Sammelband 5 Krimis: Verschwörung der Killer und vier andere Urlaubs-Krimis. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745204452
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mit Drogen, Waffen und Geld versorgte.

      Und mit Mordaufträgen.

      Deshalb hatte sich das FBI Field Office New York zu dieser riskanten Operation entschlossen. Wir mussten die Hintermänner der Devvilish Demons stoppen.

      Und das war auch das Risiko des verdeckten Einsatzes wert, den ich zurzeit gerade durchführte.

      Milo erhob sich. "Was wirst du den Kerlen erzählen, wo du meine Leiche gelassen hast?", fragte mein Freund und Kollege.

      "Die werden kein Wort von mir hören", erwiderte ich.

      "Du willst also als obercooler Typ durchgehen, der ohne Kompromisse sein Ding durchzieht!"

      Ich grinste.

      "Das habe ich doch gerade unter Beweis gestellt, oder? Ich meine, wer einen G-man tötet, muss in den Augen dieser Kerle doch etwas auf dem Kasten haben!"

      Clive Caravaggio meldete sich zu Wort. "Vielleicht schaffst du es ja jetzt, dass man dich in Kontakt mit den Hintermännern bringt!"

      "Das muss ich sehr behutsam anstellen", sagte ich. "Sonst werden die Devvilish Demons misstrauisch."

      3

      EIN PAAR TAGE SPÄTER...

      Das heruntergekommene Billard-Lokal hieß "The Devvils Club" und stellte so etwas wie das Stammlokal der Gang dar. Hier hing der Hauptteil der Gruppe tagsüber herum, wenn es nicht gerade irgendetwas zu tun gab.

      Das Licht war gedämpft. Im Hintergrund lief gitarrenorientierte Rock-Musik. Düstere Riffs, jaulende Soli und der ausufernde Gebrauch von Crash-Becken und Bass-Drum kennzeichnete diesen Sound.

      Ein paar Girls in knappem Leder-Outfit waren auch ständig in "The Devvils Club" anzutreffen. Das Geld in den Taschen der Gang-Mitglieder zog diese Schönen an wie das Licht die Motten.

      Mein Mord an G-man Milo Tucker hatte mächtig Eindruck gemacht. Und selbst Skull-Face, der mich von Anfang an nicht besonders gemocht hatte, wagte es nicht, mir den Respekt zu versagen.

      Ich hatte schließlich etwas getan, wozu ihm selbst bisher der Mumm gefehlt hatte.

      Und daher hielt er sich wohl lieber zurück.

      Von draußen war jetzt ein Brummlaut zu hören, der die Musik übertönte.

      Ich wusste, was das bedeutete.

      Dieser Brummlaut war so charakteristisch, dass ich ihn unter Hunderten verschiedener Motorengeräusche wiedererkannt hätte! John Delgado-Cruz alias "King Ghost" war mit seinem Trike vorgefahren, einem dreirädrigen Motorrad, das alles in den Schatten stellte, was sonst noch an großen Maschinen vor dem Eingang des Clubs abgestellt worden war.

      Einen Augenblick später flog die Tür zur Seite.

      Ein Mann in einem knöchellangen dunklen Ledermantel trat ein. Die Haare waren zu einem Zopf zusammengefasst. Der dunkle Knebelbart war millimetergenau ausrasiert. Dasselbe galt für die Koteletten, die in einer Breite von etwa einem Zentimeter bis auf die Wangenmitte stehen gelassen worden waren.

      Das war John Delgado-Cruz, der unumschränkte Boss der Devvilish Demons. Von allen wurde er nur respektvoll "King Ghost" genannt.

      King Ghost traf die Entscheidungen und es hätte niemand gewagt, ihm zu widersprechen. Er war jetzt 43 Jahre alt. In seinen jüngeren Jahren war durch eine ganze Latte von Straftaten aufgefallen. Inzwischen ließ sich King Ghost nicht mehr erwischen. Andere holten für ihn die Kastanien aus dem Feuer. Er selbst ging so gut wie kein Risiko ein. Die Akte, die wir beim FBI über ihn führten, war ziemlich dick. Aber fast nichts davon war gerichtsverwertbar.

      Außerdem war King Ghost der Mann, der die Verbindung zwischen der Gang und den höheren Befehlsebenen jener Organisation darstellte, von uns noch nicht einmal die Umrisse bekannt waren.

      Die Gang-Mitglieder hörten damit auf, ihre Kös gegen die Billard-Kugeln zu stoßen, als King Ghost den Raum betrat.

      Der Gang-Chef hob lässig die Hand.

      Er ließ den Blick schweifen.

      Er streckte seine mit fingerlosen Nietenhandschuhen bestückte Rechte aus, richtete den Zeigefinger genau auf mich.

      "Jesse", murmelte er. Seine Stimme klang heiser, war kaum mehr als ein leises Wispern. "Ich muss mit dir sprechen. Unter vier Augen."

      Er winkte mich zu sich.

      Den anderen bedeutete er mit einer ausholenden Armbewegung, dass sie weiter Billard spielen sollten.

      Ich folgte King Ghost. Wir verließen den Hauptsaal des Clubs.

      Er führte mich in einen Nebenraum. In der Mitte befand sich ein Billard-Tisch mit silbernen Totenköpfen an den Ecken.

      King Ghost warf mir ein Kö zu.

      "Hast du Bock auf ein Spiel, Jesse?"

      "Warum nicht?"

      King Ghost setzte zu einem Stoß an. Die Kugeln flogen über den grünen Filz.

      Er musterte mich einige Augenblicke lang. "Ich habe von deiner Heldentat gehört, Jesse. Du hast einen G-man erschossen."

      "Ich hatte keine andere Wahl."

      "Wieso?"

      "Na, hätte ich vielleicht zulassen sollen, dass er uns hops nimmt?"

      "Ein einzelner G-man?" King Ghost hob die Augenbrauen. Er deutete auf die Kugeln. "Du bist dran."

      Ich führte meinen Stoß aus.

      Sämtliche Alarmglocken schrillten in mir.

      Ich fragte mich, was King Ghost von mir wollte. Der schneidende Unterton gefiel mir nicht.

      "Dieser Agent Tucker war plötzlich da. Wir hatten eine Kokslieferung an ein paar Kleindealer verteilt. Du kennst doch sicher das Gelände dieser ehemaligen Papierfabrik. Scheiße, wie hieß die noch..."

      "Hat er den Deal mitgekriegt?"

      "Keine Ahnung. Die Sache war längst über die Bühne, wir wollten abdampfen. Skull-Face hat das Geld gezählt und da taucht dieser irre FBI-Cop plötzlich auf."

      "Schon ungewöhnlich, dass sich einer dieser biederen Staatsdiener allein mit einer ganzen Meute anlegt."

      Jetzt war mir klar, worauf mein Gegenüber hinaus wollte.

      King Ghost hatte Zweifel an meiner Story. Und das, obwohl sie ihm doch von fast einem Dutzend Augenzeugen bestätigt worden war, von denen zumindest einer mich nicht leiden konnte. Skull-Face nämlich.

      "Vielleicht war dieser Tucker ein besonders abgebrühter Hund. Außerdem bin ich mir sicher, dass er Verstärkung herbeigerufen hätte..."

      "Aber dazu hast du ihm ja keine Gelegenheit mehr gelassen!" King Ghost klopfte mir auf die Schulter.

      "So ist es."

      "Was ist mit der Leiche?"

      "Die findet in hundert Jahren keiner mehr!"

      "Wäre auch besser für dich. Du weißt, dass man für Polizistenmord die Giftspritze kriegen kann."

      "Weiß ich."