Diese Philosophie besagt auch, dass Erwachsene und Teenager wachsen, indem sie auf ihren Stärken aufbauen. Aber das ist nicht die Art, wie viele von uns aufgewachsen sind. Als Jim zur Schule ging, hätte er, wenn ein Lehrer ihn gefragt hätte: „Hey, Jimmy, worin bist du gut?“, geantwortet: „Ich weiß es nicht.“ Und wenn der Lehrer ihn bedrängt hätte: „Nun, wer weiß es denn?“, dann hätte er geantwortet: „Ich glaube mein Lehrer und meine Mutter. Die müssen solche Dinge wissen.“
Aber wenn er gefragt worden wäre: „He, Jimmy, was sind deine Schwächen?“ Junge, da gab es niemanden sonst, der so ein Experte darin war. Er konnte diese Dinge herunterrasseln, weil seine Lehrer und Eltern der Meinung waren, er müsse, bevor er etwas lernen könne, erkennen, wie schwach er war. Zum Beispiel sagte seine Mutter jedes Mal, wenn er sich umdrehte: „Jim, deine Sprache ist schlampig. Achte auf deine Ms, Ps und Bs.“ Aber diese ständige Kritik half ihm nicht wirklich – und ich bin mir ziemlich sicher, dass es jedem anderen, der zu dieser Zeit aufwuchs, nicht anders erging.
Helfen wir den Teenagern also, sich ihrer Stärken bewusst zu werden, und bauen wir darauf auf. Das bedeutet nicht, dass wir ihre Schwächen ignorieren sollten, sondern nur, dass wir sie nicht auf Kosten ihrer Stärken in den Vordergrund stellen. Sie können und sollten auch an ihnen arbeiten. Als Faustregel gilt hier, dass ich von mir oder einem meiner Kinder nie verlangen werde, an mehr als einer Schwäche gleichzeitig zu arbeiten.
Verdeckte Nachrichten
Die stärksten Botschaften, die wir von Menschen aufnehmen, sind die angedeuteten, nicht die tatsächlichen Worte, die gesagt werden. Wenn wir Teenagern andeuten, dass sie mit einer Situation umgehen können, tun sie das auch. Wenn wir ihnen zu verstehen geben, dass sie nicht damit umgehen können, tun sie es nicht. Senden wir Teenagern eine unterbewusste Botschaft, dass sie denken können, verbessert sich ihr Selbstverständnis. Wenn Teenager genug von diesen guten Botschaften erhalten, lernen sie, sich selbst zu mögen.
Der Zusammenhang lässt sich im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung formulieren: „Ich werde nicht so, wie du denkst, dass ich es kann, und ich werde nicht so, wie ich denke, dass ich es kann. Ich werde, was ich denke, dass du denkst, dass ich es kann.“
Hatten Sie jemals einen Chef, einen Freund oder einen Lehrer, der Sie für das Tollste hielt, was es gibt? Wie haben Sie sich in der Nähe dieser Person verhalten? Haben Sie sich wöchentlich verabredet, um hinzugehen und zu sagen: „Moment mal. Ich bin nicht so gut, wie Sie denken?“ Oder haben Sie erlebt, dass Sie diesen Erwartungen gerecht wurden? Waren Sie jemals mit einer Person zusammen, die Sie für den Abschaum der Menschheit hielt? Wie hat sich das auf Ihre Reaktionen ausgewirkt?
Ein großer Teil unserer Erziehungsarbeit konzentriert sich darauf, wie wir den Teenagern vermitteln können – ohne es direkt zu sagen –, dass wir wissen, dass sie mit allem fertig werden, was das Leben ihnen bietet. Dann müssen wir ihnen vertrauen, dass sie es schaffen, und diese sich selbst erfüllende Prophezeiung ihre Arbeit tun lassen.
So wie es Eltern gibt, die einem Teenager unterstellen, dass er entweder toll oder ein Mistkerl ist, gibt es auch zwei Arten von Teenagern.
Sonya wacht morgens auf, marschiert ins Badezimmer und sagt zum Spiegel: „He, sieh dir die Kleine an. Sie ist voll OK. Ich mag diese Frau, und ich wette, andere Leute werden sie auch mögen.“
Nun zu Hannah. Sie wacht morgens auf, schleppt sich zum Spiegel und murmelt vor sich hin: „Oh, nein, sieh dir das an. Ich mag nicht, was ich sehe. Und ich wette, anderen Leuten gefällt sie auch nicht.“
Welcher dieser Teenager verursacht Probleme zu Hause oder in der Schule? Hannah, natürlich. Sie sieht sich an und erklärt: „Ich bin schlecht.“ Was kommt als Nächstes? „Schlechte Teenager sollten bestraft werden. Warum bestraft mich dann niemand?“ Dann zieht sie jemanden mit rein: „Ich tue etwas Schlimmes, und wenn sie mich nicht bestrafen, tue ich etwas Schlimmeres.“ Wenn sie schließlich bestraft wird, kann sie sagen: „Siehst du? Ich bin böse und sollte bestraft werden.“
Welche verdeckten Botschaften wollen Sie senden? Diejenigen, die Ihren Teenager zu der Antwort veranlassen: „Oh, ja? Dann bring mich mal dazu, es zu tun“, oder die, die Ihren Teenager einladen, einzuwilligen und sich dabei gut zu fühlen?
Liebe-und-Logik-Prinzip 2
Verantwortungsbewusstsein lernt man durch Vorbilder, nicht durch Belehrungen
Eltern haben Folgendes mit Gott gemeinsam: Wir können unseren Kindern eine große Freiheit geben, so wie Gott sie allen Menschen – seiner höchsten Schöpfung – gegeben hat. Das bedeutet, die Freiheit, sowohl Fehler zu machen als auch, es richtig zu machen. Scheitern und Erfolg sind zwei Seiten der gleichen Medaille.
Damit Kinder ihre eigenen Entscheidungen treffen können, müssen sie manchmal ihre Unabhängigkeit geltend machen, indem sie sich bewusst dafür entscheiden zu scheitern. Paradoxerweise ziehen Eltern, die versuchen, die Erfolge ihrer Kinder sicherzustellen, oft erfolglose Kinder auf.
Eine Sache, zu der wir Teenager definitiv nicht zwingen können, ist, „verantwortlich zu sein“. Verantwortungsbewusstsein kann nicht gelehrt werden; es muss erlebt werden. Die am schwierigsten zu lernenden Lektionen betreffen die Dinge, von denen uns gesagt wird, dass wir sie tun müssen. Um unseren Kindern zu helfen, Verantwortungsbewusstsein zu erlangen, müssen wir ihnen Gelegenheiten bieten, verantwortungsbewusst zu sein, anstatt ihnen zu befehlen, das zu tun, was wir für verantwortungsbewusst halten.
„Regeln“ als solche tragen nicht viel zum Aufbau von Verantwortungsbewusstsein bei, da Regeln und Vorschriften von Job zu Job und von Institution zu Institution variieren. Manchmal gibt es überhaupt keine Regeln – oder nur dumme Regeln.
Auf seinen Reisen als Redner hörte Foster von einer Universität, die vor ein paar Jahren eine neue Regel aufgestellt hat: „Kein Sex in den gemischten Studentenwohnheimen.“ Das ist eine dumme Regel. Die meisten von uns sind der Meinung, dass Sex in keinem der Studentenwohnheime erlaubt sein sollte.
Aber nehmen wir an, Jerry tritt in die Behemoth Western University ein. Er ist achtzehn Jahre alt und hat immer getan, was Mama und Papa ihm sagten. Als er auf dem Campus ankommt, denkt er: Mensch, so viele schöne Mädchen habe ich noch nie gesehen. Nach der ersten Woche ruft er seine Eltern an und sagt: „Hey, Mama und Papa! Diese Mädchen hier sind der Hammer! Ich gehe morgen Abend mit einer auf eine Party.“
Und nun raten Sie mal, was passiert. Mama und Papa versuchen – aus der Ferne – die „Kein Sex in den gemischten Studentenwohnheimen“-Regel der Universität durchzusetzen: „Jerry, wo wirst du heute Abend sein? Wird es dort irgendwelche Drogen geben? Wann wirst du wieder in deinem Zimmer sein? Wir wollen, dass du um zwölf zurück bist, und wir meinen nicht eine Minute nach zwölf.“
„Sicher Mama, sicher Papa“, versichert Jerry ihnen. „Ich werde brav sein, so wie ihr es mir gesagt habt.“ Vielleicht meint er es sogar ernst.
Um Mitternacht, wenn das Bier herumgereicht wird, muss Jerry eine Entscheidung treffen. Er kann auf das hören, was seine Eltern gesagt haben oder dem Drängen seiner Kumpels und dem Mädchen, das an seinem Arm zerrt, nachgeben. Aber Jerry hatte noch nie die Chance, auf sich selbst zu hören und seine eigene Entscheidung zu treffen.
Mal ehrlich, machen Regeln wie „Kein Sex in den gemischten Studentenwohnheimen“ überhaupt einen Sinn? Nein, natürlich nicht.
Ein sinnvolles, reifes Verhalten kann nur dann erfolgen, wenn es dem Charakter unseres Teenagers entspringt – und der Charakter wird geformt, indem man lernt, Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben. Für uns Eltern hatte es noch keine großen Folgen, wenn wir unseren Kindern Entscheidungen abnahmen, als sie noch klein waren und es noch nicht unbedingt wichtig war, dass sie die Konsequenzen ihrer schlechten Entscheidungen zu spüren bekamen. Das mag für uns als Eltern damals die einfache Lösung gewesen sein, aber wenn wir so weitermachen,