abzukommen, ist in Ohlsdorf immer eine gute Idee und wird meist mit kunstvollen Ruhestätten belohnt.
Stiller Weg Gegenüber des Haupteingangs fällt ein überdimensionaler Schriftzug ins Auge: »Eingänge sind Übergänge« beschreibt das Projekt, mit dem sich Ohlsdorf auf die Zukunft vorbereitet. Bis 2050 reicht der Aktionsplan, mit dem sich der Friedhof Stück für Stück in einen Park der Stille verwandeln will. 17 Infoelemente verteilen sich über die Anlage – unterschiedlich in der Form, aber alle in Signalorange gehalten, kann man sie gar nicht verfehlen. Doch nun geht es erst einmal zurück in die Vergangenheit und die von Hainbuchen gesäumte Talstraße hinauf. Mit dem Krematorium und dem Denkmal für die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung wirkt die Allee sehr streng. Wenn sie am Ende in einen Fußpfad mündet, ändert sich die Atmosphäre grundlegend. In der sogenannten Dichterecke hat Kurt W. Marek seine letzte Ruhestätte gefunden. Der Journalist verfasste unter dem Pseudonym Ceram einen Bestseller zur Geschichte der Archäologie. Dessen Titel, »Götter, Gräber und Gelehrte«, bestimmt von nun an das Programm auf dem Stillen Weg.
Beinahe streng: Taxusbüsche und Christusfigur
Romantisch: Stiller Weg am Norddteich
Zum Millionenhügel Der Stille Weg gilt als der schönste Pfad auf dem Ohlsdorfer Friedhof. War gerade noch der Verkehrslärm im Hintergrund zu vernehmen, dringt nun höchstens ein weit entfernter Rasenmäher ans Ohr. Viel lauter, weil näher, sind das Vogelgezwitscher in den Bäumen und das Rascheln der Eichhörnchen im Laub. »Das sind die tropischen tollen Bäume, Büsche und Blumen des Mammutfriedhofes, dieses vögeldurchjubelten gepflegtesten Urwaldes der Welt, in dem die Toten ihren Tod verträumen«, schrieb der Schriftsteller Wolfgang Borchert, der hier ebenfalls begraben liegt. Der Stille Weg quert den Westring und führt am beeindruckenden Mausoleum Riedemann vorbei zum Millionenhügel. So jedenfalls nennt der Volksmund die Anlage mit den geschwungenen Treppen aus Mainsandstein, in der vor allem wohlhabende Familien ihre letzten Ruhestätten gefunden haben. Viele Grabstätten sind ungeheuer prächtig. Vom Weg abzukommen lohnt sich eigentlich immer in Ohlsdorf, hier aber ganz besonders. Versteckt hinter Efeuhecken, Wällen aus Rhododendren und beschützt von verschwiegenen Baumriesen erzählen die Inschriften Stadtgeschichten von den Sieve-kings, den Warburgs, den Hagenbecks und anderen Familien, die in Hamburg fast jeder kennt. 800 Statuen schmücken die Gräber, darunter einige bedeutende Kunstwerke. Mindestens ebenso wertvoll scheinen die Baum-Persönlichkeiten. Mehr als 30 000 Bäume stehen auf dem Friedhof, 10 000 von ihnen sind älter als 100 Jahre.
Öffnungszeiten
Der Friedhof Ohlsdorf ist für Fußgänger ab 6 Uhr morgens geöffnet. Von November bis März werden die Tore um 18 Uhr geschlossen; von April bis Oktober um 21 Uhr. Die Öffnungszeiten des Museums, Veranstaltungshinweise und mehr Infos unter www.friedhof-hamburg.de
Prächtig: das Riedemann-Mausoleum
Durch die Cordesallee Der Stille Weg verläuft nun parallel zur Waldstraße. Bereits vor der Friedhofsgründung war der Waldbestand in Ohlsdorf beträchtlich. Der erhaltene Teil zieht sich halbmondförmig in südliche Richtung. Der Bauleiter und spätere Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes war sich bewusst, dass sich nur eine begrenzte Zahl von Gräbern in die urwaldartige Umgebung einfügen ließ. Ihn bedrückte die Vorstellung, der Wald könne einst aufgrund von Überbelegung vernichtet werden. Wer die nach ihm benannte Cordesallee erreicht, kommt aber bis heute aus dem Staunen nicht mehr heraus. So eine Fülle und botanische Vielfalt gibt es wohl nirgends sonst im Norden! Auf den letzten 800 Metern zurück zum Ausgangspunkt nimmt man sich fest vor, bald eine andere Ecke des Friedhofs zu erkunden. Oder die gleiche, zu einer anderen Jahreszeit.
3 Im Wittmoor
O schaurig ist's über's Moor zu gehen
In einer Millionenstadt gibt es nur wenige Naturoasen, die sich im Winter von ihrer schönsten Seite zeigen. Ohne Grün an Bäumen, Gebüschen und Hecken fehlt der Schutzschild gegen Zivilisationslärm und Tristesse. Im Wittmoor ist aber alles anders. Hier freut man sich sogar über das Waldsterben.
Tourencharakter
Leichte Wanderung auf gewundenen Pfaden, die keine Beschilderung brauchen. Am Wochenende stark frequentiert. Nach Regenfällen nicht zu empfehlen.
Ausgangs-/Endpunkt
Bushaltestelle Hofweg
Anfahrt
Auto: Über Bramfelder Chaussee, Alte Landstraße, Glashütter Landstraße zum Parkplatz Eichelhäherkamp
Bus & Bahn: U1 Ochsenzoll, weiter Buslinie 7550
Beste Jahreszeit
Winter
Einkehr
Unbedingt Proviant einpacken. Es gibt keine Einkehrmöglichkeit.
Zum Moorsee Am schönsten zeigt sich das Wittmoor an klaren Wintertagen, wenn Raureif die Wiesen überzieht und Nebel zwischen den Birken wabert. Davon kann man sich schon kurz nach Verlassen des Busses an der Haltestelle Hofweg überzeugen. Am Parkplatz vorbei verläuft der Hopfenweg bis zum Fuchsmoorweg. Er führt linker Hand direkt zum Wittmoor, das nach einem guten Kilometer erreicht ist. Hier geht es wieder links auf einen Pfad, der am Rand des Moorgebiets auf seinen Höhepunkt zusteuert, welcher bereits nach weiteren 500 Metern erreicht ist. Der Damm der alten Lorenbahn zieht sich durch das Birkenwäldchen. Die Gegend gibt sich hier so mystisch und zugleich schaurig und bezaubernd, wie man es von einem Moor nur erwarten darf. Über Jahrtausende wuchs das Weiße Moor zu einem Hochmoor. Nicht einmal hundert Jahre brauchte der Mensch, um es fast vollkommen zu zerstören. Erst in den späten 1970er-Jahren begann die Renaturierung. Inzwischen zeugen die abgestorbenen Birken am Moorsee von ersten Erfolgen. Die abgetorften Flächen sind wieder durchnässt, die neue Moorentwicklung hat bereits eingesetzt. Man sollte also tunlichst keinen falschen Schritt wagen. Sonst geht es einem wie den ollen Holzbrettern, auf die die Torfarbeiter früher immer wieder stießen. Bedeckt von über einem Meter Torf waren die Bretter erstaunlich gut erhalten, und sie brannten in den heimischen Öfen wie Zunder. Wissenschaftler hatten schon damals so eine Ahnung, der 600 Meter lange Bohlenweg durchs Moor könne ausgesprochen alt sein. Darum sicherten sie ein Mittelstück und bewahrten es rund 50 Jahre lang im Archäologischen Museum Hamburg auf. Mitte der 1990er-Jahren