Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745204445
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      Aus dem Wagen stieg ein hochgewachsener und gut gekleideter Mann von schlanker Statur. Rico kannte ihn nicht und versuchte, sich das Bild des Fremden einzuprägen. Vielleicht konnte seine Auftraggeberin etwas damit anfangen.

      Der Fremde ging auf den Eingang zu, zögerte und blickte sich nach allen Seiten um. Schließlich bewegte er sich weiter und stieß die Eingangstür auf. Rico sah, dass der Fremde durch das hell erleuchtete Foyer ging und mit dem Pförtner sprach. Es dauerte einige Minuten und einen längeren Wortwechsel, bis der der Neuankömmling die breite Treppe emporstieg.

      Rico stieß den Atem aus und ging auf den Camaro zu und beschloss, die Nummer zu notieren. Auf diese Weise konnte er vielleicht feststellen, wer der Fremde war.

      Als er sein Notizbuch herauszog, hörte er die Schritte. Langsam und gemessen kam jemand die Straße entlang. Rico blickte sich um – und erkannte die Umrisse einer dunklen Gestalt, die keine dreißig Meter entfernt war. Die Schritte waren verstummt, und der drohende Schatten rührte sich nicht.

      Rico spürte, dass eine eisige Hand nach seinem Herzen griff, und ihn plötzlich eine entsetzliche Angst überkam.

      Einige Sekunden konnte er sich kaum rühren, und diese Zeit erschien ihm wie eine Ewigkeit. Er verfluchte seinen Leichtsinn. Er hatte keine Waffe bei sich. Dann versuchte er, sich wieder zu beruhigen. Der Schatten dort drüben bewegte sich überhaupt nicht!

      Vielleicht hatte die Person genauso viel Angst wie er. In dieser stillen Straße um diese Zeit! Rico bemühte sich zu grinsen, er brachte jedoch nur eine Grimasse zustande. Er war ein Feigling, und er wusste es.

      Langsam trat er den Rückweg an. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er musste nur seinen Wagen erreichen, dann war er in Sicherheit. Verdammt noch mal, diese paar Meter musste er schaffen, ohne dass er einen Herzschlag bekam.

      Rico riskierte einen vorsichtigen Blick über die Schulter. Der Schatten folgte ihm in gleichmäßigem Abstand.

      Er begann zu laufen, stolperte und fing sich ab. Sein Verfolger – er zweifelte nicht mehr daran, dass es ein Verfolger war – hatte die Distanz verringert.

      Gehetzt blickte Rico sich um. Als sein Verfolger in den Schein einer Laterne kam, erkannte er, dass es ein Mann war. Ziemlich groß und sehr schlank. Er trug nichts bei sich und hatte die Hände in den Taschen vergraben.

      Rico war nur noch zehn Meter von seinem Wagen entfernt. Er würde es schaffen. Sein Verfolger war immer noch ein ganzes Stück hinter ihm.

      In diesem Augenblick hatte er noch genau dreiundzwanzig Sekunden zu leben, aber das wusste er natürlich nicht.

      Rico Manzini hatte den Wagen erreicht und bemühte sich mit zitternden Fingern, das Türschloss aufzubekommen. Er riskierte noch einen ängstlichen Blick zurück.

      Sein Verfolger war stehengeblieben. Rico sah, dass er mit irgendeinem Gerät hantierte, dass er auf diese Entfernung nicht erkennen konnte.

      Endlich hatte er die Tür geöffnet. Als er sich in den Wagen schwingen wollte, sah er das Aufblitzen des Mündungsfeuers. Und das war so ziemlich das Letzte, was er in seinem Leben sah.

      Für den Bruchteil einer Sekunde wunderte er sich darüber, dass er keinen Schuss hörte. Den Schalldämpfer sah er schließlich nicht.

      Dann registrierte er den Schmerz in seiner Brust. Er spürte ein Frösteln und gleichzeitig Hitze, ausgehend von der Stelle über seinem Herzen, wo ihn die Kugel getroffen hatte.

      Er schwankte, und seine Hand löste sich langsam vom Wagendach. Für einen Moment stand sein Körper noch aufrecht, gehalten von der geöffneten Tür. Dann rutschte er langsam in den Straßenstaub.

      Auf diese Entfernung mit einer Pistole, dachte er. Ein guter Schütze. Schwarzer Nebel hüllte ihn ein. Ein letztes Zittern durchlief seine verkrümmte Gestalt. Rico Manzini, ein kleiner Ganove mit großen Träumen, war tot.

      ––––––––

      23.

      JOHN CARRUTHERS ÖFFNETE selbst. Steve erkannte ihn selbst nach den schlechten Zeitungsbildern sofort.

      Carruthers sah seinen späten Besucher erstaunt an.

      „Ja?“, fragte er vorsichtig und höflich. „Man hat mir gesagt, dass es außerordentlich wichtig sei. Es ist schon ziemlich spät für einen Besuch.“

      „Mein Name ist Steve McCoy. Ich bearbeite einen Mordfall und würde gern ein paar Worte mit Ihnen wechseln.“

      „Polizei?“

      „Nein.“

      „Dann weiß ich nicht, über welchen Mordfall wir uns unterhalten sollten.“ Die Stimme war etwa zehn Grad kälter geworden und lag jetzt kurz über dem Gefrierpunkt.

      „Barbara MacLaren“, sagte Steve langsam.

      Mit dem Gesicht von John Carruthers ging eine Veränderung vor. Seine Verbindlichkeit war wie weggeblasen. Er musterte Steve drohend und öffnete die Tür ein Stück weiter.

      „Kommen Sie herein, wenn es nicht zu lange dauert. Meine Zeit ist sehr begrenzt, wie Sie sich vielleicht denken können.“

      „O, es liegt an Ihnen, wie lange es dauert“, sagte Steve lächelnd und betrat die Wohnung.

      Sie war mit Geschmack und viel Geld eingerichtet worden. Das große Wohnzimmer an der Rückfront schien dem Katalog eines teuren Einrichtungshauses nachgestaltet worden zu sein. Alle Einzelheiten waren aufeinander abgestimmt. Nur eines vermisste Steve: Die persönliche Note. Alles wirkte ein bisschen kalt. Aber damit passt sie zu dem Bewohner, dachte er.

      Carruthers deutete mit einer kreisenden Handbewegung auf die zahlreichen Sitzgelegenheiten.

      „Nehmen Sie Platz, wo Sie wollen. Einen Drink?“

      Steve schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Es wird nicht lange dauern, und ich muss auch noch fahren.“ Er ließ sich in einen lederbezogenen Sessel englischer Herkunft sinken.

      Carruthers zündete sich eine Zigarette an. Er blickte an Steve McCoy vorbei.

      „Wie war das mit Barbara MacLaren, Mister McCoy? Ich nehme an, Sie wollten mich mit diesem Namen neugierig machen.“

      „Sie wissen sicher, dass Kevin MacLaren in Untersuchungshaft sitzt“, begann Steve. „Es gibt viele Anzeichen, dafür, dass man ihn zu Unrecht verdächtigt.“

      Carruthers fuhr herum.

      „Wer sagt das? Die Polizei? Oder ist das Ihre persönliche Ansicht? Im Übrigen möchte ich wissen, weshalb Sie darüber mit mir sprechen wollen.“

      „Das hat einen plausiblen Grund“, meinte Steve. „Sie stehen sowohl mit MacLaren als auch mit seiner Frau in enger Beziehung. Die eine Beziehung ist mehr beruflicher Natur, die andere mehr – nun ja, ich glaube, das brauchen wir nicht im Einzelnen zu erörtern. Da Sie aber die einzige Person sind, auf die das zutrifft, wollte ich gern mit Ihnen reden.“

      „Und was haben Sie davon?“, fragte Carruthers mit leiser Stimme.

      „Ich kann mir ein besseres Bild machen“, antwortete Steve.

      Carruthers drückte mit einer heftigen Bewegung seine Zigarette in einem Aschenbecher aus.

      „Sie haben jetzt lange genug um den heißen Brei herumgeredet. Sagen Sie mir endlich, was Sie eigentlich von mir wollen. Sie sind doch sicher nicht hergekommen, um dunkle Andeutungen zu machen.“

      „Ich glaube“, sagte Steve langsam, „dass Sie in irgendeiner Weise mit dieser Sache zu tun haben.“

      Carruthers erstarrte und sah ihn lange an.

      „Wollen Sie damit behaupten, dass ich dafür verantwortlich bin, dass Kevin MacLaren im Gefängnis sitzt?“,