Madame Missou ist achtsam. Madame Missou. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Madame Missou
Издательство: Bookwire
Серия: Madame Missou
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783956235672
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guten Job, das ist großer gesellschaftlicher Konsens.

      Doch lässt sich dieses Gleichzeitig-nebeneinander-Tun wirklich souverän lösen, oder ist es eine gemeinsame grandiose Illusion, die uns allen schadet?

       Woher stammt der Begriff „Multitasking“?

      Zurück zu den Wurzeln: Ich habe mich intensiv mit dem Phänomen Multitasking beschäftigt. Die Idee des Multitasking kommt aus dem Bereich der Informatik. Der Begriff beschreibt die Fähigkeit von Betriebssystemen, Prozesse immer wieder zu unterbrechen und kurz danach wieder fortzusetzen. Da die unterschiedlichen Prozesse in sehr kurzen Abständen immer wieder unterbrochen und neu aktiviert werden, entsteht dabei der Eindruck der Gleichzeitigkeit. Der Grund für diese Methode besteht darin, dass Zeiten, in denen der Rechner auf externe Ergebnisse wartet, genutzt werden können. Ziel ist eine maximale Auslastung der Ressourcen.

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       Das pralle Leben spüren

      Das kennst du bestimmt auch aus eigener Erfahrung: Sich kompetent, spontan, jederzeit ansprechbar und leistungsfähig zu fühlen, macht Spaß. Es gibt Situationen, in denen wir mit Hochgenuss Multitasking praktizieren und in denen es uns Energieschübe schenkt. Dieses Gefühl ist das genaue Gegenteil von Langeweile. Es kann prickelnd sein, es gibt uns die Gewissheit, dass wir gebraucht werden und dass wir im Moment am richtigen Platz sind. Es bestätigt eines der wichtigsten Grundbedürfnisse: Wir spüren unsere Selbstwirksamkeit, und das in hohem Maße.

      Multitasking kann also durchaus gesund und förderlich sein. In der richtigen Dosis kann es seine Funktion erfüllen und unser Leben interessanter, reicher und bunter machen.

       Was macht Multitasking so gefährlich?

      Wer zu viele Multitasking-Elemente in sein Leben integriert, lebt meiner Meinung nach gefährlich. Wir haben uns mittlerweile so sehr daran gewöhnt, dass viele Aktionen fast gleichzeitig geschehen, dass wir oft gar nicht mehr merken, wie wir uns überfordern und wie oft wir andere überfahren – weil wir das Multitasking so stark verinnerlicht haben.

      Die Fähigkeit, viele Dinge nebeneinanderher zu tun, dabei noch komplexe Sachverhalte zu bedenken und alles um uns herum im Blick zu behalten, wird bewundert und hochgelobt. Die Frage ist: Wem nützt das? Tut es mir gut oder nützt es vor allem den anderen. Und mal ehrlich: Nützt es den anderen wirklich oder hat das Ganze ohnehin eine bittere Kehrseite? Geht uns das Gespür für das Wesentliche verloren?

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       Ein Beispiel aus dem Alltag:

      Du leitest zum ersten Mal eine sehr schwierige Sitzung in einem neuen Team und bist gerade – nach einer gelungenen Begrüßung – beim ersten Punkt der Tagesordnung angelangt. Nach exzellenter Vorbereitung fühlen du dich sicher, doch es ist dir sehr wichtig, dass du gleich am Anfang die Aufmerksamkeit der Teilnehmer gewinnst. Du merkst mit Befriedigung, dass du nach einigen Sätzen das ungeteilte Interesse der Anwesenden auf dich und deine Worte lenken konntest. Alle hören gespannt zu.

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      Plötzlich beginnt deine Kollegin, per Nebengespräch wichtige Flyer schon mal zu verteilen. Es raschelt, jeder der Anwesenden schaut von dir weg auf den Stapel vermeintlich wichtiger Unterlagen, die gerade herumgereicht werden. Die konzentrierte Atmosphäre ist wie weggewischt. Du bist vermutlich rhetorisch erfahren und wirst deine Zuhörer sicher wieder erreichen. Doch vielleicht hat die Kollegin mit ihrer gut gemeinten Aktion doch mehr gestört, als nötig gewesen wäre, und hat dir damit wichtige Energie abgezogen.

      Vielleicht hast du eine ähnliche Situation im Job, im Familienleben oder in ehrenamtlichen Gremien selbst schon einmal erlebt. Versuch dich einmal in die Situation hineinzuversetzen und stell dir dazu folgende Fragen:

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      Es kann sein, dass du beim Nachfühlen mit der Flyer-Verteilung überhaupt keine Probleme gehabt hättest. Vielleicht weil du so geübt und souverän bist, dass dich nichts so leicht aus dem Konzept bringt. Doch vielleicht wäre es dir doch lieber gewesen und du hättest es professioneller gefunden, die Konzentration der Zuhörer aufrechtzuerhalten.

      Dieses Beispiel war nur eines von vielen kleinen Ereignissen, die uns den lieben langen Tag begegnen. Wir werden unnötigerweise in einer zielgerichteten Handlung gestört. Genauso stören wir andere unglaublich oft. Wir halten das für selbstverständlich. Doch ist es das? Könnten wir auch gemeinsam als Gruppe oder als Gesellschaft einen anderen Stil etablieren?

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      Häufig ist uns im Alltag gar nicht bewusst, dass wir aus unserer Konzentration gerissen wurden oder selbst der Störfaktor waren. Beobachte das mal einen Tag lang und notier das Ergebnis. Du wirst staunen, was da zusammenkommt!

Kleine Übung: Kleine Übung:

      Wie ist deine Stör-Analyse verlaufen? Konntest du überhaupt eine einzige Tätigkeit an diesem Tag konzentriert ausführen? Nicht? Das muss sich ändern!

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      Ein anderer Lebensstil würde bedeuten, dass wir bewusster mit uns selbst und mit anderen umgehen. Wir würden uns nicht primär fragen, was momentan aus ökonomischer Sicht auch noch schnell passieren könnte, sondern in erster Linie, was im Moment wichtig ist und was im Moment unsere gesamte Aufmerksamkeit erfordert. Das ist der Kern der Sache, denke ich.

      Im Hier und Jetzt leben!

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