Es war, als hätt' der Himmel die Erde still geküsst. Joseph von Eichendorff. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joseph von Eichendorff
Издательство: Bookwire
Серия: Klassiker der Weltliteratur
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783843804639
Скачать книгу
einen Regenbogen

      Barmherzig Gottes Hand.

      Auf dieser schönen Brücke,

      Wenn alles wüst und bleich,

      Gehn über Not und Glücke

      Wir in das Himmelreich.

       Trennung ist wohl Tod

      Trennung ist wohl Tod zu nennen,

      Denn wer weiß, wohin wir gehn,

      Tod ist nur ein kurzes Trennen

      Auf ein baldig Wiedersehn.

       Von allen guten Schwingen

      Von allen guten Schwingen

      Zu brechen durch die Zeit,

      Die mächtigste im Ringen,

      Das ist ein rechtes Leid.

      ÜBERMUT

      Ein’ Gems auf dem Stein,

      Ein Vogel im Flug,

      Ein Mädel, das klug,

      Kein Bursch holt die ein.

       Viele Boten geh’n

      Viele Boten geh’n und gingen

      Zwischen Erd’ und Himmelslust,

      Solchen Gruß kann keiner bringen,

      Als ein Lied aus frischer Brust.

      DICHTERLOS

      Für Alle muß vor Freuden

      Mein treues Herze glüh’n,

      Für Alle muß ich leiden,

      Für Alle muß ich blüh’n,

      Und wenn die Blüten Früchte haben,

      Da haben sie mich längst begraben.

      SPRUCH

      Bau nur auf Weltgunst recht

      Und paß’ auf jeden Wink und Gruß,

      Wirst dabei nimmer fröhlich werden!

      Es hat’s kein Hund so schlecht,

      Der hinter seinem Herren muß,

      Nicht frei spazieren kann auf Erden.

       Wo ruhig sich

      Wo ruhig sich und wilder

      Unstete Wellen teilen,

      Des Lebens schöne Bilder

      Und Kläng’ verworren eilen,

      Wo ist der sichre Halt? –

      So ferne, was wir sollen,

      So dunkel, was wir wollen,

      Faßt alle die Gewalt.

      TUSCH

      Fängt die Sonne an zu stechen,

      Tapfer schießen Gras und Kräuter

      Und die Bäume schlagen aus:

      Muß des Feinds Gewalt zerbrechen,

      Nimmt der Winter schnell Reißaus,

      Erd’ und Himmel glänzen heiter;

      Und wir Musikanten fahren,

      Lustig auf dem Fluß hinunter,

      Trommeln, pfeifen, blasen, geigen

      Und die Hörner klingen munter.

      AUSSICHT

      Komm zum Garten denn, Du Holde!

      In den warmen, schönen Tagen

      Sollst Du Blumenkränze tragen,

      Und vom kühl krystall’nen Golde

      Mit den frischen, roten Lippen,

      Eh’ ich trinke, lächelnd nippen.

      Ohne Maß dann, ohne Richter,

      Küssend, trinkend singt der Dichter

      Lieder, die von selbst entschweben:

      Wunderschön ist doch das Leben!

       Brech der lustige Sonnenschein

      Brech der lustige Sonnenschein

      Mit der Tür Euch in’s Haus hinein,

      Daß alle Stuben so frühlingshelle!

      Ein Engel auf des Hauses Schwelle

      Mit seinem Glanze säume

      Hof, Garten, Feld und Bäume,

      Und geht die Sonne Abends aus,

      Führ’ er die Müden mild nach Haus.

       Andre haben andre Schwingen

      Andre haben andre Schwingen,

      Aber wir, mein fröhlich Herz,

      Wollen grad’ hinauf uns singen,

      Aus dem Frühling himmelwärts!

      WERKTAG

      Wir wandern nun schon viel hundert Jahr,

      Und kommen doch nicht zur Stelle –

      Der Strom wohl rauscht an die tausend gar,

      Und kommt doch nicht zur Quelle.

      SONNTAG

      Weit in das Land die Ström’ ihr Silber führen,

      Fern blau Gebirge duftig hingezogen,

      Die Sonne scheint, die Bäume sanft sich rühren,

      Und Glockenklang kommt auf den linden Wogen:

      Hoch in den Lüften Lerchen jubilieren,

      Und, so weit klar sich wölbt des Himmels Bogen,

      Von Arbeit ruht der Mensch rings in die Runde,

      Atmet zum Herren auf aus Herzensgrunde.

       Was ich wollte

      Was ich wollte, liegt zerschlagen,

      Herr, ich lasse ja das Klagen,

      Und das Herz ist still.

      Nun aber gib auch Kraft, zu tragen,

      Was ich nicht will!

      DURCH!

      Ein Adler saß am Felsenbogen,

      Den lockt’ der Sturm weit über’s Meer,

      Da hatt’ er droben sich verflogen,

      Er fand sein Felsennest nicht mehr,

      Tief unten sah er kaum noch liegen

      Verdämmernd Wald und Land und Meer,

      Mußt’ höher, immer höher fliegen,

      Ob