»Harald wird ihn nachher abholen!«, rief Miriam. Sie deutete auf ihren Porsche, der im Hof stand, und warf Sebastian die Autoschlüssel zu.
»Kann ich ihn mal Probe fahren?«, fragte Markus.
»Untersteh dich, Junge«, antwortete Anton und schüttelte den Kopf, bevor er den Motor des Traktors anließ und losfuhr.
»Für mich wird es dann auch Zeit. Siggi wartet sicher schon auf mich«, verabschiedete sich Gerti, die mit ihrer Schwester Sieglinde, einer pensionierten Lehrerin, zusammen wohnte. Gleich darauf marschierte sie hinter dem Traktor zur Straße hinunter, während ihre Umhängetasche im Takt ihrer Schritte gegen ihre molligen Hüften schlug.
»Möchte jemand Brombeerkuchen?«, fragte Traudel.
»Ich.«
»Ich auch«, schloss sich Markus Emilia an.
»Was ist mit dir?«, wandte sich Traudel an Sebastian.
»Papa hat noch etwas zu erledigen. Anna wird gleich hier sein. Ich habe sie angerufen und ihr erzählt, was hier los ist. Ich wollte, dass sie Miriams Büßerfahrt nicht verpasst. Sorge bitte dafür, dass Anna in Bergmoosbach bleibt, Papa«, sagte Emilia, bevor sie Markus an die Hand nahm und mit ihm zur Terrasse lief.
»Bis gleich.« Traudel streichelte Sebastian sanft über den Arm, als sie sah, wie der Traktor unten an der Straße anhielt, weil Anna gerade das Grundstück der Seefelds erreichte.
»Tut mir leid, Anna!«, rief Miriam, nachdem Anton den Motor abgestellt hatte.
»Was tut dir leid?« Auch wenn Anna schon von Emilia wusste, dass Anton und Sebastian Miriam zur Rede gestellt hatten, sie wollte es gern von ihr selbst hören.
»Ich habe wohl etwas missverstanden, was Sabine und das Kind betrifft.«
»Das erklärt nicht, warum du das Dorf gegen mich aufhetzt.«
»Keine Sorge, Anna, Miriam wird alles richtigstellen«, versicherte ihr Anton.
»Danke.«
»Nein, ich habe dir zu danken, außerdem habe ich dir und Sebastian unsere Freundschaft versprochen, das werde ich auch nicht mehr vergessen«, entgegnete Anton und ließ den Motor wieder an.
»Emilia meinte, ich müsste mir ansehen, was hier los ist«, sagte Anna, als sie sich umwandte und Sebastian den Weg herunterkam.
»Hat es sich gelohnt?«, fragte er lächelnd.
»Unbedingt.«
»Dann wirst du in Bergmoosbach bleiben?«
»Wenn Miriam die Sache in Ordnung bringt, dann schon.«
»Ich hatte keine Ahnung, was sie vorhat.«
»Sie will mich loswerden, und ich denke, sie wird es wieder versuchen. So wie sie jede andere Frau nicht in deiner Nähe dulden wird. Was auch immer sie als Nähe ansieht.«
»Ich kann es leider nicht ausschließen.«
»Egal, ich bin gewarnt.«
»Das bedeutet aber nicht, dass du mir in Zukunft aus dem Weg gehen willst, oder?«
»Sicherer wäre es für mich«, antwortete sie lächelnd.
»Traudel hat Brombeerkuchen gebacken, wie wäre es mit einem Stück?«
»Danke, das ist lieb von dir, aber ich habe gerade mit meiner Freundin in München telefoniert, wir wollen uns am Ammersee treffen. Ich will gleich aufbrechen und werde auch über Nacht dort bleiben.«
»Dann erwartest du in den nächsten Stunden keine Geburt?«
»Nein, aber im Notfall weiß ich Mutter und Kind in guten Händen. Auf bald, Sebastian, grüß deine Familie von mir«, verabschiedete sich Anna und lief zur Apotheke zurück.
Sie brauchte jetzt erst einmal ein bisschen Abstand von Bergmoosbach und von Sebastian.
»Hast du sie nicht zu uns eingeladen?«, fragte Emilia, als Sebastian auf die Terrasse kam und sie alle von Anna grüßte.
»Sie trifft sich mit einer Freundin am Ammersee.«
»Aber sie kommt zurück?«, fragte Traudel.
»Da bin ich sicher«, sagte Benedikt und betrachtete seinen Sohn mit einem liebevollen Blick.
»Ich denke, das Leben hier in Bergmoosbach könnte doch ganz amüsant werden«, stellte Emilia fest und hob Nolan auf ihren Schoss, während sie Markus mit einem lieben Lächeln betrachtete.
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