Ohne Willen keine Leistung
Der Kampf zwischen dem „ich muss“ und dem „ich will nicht“ weist auf die Bedeutung eines starken Willens hin. Sie kennen vielleicht das Sprichwort: „Willenstarke Menschen durchschwimmen den Strom des Lebens, willenschwache baden nur darin.“ Es besagt, dass bei allen großen menschlichen Leistungen Willensqualitäten eine bedeutende Rolle spielen.
Ihr Berufs- und Lebenserfolg kann nie größer sein, als Ihr Willen und Ihre Bereitschaft dazu.
2.1 Was bedeutet „Willen“?
Hindernisse überwinden
Unter Willen versteht man die Absicht zu bewussten Handlungen, die Ihren Zielen dienen und von Ihnen trotz innerer und äußerer Widerstände realisiert werden. Innere Hindernisse entstehen, wenn einander widersprechende Wünsche und Antriebe zusammenkommen. Dieser Konflikt tritt meist schon dann auf, wenn sich unter den zu lösenden Aufgaben leichtere und schwerere befinden. Viele befassen sich eher mit der leichteren Aufgabe, obwohl die schwierigere vielleicht wichtiger ist.
Ergebnis der Selbsterziehung
Der Willen ist keine angeborene Eigenschaft, sondern das Produkt Ihrer Selbsterziehung. Willenseigenschaften entwickeln sich umso besser, je konsequenter, gleichmäßiger und beherrschter Sie Schwierigkeiten und Hindernisse überwinden. Das gilt insbesondere bei Willenshandlungen, die sich über längere Zeiräume erstrecken und durch Teilziele realisiert werden, wie beispielsweise ein Studium.
2.2 So können Sie Ihren Willen formen
Angemessene Ziele setzen
Zur Selbsterziehung Ihres Willens gehören Ziele, die Ihren Fähigkeiten entsprechen. Weder ein sehr hohes und irreales noch ein sehr niedriges und keine Anforderungen stellendes Ziel ist Ihrer Willenserziehung dienlich.
Zur persönlichen Zielsetzung und Willensentwicklung gehört auch die Selbstkontrolle. Sie setzt eine hoch entwickelte Kritikfähigkeit bezüglich des eigenen Verhaltens voraus.
Leidenschaft und Verstand einsetzen
Beim Ausformen Ihres Willens spielen zudem Vorbilder, Meinungen und Standpunkte sowie Gefühle eine Rolle. Jemand, der mit Leidenschaft und Verstand arbeitet, ist zu größeren Willenshandlungen fähig als ein Mensch, der nur die Verstandeskraft oder nur die Leidenschaft einsetzt. Ausdauer, Leidenschaft, Entschlossenheit und Selbstbeherrschung sind die wirkungsvollsten Antriebskräfte für erfolgreiches Arbeiten und Leben.
Die Rolle des Unterbewusstseins
Zu den Energiegebern Ihres Willens gehört auch das Unterbewusstsein, die Werkstatt Ihrer Seele. Plötzliche Geistesblitze kommen in der Regel aus dem Unterbewusstsein, das sich noch lange nach dem bewussten Denken mit einem Problem beschäftigt. Auch viele Ihrer Handlungen, sogar die negativen, entsprechen weitgehend den in früher Kindheit entwickelten Programmen des Unterbewusstseins.
Autosuggestion
Solche Programmierungen können Sie auch noch im Erwachsenenalter – und zwar bewusst – vornehmen. Zu diesem Zweck sollten Sie es einmal mit einer dem autogenen Training entliehenen formelhaften Vorsatzbildung versuchen. So können Sie beispielsweise sagen: „Ich bin guter Laune und werde das Problem X erfolgreich lösen.“ Im entspannten Zustand abends vor dem Einschlafen und morgens in der Frühe konzentrieren Sie sich auf diese Vorsatzformel und lassen sie in Ihre tieferen Bewusstseinsschichten einsickern.
Vergleichbar mit Hypnose
Dieser Vorgang ist der Hypnose vergleichbar, in der ebenfalls Ihr Unterbewusstsein programmiert wird. So wie Hypnosebefehle später bei vollem Bewusstsein oft ausgeführt werden, so werden es auch die Vorsätze der Autosuggestion.
Ergänzende und vertiefende Informationen zum Thema Autogenes Training finden Sie im Kapitel E 2 dieses Buches.
Selbstkonditionierung
Reflexe herbeiführen
Das Selbstkonditionieren ist der vorstehend beschriebenen autogenen Suggestion vergleichbar. Unter Konditionieren versteht man in Anlehnung an den sowjetischen Forscher Pawlow das Herbeiführen von bedingungsgebundenen Reflexen.
Eine solche Konditionierung können Sie unter räumlichen und zeitlichen Aspekten selbst wahrnehmen. Wie geschieht das?
Räumliche Selbstkonditionierung
Arbeit und Erholung trennen
Nehmen wir an, Sie arbeiten von zu Hause aus. Dient der Schreibtisch auch als Pausenfläche für Frühstück und Mittagessen, für Zeitungslektüre und Briefmarkensammlung oder angenehmen Zeitvertreib, so wird sich Ihr Unterbewusstsein von vorneherein immer auf das einstellen, was am angenehmsten ist. Das erschwert die Konzentration auf die Arbeit. In diesem Fall gilt ab sofort der Grundsatz, Arbeit und Erholung streng zu trennen. Am Schreibtisch sollten Sie nur noch arbeiten, sodass Sie sich mit der Zeit sofort auf Arbeit einstellen, wenn Sie dort Platz nehmen.
Ebenso wie die Arbeit wird auch der Erholungseffekt konditioniert. Am Schreibtisch dauert das Umschalten von Arbeit auf Erholung länger als beispielsweise in der Kantine, bei deren Betreten Ihre konditionierten Reflexe sofort auf Entspannung umschalten.
Zeitliche Selbstkonditionierung
Tagesablauf regulieren
Genauso wirkt die Zeitkonditionierung. Bei einem regulierten Stunden- bzw. Tagesplan stellen sich die geplanten Aktivitäten fast automatisch ein bzw. werden zu einem Bedürfnis. Ihre innere Uhr, die Sie morgens weckt, ähnelt diesem Prinzip der Zeitkonditionierung.
Selbstbefehltechnik
Befehlen und ausführen
Die so genannte Selbstbefehltechnik entspricht dem Konditionierungsprinzip. Durch den Selbstbefehl wird das eigene Ich in zwei Persönlichkeiten aufgespalten: eine befehlende und eine ausführende.
Beim Selbstbefehl geht es darum, die geistigen Steuerungskräfte in eine von Ihnen gewünschte Richtung zu drängen. Der eindeutige Befehl soll zusammen mit einer klaren Zielvorstellung und Durchführungsfrist Ihr gesamtes Willensfeld beherrschen. So wie man Fremdbefehlen mehr oder weniger unbewusst folgt – zum Beispiel dem Arbeitsbeginn, den Arbeitspausen oder dem Licht der Verkehrsampel –, so soll der Selbstbefehl in Ihr Unterbewusstsein eindringen und bewusste Handlungen auslösen.
Selbstmotivation
Kein Handeln ohne Motiv
Die Selbstmotivation ist eine weitere Möglichkeit der Willensformung, denn Motive sind die Beweggründe Ihres Verhaltens. Ohne einen Grund erfolgt kein Handeln. Im Falle des „ich muss“ und „ich will nicht“ sind sie sogar ein innerer Konfliktfaktor. Das Arbeitsmotiv befindet sich im Widerspruch mit dem Bedürfnis nach Müßiggang oder einem alternativen Tätigkeitsmotiv.
Primäre und sekundäre Motive
Angenommen Sie tun etwas, um Ärger und Nachteile zu vermeiden, so liegt eine sekundäre Motivation vor. Sie geht oft mit Stresssituationen einher. Im Gegensatz dazu steht die primäre Motivation, bei der die Arbeit erstrebenswert ist, unter anderem deshalb, weil sie Spaß macht.
Arbeiten Sie nur zum Zwecke des Geldverdienens, so sind Sie nur sekundär motiviert. Sie erledigen nur das absolut Notwendigste, suchen gegebenenfalls Ausreden und greifen zu Täuschungsmanövern, um das „ich muss“ aufzuschieben oder zu umgehen.
Primäre