Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Viola Larsen
Издательство: Bookwire
Серия: Fürstenkrone
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980252
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erkundigte.

      »Warum hast du mir davon nichts erzählt?«, fragte sie vorwurfsvoll.

      »Ich dachte, diese Geschichte sei vorbei. Anscheinend ist die junge Dame wieder weg und hat nichts mehr von sich hören lassen.«

      Margret wurde nachdenklich. Da spukte also eine andere Frau in seinem Kopf herum. Und sie hatte sich eingebildet, dass sein ganzes Interesse ihr galt, dass er sie aus diesem Grund mitgenommen habe. In Wirklichkeit wollte er nur vergessen, aber es war ihm nicht gelungen.

      Diese Erkenntnis tat weh. Ich darf mir keine Illusionen machen, sagte sie sich, und meine Eltern sollten sich auch keine machen.

      Trotzdem ging sie an diesem Tag wieder ins Schloss. Vielleicht kommt er doch einmal darüber hinweg, dachte sie weiter. Ich werde ihm jedenfalls helfen, so gut ich kann.

      Er freute sich, als sie kam, aber die Trauer in seinen Augen war noch nicht gewichen. Ihr gegenüber ließ er sich nichts anmerken. Er forderte sie sogar zu einem Ritt über die Felder auf, um nach den Arbeiten zu sehen, und sie sagte mit Freuden zu.

      *

      Zwei Tage später fuhr die elegante Limousine des Barons Waldstein durch das Parktor von Tihany und hielt vor der Freitreppe. Ihr entstiegen der Baron und sein Sohn Albert. Beide betrachteten eingehend die Vorderfront des Schlosses und den davorgelagerten Park.

      »Da gibt es noch viel zu tun für den Grafen«, meinte Albert. »Bereust du, dass du ihm das Geld gegeben hast, Papa?«

      »Keineswegs. Die Gegenwerte stehen ja hier vor mir. Ich werde den Grafen behandeln wie einen Bankkunden, nicht wie den Mann, den meine Tochter unglücklich liebt. Übrigens sah die kleine Lindemann, die er da bei sich hatte, entzückend aus. Er bringt es fertig und heiratet sie, nur um meine Elga zu ärgern.«

      »Ja, das sähe ihm ähnlich. Die kleine Lindemann gefiel mir auch, Papa. Sie ist so natürlich. Schade, dass sie so früh mit ihm verschwinden musste.«

      Die beiden Herren stiegen die Freitreppe zum Portal hinauf. In der Halle empfing sie angenehme Kühle. Elga hatte ihrem Vater schon erzählt, wie viel Wertgegenstände die Gräfin ihrem Stiefsohn heimlich weggenommen hatte, und er fand es bestätigt, als er seinen Blick durch die Halle schweifen ließ.

      Aus einem der angrenzenden Räume kam plötzlich Fräulein Margret. Sie wurde rot, als sie die beiden Herren erblickte, die über ihr Auftauchen nun ebenfalls leicht schockiert waren.

      »Ich helfe hier«, erklärte sie, »erst zum nächsten Ersten kommen Hausgehilfen. Ich kenne mich hier aus. Schon seit meiner Kindheit.«

      »Aha!«, sagte Baron Waldstein. »Ist der Graf zu Hause, mein Fräulein? Ich hoffe, das Fest ist Ihnen gut bekommen.«

      Margret nickte eifrig und versprach, den Grafen sofort zu rufen.

      Sandor kam wenige Augenblicke später. Er schien verlegen und rang nach Worten, um seine Besucher zu begrüßen. Er bat den Baron und dessen Sohn, mit ihm durch das Schloss zu gehen. Aber der Baron sagte, seinen Sohn interessiere das nicht allzu sehr. Er würde lieber einen Spaziergang im Park machen.

      Albert warf ihm einen dankbaren Blick zu.

      So ging Graf Tihany mit Baron Waldstein allein durch die Räume, während Baron Albert Margret fragte, ob sie ihn begleiten wolle. Nach kurzem Zögern sagte sie zu, und sie gingen in den Park. Kurz darauf hörte man Margret lachen über die witzigen Bemerkungen, die Albert wieder einmal von sich gab.

      »Baron«, begann Graf Tihany, kaum dass sie ein paar Räume besichtigt hatten, »ich muss Sie um Verzeihung bitten, dass ich mich auf Ihrem Gartenfest etwas taktlos und unverständlich benommen habe. Aber ich muss Ihnen etwas eingestehen. Ich kenne Ihre Tochter …, ich …« Er hielt inne, weil der Baron ihn mit einer Handbewegung unterbrach.

      »Ich bin orientiert, Graf. Ich habe meiner Tochter heftige Vorwürfe gemacht. Aber was nutzt das alles, wenn ein Menschenskind sich Hals über Kopf verliebt hat? Nichts!«

      Graf Tihany schluckte und schwieg betroffen.

      »Wenn es Sie überhaupt noch interessiert, Graf«, fuhr der Baron überlegen fort, »will ich Ihnen kurz berichten, woher Elga Sie kannte.«

      Er erzählte von der Begegnung auf der Post.

      »Bei Elga war es sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Sie hoffte, Sie bei Ihrer Stiefmutter zu sehen, und kam extra deswegen von Erlau nach Hause zurück. Nun, Sie blieben diesem Abendessen bei der Gräfin fern und schrieben ihr auch, warum. Diesen Brief las die Gräfin meiner Tochter vor, und Elga war sicher, dass Sie sie ablehnten, wenn Sie wüssten, wer sie war. Sie wollte Ihnen mit diesem Schwindel beweisen, dass sie ein natürlicher Mensch ist, der sich nicht scheut, zu arbeiten.

      Ich habe sie von Anfang an gewarnt, aber es war schon zu spät. Und den Kredit haben Sie natürlich auch zum Teil der Fürsprache meiner Tochter zu verdanken. Aber ich bitte Sie inständigst, darüber hinwegzusehen! Elga wollte Ihnen die Wahrheit schonend und vor allem noch vor dem Gartenfest beibringen. Sie hoffte, dass Sie ihr verzeihen würden. Ihre Stiefmutter ist dazwischengekommen, was niemand ahnen konnte.

      Sie sind mit Recht empört, das kann ich Ihnen nachfühlen. Und Ihr Verhalten auf dem Gartenfest hat uns auch gezeigt, dass für Sie diese Angelegenheit erledigt ist. Wir akzeptieren Ihren Entschluss. Sie brauchen sich mir und meiner Familie gegenüber keinesfalls verpflichtet zu fühlen, nur weil Ihnen meine Bank einen Kredit eingeräumt hat.«

      Er sah den jungen Grafen an und stellte befriedigt fest, dass seine Worte ihn wie Peitschenhiebe trafen.

      »Ich habe meiner Tochter dringend geraten, die Konsequenzen aus Ihrem Verhalten am Abend des Gartenfestes zu ziehen«, fuhr der Baron sicher und weltmännisch fort, »und Elga hat mir versprochen, es zu tun. Sie wird in der kommenden Woche zu Verwandten ins Ausland reisen. Damit ist Ihnen und auch meiner Tochter ein peinliches Wiedersehen erspart. Ich hoffe, dass ich völlig in Ihrem Sinn die Sache ins Reine gebracht habe. Das Ganze war der unüberlegte und gewagte Schritt eines jungen verliebten Mädchens, das auf diese Weise Gegenliebe erzwingen wollte. Ich habe ihr das gesagt und hinzugefügt, dass jeder Mensch eben einmal eine solche Enttäuschung erleben muss, um reifer zu werden. Ich setze alle Hoffnung in die Vernunft meiner Tochter und hoffe, dass sie bei ihrer Rückkehr aus dem Ausland das Ganze überwunden hat. Elgas kleiner Schwindel Ihnen gegenüber und Ihre Rache auf dem Gartenfest, ich glaube, das gleicht sich nun aus, Graf. Wir sollten nicht mehr darüber sprechen. Übrigens ist die kleine Lindemann ganz reizend. Eine Jugendliebe, wie ich vermute?«

      Graf Tihany war noch wie benommen von dem eben Gehörten. Er zuckte zusammen, als der Baron diese Frage an ihn richtete.

      »Nein«, stammelte er, »wir kennen uns nur von Kindheit an.«

      Ein Kloß saß in seiner Kehle, sodass er die Worte nur stockend herausbrachte. Er wollte noch weitersprechen, aber der Baron wechselte sofort auf das geschäftliche Thema über und kam mit keiner Silbe mehr auf die Sache zurück. Er besah sich den Zustand des Schlosses, stellte Fragen und riet dem Grafen, dies oder jenes zu tun.

      Dann bat er, sich die Grundstücke ansehen zu dürfen. Und jedes Mal wenn der Graf während der Fahrt durch das Gelände anfangen wollte, auf das Fest und seine Empfindungen für Elga zurückzukommen, stellte der Baron eine sachliche Frage über Ackerbestellung oder Viehzucht.

      Graf Tihany spürte betroffen, dass der Baron an die Sache mit seiner Tochter offenbar nicht mehr erinnert werden wollte. Er war wie erschlagen und antwortete manchmal so zerstreut und ungeschickt, dass der Baron ihn verwirrt ansah.

      Die Besichtigung dauerte den ganzen Vormittag. Und als sie schließlich beendet war, hielten sie Ausschau nach Baron Albert und Fräulein Lindemann. Diese waren jedoch nicht zu finden, und der Graf musste schließlich Herrn Braun in den Park schicken, um nach den beiden zu suchen.

      Baron Waldstein konnte sich eines amüsierten Lächelns nicht erwehren, was er jedoch geschickt verbarg. Der Graf kam ihm ziemlich konsterniert vor.

      Ob es nun wegen Fräulein Lindemann war oder wegen Elga, konnte er nicht entscheiden.

      Endlich,