« Mit diesen freundlichen Worten verabschiedete sich Sebastian Seefeld von der letzten Patientin dieses Tages und schloss hinter ihr die Tür. Der gutaussehende und sehr beliebte Landdoktor liebte seinen Beruf und schaute nicht nach der Uhr, wenn seine Patienten bei ihm waren, aber nun freute er sich sehr auf den Feierabend.

      Seine Freundin Anna Bergmann, die im Umkreis von Bergmoosbach als Hebamme arbeitete, und er waren mit einem befreundeten Ehepaar verabredet. Sie wollten zum Landgasthof ›Zum Gamsbart‹ hinausfahren und dort eine rustikale Brotzeit genießen.

      Anna war eine hübsche junge Frau mit sportlicher Figur, seidigen, dunklen Haaren und schönen grünen Augen. Sie kam eben mit ihrem Mountainbike in die Einfahrt des Doktorhauses, schob das Rad in den Garten und warf ihrem Liebsten mit Schwung die Arme um den Nacken. Ihre Augen leuchteten auf, als sie seinem liebevollen Blick begegneten.

      »So, allen Babys und den Müttern geht es gut, heute Nacht gibt es keinen Storchenalarm, und bis morgen Abend habe ich noch nicht einmal Rufbereitschaft. Wir haben Zeit für uns«, sagte sie zufrieden.

      »Dann lass uns gleich losfahren. Wir nehmen Rieke mit, ihr Mann ist gleich aus dem Wald zum ›Gamsbart‹ gefahren und reserviert uns Plätze«, antwortete Sebastian.

      »Praktisch, wenn man mit dem Förster befreundet ist«, schmunzelte Anna.

      Dessen Frau war die Tierärztin Rieke Wagenfurth, die ihre Praxis am Marktplatz hatte. Auch sie hatte verhältnismäßig pünktlich Feierabend machen können und erschien jetzt in der Einfahrt. »Guten Abend, ihr beiden«, rief sie fröhlich winkend zu ihren Freunden hinüber. »Wie schön, dass es mit unserer Verabredung klappt.«

      Genauso, wie Sebastian Seefeld für menschliche Notfälle zur Verfügung stand, war Rieke immer für ihre tierischen Patienten da. Einen Abend gab es nicht oft, an dem beide Ärzte, die Hebamme und der Förster ungestört zusammen ausgehen konnten.

      »Dann los, meine Damen«, sagte Sebastian und öffnete mit einer scherzhaften Verbeugung die Tür seines geländegängigen Wagens. »Genießen wir unseren Feierabend.«

      Sie ließen das Dorf mit seinen malerischen Gassen und blumengeschmückten Häusern hinter sich und fuhren an satten Viehweiden vorbei, hinter denen das Wasser des Sternwolkensees in der Abendsonne schimmerte. Nachdem sie ein Waldstück durchquert hatten, kamen sie zu weiteren Ackerflächen und Weiden, die einen schönen Bauernhof in traditioneller Bauweise umgaben.

      Die Schenke ›Zum Gamsbart‹ gehörte zum Hof der Familie Stübl und war ein beliebtes Ausflugsziel. Dort gab es keine Massentierhaltung, das Essen war schlicht, gesund und äußerst schmackhaft. Man saß an Tischen und Bänken im Schatten alter Eichen und Lindenbäume, es gab einen Bach mit klarem Wasser, und manchmal sorgten süße Katzen- oder Hundewelpen für das Entzücken der kleinen und großen Gäste. Der verwitwete Anton Stübl betrieb Hof und Wirtschaft gemeinsam mit seiner Tochter Katharina, von allen nur Kathi genannt, und zwei Angestellten. An zwei Tagen der Woche kam noch eine ältere Frau aus dem Dorf hinaus, die beim Saubermachen half. Sie hieß Notburga Krämser und wurde Burgl gerufen. Burgl arbeitete gut und gründlich, und trotzdem herrschte oft Gewitterstimmung auf dem Hof, wenn sie dort war. Die ältere Frau war griesgrämig, hatte an allen und allem etwas auszusetzen und war geübt darin, giftige Bemerkungen zu machen. Selbst Traudel, die gute Seele vom Doktorhaus, konnte nicht leugnen, dass Burgl eine boshafte Befriedigung darin fand, in ihren Mitmenschen etwas Schlechtes zu sehen und Unfrieden zu stiften.

      Als sich die Freunde aus Bergmoosbach zu Riekes Mann Lorenz setzten, trat auch Burgel mit einer Maß an den Tisch und sagte zu Lorenz: »Hättest gar nicht früher kommen müssen, Förster. Seitdem es unten am Sternwolkensee dieses moderne Steg-Haus mit seinem albernen Namen gibt, kommen nicht mehr so viele Gäste wie früher heraus, es gibt immer freie Plätze.«

      »Ja, dir auch einen schönen Abend, Burgl«, antwortete Lorenz friedfertig. Diese griesgrämige Frau mit ihrer ewigen Unzufriedenheit konnte ihm die freundliche Abendstimmung nicht verderben. »Nimmst du heute auch die Bestellungen auf oder sollen wir auf die Kathi warten?«

      Burgls stechender Blick huschte von ihm zu einem neuen Gast hinüber, und sie runzelte missbilligend die Stirn. »Was will denn der Wendelin Deggendorf schon wieder hier?«, grummelte sie.

      »Na, was wohl, seinen Feierabend genießen«, entgegnete Rieke mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. Sie hatte nicht so viel Geduld wie ihr Mann mit den Nörgeleien dieser schwierigen Frau. »Hallo, Wendelin, magst du dich zu uns setzen?«, rief sie zu ihm hinüber.

      Der Mann schaute überrascht, dann erfreut zurück. »Komm, Streuner, gehen wir mit an den Tisch dort drüben«, sagte er zu seinem Hund, einer braun-schwarzen Promenadenmischung mit leuchtenden dunklen Augen, und setzte sich mit in die Runde.

      Wendelin Deggendorf war ein mittelgroßer Mann mit kräftiger Statur, dem man seine Arbeit an frischer Luft ansah. Die Sonne hatte seine dunkelblonden Haare mit hellen Strähnen durchsetzt, und seine Haut war leicht gebräunt. Er trug Jeans und ein schlichtes weißen T-Shirt, darüber wegen der Abendkühle ein offenes blaues Holzfällerhemd, dessen Farbe gut zu seinen grau-blauen Augen passte.

      »Als ob es hier nicht schon genug Hunde gibt, das ist eine Schänke und kein Tierheim«, knurrte Burgl vorwurfsvoll und stapfte Richtung Haus davon.

      »Naja, wo sie recht hat, hat sie recht«, schmunzelte Sebastian und deutete auf die mittlerweile fünf Hunde, die sich versammelt hatten. Es waren die drei Tiere aus der Försterei, der Berner Sennenhund vom Doktorhaus und Streuner.

      »Lassen wir sie im Rudel herumstromern. Sie kennen den Hof und die Umgebung und vor allen Dingen wissen sie sich zu benehmen«, antwortete die junge Tierärztin und entließ die Hunde mit einem Handzeichen. Streuner fragte sein Herrchen mit einem Blick um Erlaubnis und dann stob auch er freudig hinüber zu der großen Wiese, auf der seine Kumpel herumtobten.

      »Grüß Gott, was kann ich euch denn heute Abend Schönes bringen?«, fragte eine freundliche Stimme. Eine junge Frau im brombeerfarbenen Dirndl, dessen Mieder mit winzigen Blüten bestickt war, trat zu ihnen an den Tisch. Ihre lockigen dunklen Haare waren zu einem weichen Knoten aufgesteckt. Haselnussbraune Augen leuchteten unter fein geschwungenen Brauen, und ihr Lächeln war offen und warmherzig. Kathi Stübl war eine hübsche junge Frau, die Lebensfreude