Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745204445
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du wirst mir langsam unheimlich.“

      „Warum. Hast du es auch auf mein Geld abgesehen?“

      „Nein, auf dich; wenn du dich damit abfinden kannst, dass ein hessischer Hauptkommissar wahrscheinlich sehr viel weniger verdient, als du in deiner Vergangenheit.“

      „Das wird sich noch herausstellen, mein Bester.“ Sie gähnte, dass er ihre Mandeln bewundern konnte.

      So folgte ein langen Kuss, bei dem Rudi und Isa keinen Grund hatten, aus dem Fenster zu schauen. Deshalb bemerkten sie auch nicht, dass ein Auto mit einem SU-Kennzeichen auf der Straße hielt, ein Mann ausstieg und sich in einen dort parkenden Wagen mit einem Bonner Kennzeichen setzte. Beide Wagen fuhren gemeinsam los.

      Rudi und Isa fanden derweil den Weg ins Schlafzimmer.

      Hinterher überlegte er gerade, ob es sich lohnte, noch einmal ohne Isa ins Bett zu gehen, als sein Chef Paul Fichte anrief: „Rudi, mir ist noch so eine scheußliche Idee gekommen.“

      „Und welche?“

      „Wenn Sie euch in der 'Erbsensuppe' mit einen Peilsender beglückt haben, können Sie am Samstag, als ihr fast den ganzen Tag in Sachen Kunst und Kultur unterwegs gewesen seid, in eurer Wohnung völlig ungestört eine Wanze montiert haben.“

      „Du kannst einen richtig aufheitern.“

      *

      RECHTSANWALT NELLEN erreichte Mehtar Ben Ali in einem ICE nach Zürich und informierte ihn über den missglückten Anschlag in Bonn. Sie sprachen wie üblich Französisch miteinander.

      „Das heißt, jetzt sind wahrscheinlich die anderen am Zuge.“

      „Das fürchte ich auch.“

      Das stimmte schon nicht mehr, als Nellen die Handytaste mit dem roten Hörer drückte. Sofort bimmelte der Apparat und ein unbekannter Mann fragte, ohne sich vorzustellen: „Haben Sie heute morgen mit unserem Chef Niels Kollau telefoniert?“

      „Warum wollen Sie das wissen? Wer sind Sie überhaupt?“

      „Weil wir gestern Nacht bei einer schiefgelaufenen Operation in Bonn dabei waren, aber von den Bullen nicht bemerkt wurden. Da war die Wanze schon montiert und wir haben einen Teil der Gespräche gespeichert ... nein, abgehört haben wir die Scheibe noch nicht. Wir wissen nicht, was auf der Platte drauf ist ... Wir haben sie erst heute bergen können. Richtig, Sie müssten eine Katze im Sack kaufen. Wir lassen Ihnen Katze und Sack auch sehr billig.“

      „Wo in Bonn war das?“

      „In Ückesdorf.“

      „Okay. Riskieren wir es. Kommen Sie am Montagvormittag mit der Scheibe in meine Kanzlei. Aber Vorsicht, keine Tricks. Ich bin im Moment sehr nervös.“

      Rudi scheuchte Isa aus dem Bett. „Schluss mit dem Vergnügen. Los, wir müssen nach einer Wanze suchen.“ Der Anblick einer auf den Knien herumkriechenden Isa war sehr hübsch und durchaus anregend, was sie aber oben auf einem Schrank fand, sehr viel weniger. Rudi legte die Wanze lahm, und bei viel frischem Kaffee überlegten sie gemeinsam, worüber sie sich unterhalten hatten, was einen Fremden, einen Übelgesinnten, einen Feind davon wohl interessieren mochte. Das Gespräch setzten sie bei einem langen Spaziergang im Kottenforst fort und ahnten natürlich nicht, dass der Läufer in dem weinroten Trainingsanzug ein Beamter der Kriminalpolizei war, der sich dienstlich fit hielt, um ein Auge auf Rudi und Isa zu haben. Hauptkommissar Schneider hatte mit einer Leiche genug.

      *

      DEN REST DES TAGES vertrödelten sie. Katrin rief zwischendurch einmal an und war ehrlich empört, was Freund Rudi an gewalttätiger Unruhe in das friedliche Haus eingeschleppt hatte. Rudi gab sich zerknirscht und musste lange Süßholz raspeln, bis sie sich beruhigte. Oder wenigstens so tat.

      *

      ANDERE WAREN FLEIßIGER. Zwischen Wiesbaden und Bonn glühten die Telefonleitungen und stöhnten die Server über die Unmassen vom Mails, die zwischen den beide Städten hin- und herflitzten. Sogar Kriminalrat Brock opferte seinen geheiligte Sonntagsschlaf und kam ins Amt, um lange und gelegentlich lautstark mit Paul Fichte zu konferieren. Ricki und Lupo verbanden den Chef mehrmals, bevor sich Rickis und seine Gäste mit ihrem letzten Geld den Tank auffüllten und mit gänzlich ungewohnten schlappen 120 km/h auf den Weg nach Frankfurt und Wiesbaden machten. Dank des Schleichens reichte die Tankfüllung mehr als genug aus. In Frankfurt erschien der „Hausarzt“ der Bande und kümmerte sich um das lädierte Ohr des Chefs: „Das Gehör rechts ist wohl hin, Chef.“

      „Sehr erfreulich.“

      „Aber für das kaputte Ohr gibt es aufsetzbare Prothesen. Du wirst dich wieder auf die Straße wagen können, ohne aufzufallen.“

      „Prächtig. Und wann?“

      „Etwas Geduld musst du noch haben.“ Der Chef wusste, was bei Ärzten das Wort „Geduld“ bedeutete, und seufzte; er hätte diesen Auftrag nie annehmen und seinem Bauchgefühl vertrauen sollen ... Ein Ohr und einen wichtigen Mitarbeiter verloren und alles wahrscheinlich ohne Honorar. Das Leben war manchmal verdammt hart.

      Über diese leider unerschütterliche Wahrheit hatten sich auch Rudi und Isa unterhalten.

      Rudi schlug beim Kaffee eine Partie Halma vor, was ihr nicht behagte. Seinen Vorteil zu suchen und es dabei dem Gegner möglichst schwer zu machen, war ihr zu anstrengend, erforderte zuviel Konzentration und anstrengende Vorausschau. Sie schaute ihn direkt an, sichtlich schlecht gelaunt.

      „Das solltest du mit Ilka spielen. Die plant gerne weit voraus. Mit wenig Erfolg allerdings.“

      „Du magst deine Schwester nicht sonderlich, was?“, fragte er träge.

      „Nein“, gab sie zu.

      „Gibt es dafür einen bestimmten Grund?“

      „Wenn man das einen Grund nennen kann“, murmelte sie abwehrend.

      „Lass mal hören.“

      Sie setzte sich aufrecht hin und zog ihr Shirt stramm. „Ich war immer die Hübschere, der die Jungens nachliefen. Das hat mir Ilka nie verzeihen wollen. Weißt du, deswegen fing sie mit solch dummen Sprüchen an. Du bist schöner als ich, aber ich bin klüger als du. Man kann eben nicht alles haben, Schwesterherz.“

      Ohne darüber nachzudenken, platzte er heraus: „Aber du wolltest immer alles bekommen. Wie?“

      „Ja, wollte ich. Was ist dabei? Sag bloß. Du bist keine Egoist!“

      „Doch, bin ich. Aber in Grenzen. Wenn du den anderen leben lässt, hat der keinen Grund, auf dich zu schießen.“

      „Das ist doch Kirchengewäsch.“

      „Meinst du? Warum hat Schiefer dir denn gedroht, dich umzubringen?“

      „Weil er Angst hat, ich könnte ihn verraten.“

      „Verraten? An wen?“

      „Staatsanwalt, Polizei, Finanzamt, an seine Konkurrenz im Milieu. Die waren zum Schluss doch alle hinter ihm her.“

      „Hinter ihm? Oder hinter der Utom.“

      „Da gibt es keinen Unterschied“, stellte sie mürrisch klar. Rudi schwieg und überlegte, wohin sie ein harmloses Gespräch über Halma und Mühle geführt hatte. Dann schoss ihm durch den Kopf: Wie gut kannte er Isa eigentlich? Vier Jahre Grundschule zählten wohl nicht wirklich. Zweieinhalb Wochen Ferien auf Lanzarote. Da steckte sie doch wohl schon tief in dem Sumpf, aus dem sie sich jetzt nur unter Lebensgefahr befreien konnte. Was wollte sie eigentlich von ihm? Hatte sie sich wirklich