Die gelassene fokussierte Aufmerksamkeit immer wieder zu trainieren, damit sie uns im rechten Moment zur Verfügung steht, kann daher sehr hilfreich sein.
Fokus 2: Aufmerksamkeit und Denken
Wechselwirkung von Denken und Richtung der Aufmerksamkeit
Das Aufmerksamkeitsmanagement ist sehr eng mit dem Denken verbunden. Diese zwei Dinge sind kaum voneinander zu trennen. Sie kennen das Phänomen, dass Sie nur das erleben, was Ihre Aufmerksamkeit zulässt. Sind Sie gerade intensiver damit beschäftigt, sich ein neues Auto auszusuchen, dann nehmen Sie viel mehr unterschiedliche Autos auf der Straße wahr als sonst, wenn Ihre Aufmerksamkeit gerade etwas anderem gilt. Gehen Sie über die Straße, konzentrieren Sie sich auf den Verkehr und sehen vielleicht den Kollegen nicht, der Ihnen entgegenkommt. Außerdem ist auch die Richtung der Aufmerksamkeit bestimmend für Ihr Denken; und Ihr Denken bestimmt wiederum die Richtung der Aufmerksamkeit.
Weltbild bestätigen …
Denken Sie beispielsweise: »Meine Mitarbeiter sind nicht uneingeschränkt vertrauenswürdig«, dann richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf jedes Signal, das Ihr Gefühl von »Ich kann nicht vertrauen« bestätigt. Liegt die Denkrichtung auf »Nichtvertrauen-können«, wird auch die Aufmerksamkeit so fokussiert: Wann gerate ich schon wieder in eine Situation, in der ich besser nicht vertraut hätte? Das Denken spiegelt sich in der Aufmerksamkeitsführung und bestätigt dieses. Menschen mögen es, wenn ihre Annahmen, Einstellungen und Erfahrungen – ja, ihr ganzes Weltbild – bestätigt werden. Auch wenn es nicht unbedingt immer gut für uns ist, bleiben wir gerne bei unserem tradierten Denken. Es stabilisiert gefühlsmäßig unser Sein. Das ist das Schöne daran. Wenn Sie trotzdem Lust haben, damit zu arbeiten, dann verschieben Sie Ihre Aufmerksamkeit und machen – analog für Ihr eigenes Beispiel – folgendes Experiment:
… oder die Richtung ändern
Aufgabe: »Heute achte ich darauf, wann sich die Mitarbeiter so verhalten, dass ich ihnen vertrauen kann.« Mit dieser Aufmerksamkeitsführung werden Sie neue Erfahrungen machen, die Ihr Denken verändern können. Sie werden an einem solchen Tag viel mehr vertrauensvolle Momente mit Ihren Mitarbeitern erleben als an anderen Tagen. Allein dadurch, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das lenken, was Sie gerne erleben möchten, tritt dies auch ein. Und mit Ihrer neuen Wahrnehmung kann sich auch Ihr Denken ändern: »Ich kann meinen Mitarbeitern überwiegend vertrauen« ist schon eine ganz andere Haltung als die vorherige.
Unsere aktive Rolle
Aufmerksamkeit und Denken steuern die Wahrnehmung und stabilisieren oder irritieren das Weltbild. Insofern steuern Sie aktiv, was Sie in Ihrer Umgebung erleben möchten. Sie sind derjenige, der sich die »Welt bastelt«. Auch wenn Sie das noch nicht systematisch für sich nutzen, sind Sie an dem, was Sie erleben, und daran, wie Sie diese Erlebnisse bewerten, maßgeblich beteiligt. Das klingt zunächst befremdlich. Meistens haben wir doch eigentlich eher das Gefühl, dass außen etwas geschieht, was wir nur passiv aufnehmen. Da unsere Wahrnehmung leider extrem unzureichend ist und maßgeblich in unserem Denken entsteht, tragen wir mehr dazu bei, als wir zunächst annehmen. Deswegen können wird diesen Vorgang auch aktiv steuern und beeinflussen.
Mit dieser neuen Aufmerksamkeit rücken Sie die erfolgreichen Anteile der Zusammenarbeit in den Vordergrund. Sie verstärken sich fast automatisch und werden Teil einer neuen Realität. Auch das Verhalten der anderen Personen passt sich Ihrer Wahrnehmung an: ein unmerklicher und sehr erfolgreicher Prozess.
Lösungsorientierte neuronale Autobahnen
One in a million!
Der Hirnforscher Manfred Spitzer schreibt in seinem Buch Lernen, dass von einer Million Nervenzellen nur eine einzige mit der Außenwelt verbunden ist. Alles andere spielt sich intern ab. Diese Tatsache regt zum Weiterdenken an: Nur eine von einer Million Nervenzellen nimmt einen Impuls außerhalb unseres Körpers auf. Das bedeutet, dass wir überwiegend mit uns selbst beschäftigt sind. Die Wahrnehmung ist also ein kreativer Prozess: Wir schaffen uns die Welt, in der wir leben, zu einem großen Teil selbst. Die gute Nachricht: Unser Einfluss ist größer als gedacht. Die schlechte Nachricht: Wir bekommen erheblich weniger mit, als wir glauben. Die Wahrnehmung ist vollkommen unzuverlässig.
Aufmerksamkeit aktiv zu steuern bedeutet, das wenige, was aufgenommen wird, aktiv auszuwählen und so zu verarbeiten, dass wir die Anteile fokussieren, die uns weiterbringen. Es geht also darum, intern neuronale Autobahnen für Gelingen, für Zielerreichung, für Ergebnisse, für Lösungen und so weiter anzulegen. Denn jede Wahrnehmung und Verarbeitung bahnt Nerven und stabilisiert bestimmte Wege der Informationsübertragung.
Mit welcher Mannschaft kann man was erreichen?
Kämpfen Manager beispielsweise mit der geringen Lösungsorientierung in Meetings und hören tagein tagaus nur Rechtfertigungen, warum die Ziele nicht zu erreichen sind, dann verlieren sie schnell die Lust: »Mit dieser Mannschaft kann ich nichts erreichen«, sagen sie und schrauben ihre Erwartungen zurück oder trennen sich von Personen, in der Hoffnung, dass danach lösungsorientierter gedacht wird. Diese Rechnung geht in der Regel nicht auf.
Wege zu lösungsorientiertem Denken
Lösungsorientiertes Denken braucht zunächst einmal eine neuronale Autobahn in diese Richtung, die über Aufmerksamkeitsmanagement aufgebaut werden kann. Wenn Sie experimentierfreudig sind, können Sie Ihr eigenes Denken und damit Ihre Haltung und Ihr Verhalten beeinflussen: Suchen Sie Ansatzpunkte für Lösungen, machen Sie die Mannschaft darauf aufmerksam, was bereits gelingt. Finden Sie kleine Erfolge. Seien Sie gleichzeitig mutig und trennen Sie sich von langfristigen Unrentabilitäten. Verschieben Sie mit diesen kleinen, aber beständigen Aktionen systematisch die Aufmerksamkeit Ihrer Mannschaft, dann ändern Sie auch langfristig deren Denken, deren Haltung und schließlich das Verhalten.
Den Fokus auf die Lösung legen
Bei jedem Kontakt fokussieren Sie auf die Dinge, die funktionieren, und helfen so Ihrem Gegenüber, die neuronalen Verbindungen dafür aufzubauen. Je mehr Sie über Probleme sprechen, umso mehr bauen Sie an den »Problemautobahnen«. Es geht nicht darum, Schwierigkeiten und Probleme zu ignorieren. Es geht nur darum, den Fokus und die Energie auf die Lösung zu lenken, um Schwierigkeiten und Probleme nicht weiter wachsen zu lassen. Je weniger darüber gesprochen wird, umso mehr verkommen diese Problemautobahnen wieder zu Schotterpisten und es können sich erfolgreiche Verbindungen etablieren. Dieser neuronale Umbau kann schon etwas Zeit in Anspruch nehmen. Es geht also nicht darum, Probleme zu ignorieren, sondern um die Frage, wie man mit Problemen umgehen kann.
Selbst im Coaching gibt es – heute gestützt durch die neuere Gehirnforschung – die Diskussion, ob es sinnvoll ist, mit einem Coachee über Probleme zu sprechen. »Reden über Probleme schafft Probleme« ist die Ansicht einiger modernerer Therapeuten wie zum Beispiel Steve de Shazer. Er sprach immer nur über Lösungen, da er davon ausging, dass man nicht über das Problemverständnis zu einem Ansatzpunkt für Lösungen kommt. Die zentrale Frage ist für ihn nur: Was willst du erreichen? Wenn das Ziel klar ist, ist es fast gleichgültig, woher man kommt. Diese lösungsorientierte Form der Therapie ist zwar sehr umstritten, aber extrem erfolgreich. Sie schließt im Prinzip an Albert Einsteins Philosophie an: »Das Denken, das dich zum Problem geführt hat, bringt dich nicht zur Lösung.«
Die Gehirnforscher geben ihm recht und formulieren heute: Auf der neurologischen Bahn, auf der das Problem gemacht wurde, findet sich keine Lösung. Hierfür brauchen wir eine andere Bahnung.
Fokus 3: Leverage Points in Systemen erkennen
KPIs als Steuerungsmittel
Wenn ein Unternehmen etwas erreichen will, kommt es auf zwei Punkte besonders an. Es sollte die äußeren Prozesse genau kennen und wissen, wie es sich erfolgreich im komplexen Marktgeschehen aufstellen kann. Das ist die Voraussetzung,