Perry Rhodan 1114: Der Fluch der Kosmokratin. Kurt Mahr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kurt Mahr
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845311135
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der nur 1,70 m maß, wie sehr er sich auch recken mochte. Achtzig Jahre alt – nicht mehr das, was man ein Küken nannte. Ein bisschen plump, ein wenig zu viele Falten unter den Augen. Noch an Bord der BASIS war Rag Cornus überzeugt gewesen, Lissa sei eine der schlampigsten und unattraktivsten Gestalten, die ihm je über den Weg gelaufen waren. Aber in letzter Zeit ertappte er sich immer öfter dabei, dass er seine Einstellung zu revidieren und Lissa anziehend zu finden begann.

      Muss an der Einsamkeit liegen, dachte er mürrisch und stocherte lustlos in seinem synthetischen Ei-mit-Speck herum.

      »Du bist heute morgen der faszinierendste aller Gesellschafter«, bemerkte Lissa, nachdem sie ihm eine Zeitlang zugesehen hatte.

      Ihre Stimme war ein wenig schrill und viel zu laut. Rag sah sie an, und während er überlegte, ob er ihr von seinem nächtlichen Traum erzählen solle, sagte er: »Ich habe schlecht geschlafen, das ist alles.«

      »Stimmt«, brummte Sapr mit vollem Mund. »Schlechter Schlaf schlägt sich auf den Magen. Ich kenne das.«

      »Du kennst das?«, fragte Lissa erstaunt. »Sag nur, du leidest an Schlaflosigkeit!«

      »Jetzt nicht mehr«, antwortete Sapr selbstgefällig. »Früher. Als Kind. Jedes Mal vor einer Prüfung, einem Test. Und zum Frühstück brachte ich keinen Bissen hinunter.«

      Rag schob seinen Teller zurück und stand auf. Die seichte Unterhaltung ging ihm auf die Nerven. Er musste das, was ihm in der vergangenen Nacht widerfahren war, an den Mann bringen. Aber nicht hier, nicht in dieser Runde.

      Lissa rief ihm etwas nach, als er ging. Er verstand es nicht und machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er brachte heute keine Pluspunkte bei Lissa zusammen. Aber das störte ihn nicht. Er dachte an die Frau, die ihm im Traum begegnet war.

      Belice ...

      *

      Quiupu galt nach xenobiologischer Klassifizierung als humanoid. Aber damals, als Rag Cornus ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war er ihm alles andere als menschenähnlich erschienen. Das musste mit der Lage zusammenhängen, in der er sich zusammen mit 250 anderen befunden hatte: von goldenem Staub bedeckt und einer Idee besessen, die sich allmählich als tödlich zu erweisen begann.

      Der Virenforscher war von annähernd derselben Größe wie Rag: 1,70 Meter. Er besaß einen überlang ausgebildeten Oberkörper und bewegte sich auf einem Paar kurzer, stämmiger Stempelbeine. Unverhältnismäßig kurz für menschliche Begriffe waren ebenso seine Arme. Der Kopf saß auf einem kurzen, dicken Hals und wirkte abgeplattet, als sei er unter einer schweren Last zerquetscht worden. »Der Mann mit dem Pfannkuchengesicht«, hatte Sapr Vistoy gesagt und damit in seiner kurz angebundenen Art den Nagel auf den Kopf getroffen. Das schwarze Haar wirkte unordentlich, von zahlreichen Wirbeln in vielerlei Richtungen gedreht. Quiupus Nase war klein und spitz. Zu klein für terranischen Geschmack war ebenfalls sein Mund, der, wenn die Lippen sich teilten, zwei Reihen von Zähnen zum Vorschein brachte, die wie Streichholzköpfe aussahen.

      Nicht dass Streichhölzer im Jahr 426 NGZ noch aktuell gewesen wären. Aber das Bild und der Vergleich hatten sich gehalten.

      Quiupu nahm Rag Cornus' Bericht durchaus ernst.

      »Es gibt eine Menge von Dingen, die berücksichtigt werden müssen«, sagte der Virenforscher. »Zum Beispiel der Umstand, dass du seit geraumer Zeit keine Gleichartigen mehr um dich hast. Ich meine – abgesehen von der kleinen Gruppe, mit der du nach Srakenduurn kamst.«

      »Du meinst, ich wäre einem Wunschtraum aufgesessen?«, fragte Rag.

      »Ist das nicht eine Möglichkeit?«, erwiderte Quiupu.

      »Sicher. Aber was sollte in diesem Zusammenhang die Warnung? Dass wir uns alle zurückziehen sollen? Dass sie das Viren-Imperium übernehmen wird?«

      Quiupu strich sich über das unordentliche Haar.

      »Das ist das, worüber ich mir Sorgen mache«, bekannte er. »Du sagst, ihr Blick war finster?«

      »Finster ist nicht der richtige Ausdruck. Ich hatte das Gefühl, mir schlügen Flammen entgegen. Dunkle Flammen – wenn du verstehst, was ich damit ausdrücken will.«

      Quiupu machte eine vage Geste.

      »Besser, als du denkst«, sagte er. Er schwieg eine Zeitlang und starrte vor sich hin. Als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme ruhiger und weniger schrill, als man von ihm gewöhnt war. »Bist du Gesil jemals begegnet?«

      Rag sah überrascht auf.

      »Perry Rhodans Begleiterin? Nein. Ich habe ihr Bild in den Nachrichten gesehen ...«

      »Hatte sie irgendwelche Ähnlichkeit mit der Frau, die dir in der vergangenen Nacht erschien?«

      Rag dachte nach. Schließlich schüttelte er den Kopf.

      »Nein, das könnte ich nicht sagen. Ich meine, Gesil und ... Belice sind beide Frauen, die einem Mann ohne Schwierigkeit den Kopf verdrehen können. Aber Ähnlichkeit ... nein, ich glaube nicht.«

      Er sah Quiupu an, als wolle er ihn um Verzeihung bitten. Aber der Virenforscher machte eine abwehrende Geste.

      »Es war nur eine Idee«, sagte er. »Weit hergeholt und ohne jede Grundlage. Wir werden aufpassen müssen.«

      »Du hast nicht vor, ihre Warnung zu befolgen?«, fragte Rag.

      Quiupu schüttelte den Kopf.

      »Undenkbar.« Er wies auf den großen Bildschirm, der die Bestandteile des Viren-Imperiums zeigte. Sie standen unmittelbar vor dem endgültigen Zusammenschluss – ein riesiges Gebilde von der Größe eines Sonnensystems. »Hunderte von Forschern wie ich haben sehr lange an diesem Projekt gearbeitet. In wenigen Tagen ist es vollendet. Wie könnten wir es jetzt im Stich lassen?«

      »Ist es wahr, dass du mit deinem Teil des Vorhabens auf der Erde angefangen hast?«, erkundigte sich Rag Cornus.

      Ein mattes Lächeln spielte über die exotischen Gesichtszüge des Virenforschers.

      »Ja, es ist wahr«, antwortete er. »Zumindest im Grundsätzlichen. In einem Erholungsgebiet namens Shonaar, unweit Terrania, machte ich meine ersten Versuche. Sie waren nicht sonderlich erfolgreich. Manche bezeichneten die Ergebnisse sogar als katastrophal. Damals tauchte Srimavo auf ...«

      Er ließ den Satz unvollendet und hing seinen Erinnerungen nach.

      »Srimavo?«, echote Rag.

      »Ein Mädchen. Zwölf oder dreizehn Jahre alt, voll magischer Kräfte. Sie hatte dunkles Haar, und in ihren Augen brannten schwarze Flammen.«

      »Wie die Frau in der vergangenen Nacht! Ist sie ... ich meine, kann es sein, dass Srimavo hier erscheint ...«

      »Es ist seltsam, wie das schwarze Feuer uns verfolgt, nicht wahr?«, sagte Quiupu. »Nach allem, was wir wissen, kann es nicht Srimavo sein, die dich in der vergangenen Nacht aufgesucht hat. Meine Experimente in Shonaar liegen kaum zwei Jahre zurück, und das Mädchen war damals, wie gesagt, nicht mehr als dreizehn. Sie tauchte auf Lokvorth auf, wo ich meine Versuche fortsetzte und schließlich ein Virenfragment schuf, das von den Kosmokraten als verwendbar anerkannt wurde. Srimavo bedeutete Gefahr. Sie betrachtete mein Erzeugnis als ihr Eigentum. Ich fürchtete, es zu verlieren, und war erleichtert, als die Beauftragten der Kosmokraten auftauchten, um es abzutransportieren.« Zum zweiten Mal machte er eine Geste in Richtung des Bildschirms. »Jetzt ist es eines unter vielen, und in ein paar Tagen wird es fester Bestandteil des Informationsmechanismus sein, mit dessen Hilfe die Kosmokraten Antworten auf die Fragen zu finden hoffen, die das Universum bewegen.«

      Rag Cornus fühlte sich eigentümlich berührt. Er hatte das Empfinden, ein Geheimnis enthülle sich vor ihm. Es bestand eine Verbindung zwischen Quiupus Erlebnissen und der Begegnung, die er in der vergangenen Nacht gehabt hatte. Aber der Zusammenhang war unklar. Er hatte eine Ahnung, als drohe ihm und allen, die sich in seiner Nähe befanden, tödliche Gefahr. Aber es gab nichts, was er zu seinem Schutz hätte unternehmen können. Wie wehrte man sich gegen eine Frau, die einem im Traum erschien?

      »Wir