Lustige Märchen. Marco Fogliani. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marco Fogliani
Издательство: Tektime S.r.l.s.
Серия:
Жанр произведения: Детская проза
Год издания: 0
isbn: 9788835421948
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      Lustige Märchen

      Author: Marco Fogliani

      Traslator: Yvonne Kampe

      EINLEITUNG

      Diese Sammlung enthält alle meine Geschichten, die mit der Welt der Märchen zu tun haben.

      Unter diesen lassen sich grob drei Gruppen unterscheiden:

       solche, in denen man leicht Bezüge zu bestimmten Märchen finden kann und die ich als eine Art Aktualisierung oder Überarbeitung, oft in scherzhaftem Ton, verfasst habe;

       solche, die sowohl in ihrer Handlung als auch in der Thematik origineller sind;

       solche, die sich in Wirklichkeit an klassischen und bekannten Märchenthemen orientieren, aber dann ihren eigenen Weg gehen.

      Zur ersten Gruppe gehören wahrscheinlich „Rossella“ (in Anlehnung an Aschenputtel), „Die wahre Geschichte von Rotkäppchen und dem Wolf“ und „Rosetta“ (in Anlehnung an Rotkäppchen), „Schneewittchen und die Waisenkinder“ (Schneewittchen), „Die Meerjungfrau Serena“ (Die kleine Meerjungfrau). Die Geschichte „Geppetto, die blaue Fee und die sprechende Grille“ könnte man in moderner Sprache als kleine Fortsetzung von Pinocchio bezeichnen.

      Zur zweiten Gruppe würde ich wohl „Die Goldschuppe Teodoro“, „Baldovino und die Zahnpasta der Prinzessin“ und die Drachengeschichten „Der Postbote Gino und das Drachenbaby“ und „Paolino und der Drache der schwarzen Burg“ zählen.

      In die letzte Gruppe würde ich „Salafino und die magische Kaffeemaschine“ und „Der Geist im Federhalter“ (vielleicht mehr als Novelle als Märchen zu sehen, wie die meisten Geschichten in dieser Gruppe), in Anlehnung an Aladin und die Wunderlampe einfügen. „Der Teppich, der fliegen konnte“ greift das Thema der fliegenden Teppiche auf, „Die Geschichte einer Schaufensterpuppe“ erinnert vage an Pinocchio und den Zinnsoldaten, „Der Fischer Osvaldo“ greift das Thema der sprechenden Fische auf. „Die Bergwerke des Weihnachtsmannes“ ist zwar ein Weihnachtsmärchen, hat aber etwas mit Hänsel und Gretel und dem Spielzeugland zu tun.

      Die Geschichten „Die Meerjungfrau Serena“ und „Der Fischer Osvaldo“ finden Sie auch in meiner anderen Sammlung „Scherzi del mare“. „Die Bergwerke des Weihnachtsmannes“ ist auch in der Sammlung „Scherzi del Natale“ enthalten.

      Nicht enthalten sind meine Kurzgeschichten, die ich beabsichtige in einer späteren Sammlung aufzunehmen, die der Welt der Kinder gewidmet, aber aus der Sicht der Erwachsenen erzählt sein wird.

      DER TEPPICH, DER FLIEGEN KONNTE

      Ach, was waren das früher noch Zeiten! Heute glaubt doch niemand mehr an Märchen, außer vielleicht die ganz kleinen Kinder. Und die Leute schätzen auch nicht mehr den wirklichen Wert der Dinge oder erkennen nicht, was tatsächlich Respekt verdient.

      Als ich jung war, war das anders: Damals sah ich mehrere Male am Tag, dass sich jemand mit Ehrfurcht und Hingabe hinkniete. Und jedes Mal spürte ich, wie mich die Wangen, fast wie bei einem liebevollen und respektvollen Kuss, berührten. Damals kannte man sehr wohl noch den Unterschied zwischen Seide, Wolle und Baumwolle und ich wurde in meinem Zuhause als die wertvollste Sache betrachtet, sowohl was meine Feinheit als auch meine heilige Aufgabe betraf. Und natürlich wagte es niemand, in meiner Anwesenheit Schuhe zu tragen.

      Aber ohne so lange zurück zu gehen: Alleine bei dem Gedanken an Oma Ida überkommt mich ein Gefühl von Sehnsucht und Wehmut nach den vergangenen Zeiten. Ich erinnere mich, wie behutsam sie mich jede Woche abrieb und wusch, auch wenn es gar nicht nötig gewesen wäre, da sie nie Besuch bekam. Es war nicht ihre fehlende Kraft, die sie so behutsam mit mir umgehen ließ, sondern die Angst mich zu beschädigen. Jedenfalls war es für sie ein heiliges Ritual und vielleicht auch ernsthafter als das Gebet eines Mohammedaners. Ich erinnere mich, mit welcher Sorgfalt sie mich nach einem Reißaus an meinen vorgesehenen Platz zurücklegte.

      Mein größter Kummer ist, dass ich mich schon seit langem in Anwesenheit von Erwachsenen gezwungen sehe, bewegungslos wie ein gewöhnlicher Bettvorleger da zu liegen. Den letzten bedeutenden Flug machte ich, als mich Maria, die Enkelin von Oma Ida, neben der Mülltonne abgeladen hatte. Was für eine Beleidigung! Ein echter antiker Perserteppich aus Seide! Nur weil sie gerade als frisch verheiratetes Ehepaar in das Haus eingezogen waren, nahmen sie sich das Recht über mein Schicksal zu entscheiden, ohne die schönen alten Gewohnheiten der Oma zu respektieren. Ich habe ihnen eine grobe Dummheit erspart. Über ein Fenster kehrte ich heimlich an meinen Platz im Gäste-WC zurück. Sie dachte, dass ihr Mann es so wollte und ließ mich dort liegen. Aber seitdem wusch sie mich nicht mehr. Nicht nur das, sie behandelte mich schlechter als den schmutzigsten Lappen im Haus: Ich hatte nasse Schirme, verschlammte Schuhe und ähnliche Ausnahmezustände erlebt. Vielleicht wäre die Mülltonne doch besser gewesen.

      Sicher, in ihrer Abwesenheit hatte ich viel Zeit, um frei im Haus herumzufliegen. Aber ich versuchte immer, mich nicht entdecken zu lassen. Sobald ich den Schlüssel im Schloss hörte, flog ich sofort zurück an meinen Platz und blieb dort regungslos liegen, als wäre nichts passiert. Das war wirklich kein Leben.

      Eines Tages wollte ich ihre Reaktion testen, wenn sie mich in Bewegung sahen. Die Idee kam mir, als ich in der Wohnung eine tote Küchenschabe fand. Ich versteckte sie unter mir und am Abend, während sie beim Essen waren, schlich ich langsam in die Küche. Was für ein Schauspiel! Ich erinnere mich daran, wie Maria vor Schreck schrie, aber ich erinnere mich auch an die Schläge und Fußtritte, die ich von ihrem Mann erhielt. Zum Schluss brüstete er sich auch noch zu Unrecht damit, den Käfer erlegt zu haben. Ich hatte wirklich ziemliche Schläge bekommen, aber Gott sei Dank war meine Qualität ausgezeichnet und ich trug keinen Schaden davon.

      Die gebührende Aufmerksamkeit und Wertschätzung erhielt ich dann von ihrem geliebten und hübschen Söhnchen Giorgio. Als er sehr klein war zunächst noch nicht, da sie ihn auf kleinstem Raum unter ständiger Aufsicht hielten. Aber als er anfing zu laufen und mehr Freiheiten hatte, plante ich meinen Rachefeldzug.

      Sobald keine Erwachsenen zu sehen waren, schleppte ich mich bis zu ihm hin. Er war überaus sympathisch. Er schaute mir zu wie ich schwänzelte, ohne irgendwie hysterisch zu werden. Im Gegenteil, mit Wohlwollen berührte er mich und nahm mich zwischen die Finger, so als hätte er mich nie zuvor gesehen. Man könnte sagen, dass wir zusammen spielten. Sobald ein Erwachsener zurückkam, wurde er sofort geschimpft, dass er mit einem so schmutzigen Gegenstand spielte. Aber ich gab nicht auf. Sobald ich konnte, ging ich zu ihm und manchmal war er es, der zu mir kam. Ich wusste, dass ich riskierte aus hygienischen Gründen entsorgt zu werden, aber ich wusste auch, dass es sich um eine Familie handelte, die - selbst wenn sie etwas fantasie- und stillos war - einen gesunden Menschenverstand hatte. Und tatsächlich kamen sie zu dem Entschluss, dass ich eine gründliche Reinigung benötigte.

      Anfänglich war ich sehr darüber erfreut, auch weil dies bedeutete, dass ich offiziell als Spielkamerad von Giorgio akzeptiert wurde. Nach der Wäsche mit Schleuderprogramm in einer dieser höllisch modernen Waschmaschinen war ich es etwas weniger und bei solch einem Waschmittel hatte ich Angst um meine Farben. Das wünsche ich niemandem. Am Schluss fühlte ich mich, als hätte sich die ganze Welt auf mich gelegt und noch dazu war ich patschnass wie ein betrunkener Schwamm. Aber ich muss sagen, die Farben waren danach so schön wie ich sie schon lange nicht mehr kannte, vielleicht waren sie sogar noch nie so schön gewesen. Jeder hätte mich schön gefunden.

      Zusammen mit einem Berg feuchter Wäsche wurde ich in einen Korb geschmissen. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Ich wollte davonlaufen, auf die Gefahr hin, die ganze Wäsche auf den Boden zu werfen, aber ich hielt durch; ich wusste nämlich, dass bald das wöchentliche Ritual des Wäscheaufhängens beginnen würde. Dieses Mal jedoch, und das war neu, würde ich es höchstpersönlich miterleben.

      Und tatsächlich, kurz darauf ging Maria mit dem Korb hoch auf die Terrasse. Im ersten Moment fühlte ich mich erleichtert von diesem erdrückenden Gewicht, das auf mir lastete. Dann kam ich dran - sie zog mich der Länge nach glatt und legte mich auf eine Wäscheleine. Als wäre das nicht schon unangenehm genug, klemmte sie an jedes Ende eine Wäscheklammer. Ein Martyrium.

      Die Sonne war blass und es blies ein starker Wind an diesem herbstlichen Nachmittag. Eine andere Frau war auch gerade dabei,