Innenpolitisch war die Entwicklung Russlands in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg von den Diskussionen über die soziale Umgestaltung des Landes im Zeichen von Bauernbefreiung, Industrialisierung und von endlosen Streitigkeiten zwischen den jeweiligen Ministerien geprägt. Im Gegensatz zu den meisten Ländern Europas und Amerikas, aber auch zu Japan verfügte Russland nicht über ein eigentliches Kabinett oder einen Premierminister, der die alltäglichen Regierungsgeschäfte führte. Vielmehr griffen die sich weiterhin absolutistisch gebärdenden Zaren in praktisch alle Bereiche von Regierung, Verwaltung und Justiz ein und erschwerten damit eine Rationalisierung der staatlichen Behörden sowie den Aufbau eines den Ansprüchen einer sich modernisierenden Gesellschaft entsprechenden Staatswesens. Hinderlich waren in diesem Punkt sicherlich auch die stark ständische Ausprägung der russischen Gesellschaft und die nie gründlich vorangetriebene Landreform. Zwar hatte Zar Alexander II im Jahre 1861 die in weiten Teilen Europas als anachronistisch empfundene Leibeigenschaft aufgehoben, doch war es nicht gelungen, dies mit einer umfassenden Landreform zu verbinden. Eine Übergabe des Landes allein an die Bauern wäre zu revolutionär gewesen und hätte mit der bestehenden Gesellschaftsstruktur auch die Position des Zaren selbst in Frage gestellt. Eine vollständige Übertragung des Bodens an die Grundherren kam aus Angst vor den daraus resultierenden sozialen Spannungen und der Entstehung eines Proletariates sowohl auf dem Land als auch in den Städten nicht in Frage. Die Folge war ein Kompromiss, dessen primäres Ziel für die zaristische Regierung darin bestand, den Zugriff des Zentralstaates auf die lokalen finanziellen Ressourcen sicherzustellen. Auch im Bereich der Justiz, der lokalen politischen Selbstverwaltung und der Armee wurden im Verlauf des 19. Jahrhunderts Reformen in Angriff genommen. Die Macht des Zaren wurde dadurch allerdings kaum eingeschränkt. So konnte er weiterhin in verschiedener Weise direkt und willkürlich in den Ablauf von Justiz und lokaler Selbstverwaltung eingreifen. Trotz ihrer Begrenztheit blieben die Reformen nicht vollständig wirkungslos. Im Verlauf des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden immer wieder kleine Gruppen, die sich um Veränderungen in der russischen Gesellschaft bemühten. Dazu gehörten neben den weitgehend erfolglosen Narodniki, welche die Bauern für Reformen zu gewinnen suchten, und den ähnlich ausgerichteten so genannten Sozialrevolutionären auch die 1898 gegründete Sozialdemokratische Partei, die sich bereits 1903 in zwei Richtungen spaltete. Während die Bolschewiki unter Führung von Wladimir Iljitsch Lenin den Aufbau einer revolutionären Kaderpartei anstrebten, war es das Ziel der Menschewiki, eine Massenpartei westeuropäischen Zuschnitts zu bilden. Zum Teil ausgelöst durch die Misserfolge im Russisch-Japanischen Krieg kam es 1904/05 in den russischen Städten – später auch auf dem Land – zu revolutionären Erhebungen, die schließlich in der Einrichtung einer so genannten Duma gipfelten, welche an der Gesetzgebung beteiligt und einen Teil des Budgets kontrollieren sollte. Nicht zuletzt auf Grund der Angst der gemäßigten Teile der revolutionären Bewegung, von den Massen weggespült zu werden, gelang es dem Zaren und seinen Ministern, einen großen Teil ihrer Macht dennoch zu bewahren, dies speziell durch die Schaffung eines sehr weit reichenden Notverordnungsartikels. Die Duma blieb allerdings ein wichtiges Forum der öffentlichen Diskussion. Auch das Streikrecht und die Gewerkschaftsfreiheit wurden nicht wieder abgeschafft, auch wenn es einige zusätzliche Einschränkungen gab. Vor allem aber konnte der Zar die neuen gesellschaftlichen und politischen Kräfte nicht mehr vollständig ignorieren. Er musste Möglichkeiten finden, sie zu kontrollieren und zu kanalisieren. Ein Mittel dazu war die Außenpolitik, sei es durch eine stärkere Anlehnung an die französische Republik, sei es durch eine kompromisslosere Unterstützung des slawischen Nationalismus auf dem Balkan.
Ökonomisch und sozial war die Entwicklung Frankreichs in den Jahren zwischen 1870 und 1914 – abgesehen von den Auseinandersetzungen um das Verhältnis von Kirche und Staat sowie um die so genannte Dreyfus-Affäre – wenig spektakulär. Was sein Wirtschaftswachstum betraf, so lag dieses in jenem Zeitraum leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Dennoch vermochte das Land seine Position als starke europäische Volkswirtschaft zu behaupten, so dass von einer kontinuierlichen Anpassung an die industrielle Entwicklung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts gesprochen werden kann. Dies kann nicht zuletzt auf die große politische und wirtschaftliche Bedeutung der mittleren und großen Bauern sowie der kleinen und mittleren Unternehmer für die französische Volkswirtschaft zurückgeführt werden. Diese hatten zu den Gewinnern der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in Frankreich seit 1789 gehört und lehnten große und vor allem schnelle Veränderungen sowohl auf wirtschaftlicher wie auf gesellschaftlicher Ebene mehrheitlich ab. Erst die Hochkonjunktur nach 1896 brachte in Frankreich den Durchbruch für große Unternehmen und eine stärkere Diversifizierung der französischen Volkswirtschaft. Kleine und mittlere Betriebe spielten zwar weiterhin eine überdurchschnittliche Rolle, große Betriebe, vor allem in der Schwer- und Elektroindustrie und bei der Herstellung von Automobilen, begannen nun Fuß zu fassen. Eine wichtige Rolle für die Entwicklung der französischen Volkswirtschaft spielten, wie bereits am Beispiel Russlands gezeigt, auch die Auslandsinvestitionen, deren Erträge in der Folge sowohl inner- wie außerhalb Frankreichs wieder investiert wurden und damit einen Beitrag leisteten, dass das Land 1914 über eine solide wirtschaftliche Grundlage verfügte. Außenpolitisch profitierte Frankreich am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den ungewollten Folgen der neuen deutschen Außenpolitik. Nach der Nichterneuerung des Rückversicherungsvertrages mit Russland wandte sich letzteres an das bisher aus innenpolitischen und ideologischen Gründen verschmähte Frankreich, welches das Angebot für eine Stärkung seiner Stellung in Europa gerne annahm. Im Zeichen des Sprichwortes »Jamais y parler, toujours y penser« wurde auch die Rückgewinnung der 1871 verlorenen Territorien wieder zum Thema. Erneut war es die deutsche Regierung, welche durch ihre Flottenpolitik Avancen Großbritanniens zurückwies und Frankreich so die Möglichkeit bot, bestehende Konflikte durch die Entente Cordiale 1904 zu klären. Dieses Abkommen war keineswegs ein Bündnis wie im Falle Russlands. Vielmehr handelte es sich wie später im Abkommen zwischen Russland und Großbritannien primär um eine Regelung bestehender kolonialer Konflikte sowie um ein Abkommen zur Klärung der im Zusammenhang mit dem Russisch-Japanischen Krieg aufgeworfener Fragen. Dennoch zeigte Großbritannien mit der Entente Cordiale ein erstes Mal deutlich, auf welcher Seite es in einem möglichen zukünftigen militärischen Konflikt stehen könnte. Frankreichs Position im europäischen Mächtekarussell war dadurch erheblich gestärkt worden.
Russland und Frankreich hatten mit der auch nur indirekten Einbindung Großbritanniens in ihr Bündnis einen wichtigen psychologischen Erfolg erzielt. Auch wenn die wirtschaftliche Stärke des Landes und seines Empires im Verlauf des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts relativ gesehen abgenommen hatte, so galt Großbritannien in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg als die wichtigste Großmacht der Welt. Trotz der zunehmenden Herausforderung durch das Deutsche Reich und die USA dominierten die britische Marine und das britische Kapital militärisch wie wirtschaftlich weiterhin weite Teile der Welt. In Asien, Australien und dem Pazifik war die Position Großbritanniens sicherlich am stärksten. Die Royal Navy, die Indian Army, die Interessen der australischen und neuseeländischen Kolonien und ab 1902 das Bündnis mit Japan waren die Garanten dafür, dass der britische Einfluss in diesem Teil sowohl auf politischer als auch auf wirtschaftlicher Ebene gewahrt wurde. Auf diese Weise konnten die Ambitionen des Deutschen Reiches und der USA in die Schranken gewiesen werden. Auch in Afrika gelang es Großbritannien, seine Position im Rahmen des scramble for Afrika zu wahren. Zwar mussten die britischen Regierungen am Ende des 19. Jahrhunderts auch anderen Mächten die Errichtung von Kolonien auf dem schwarzen Kontinent zugestehen, mit Ausnahme des unter belgische Kontrolle gelangten Kongos blieben die strategisch