Heiße Keramik. Regina Mars. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Regina Mars
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969699294
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sank in die Sitze und schaute kurzzeitig wie ein verstockter Teenager. Dann seufzte er.

      »Hast recht, Miriam. Ja, ich weiß.« Er wandte sich zu Robin um. »Sorry. Das war meine Idee, so viel weiß ich noch.«

      »Ich hab ja mitgemacht«, murmelte Robin. »Schon gut.«

      Egal, was Vater sagte, er musste weg von hier. Von diesem blöden Keramiker. Von diesen beiden Polizisten, die ihn nackt gesehen hatten. Wahrscheinlich hatte halb Lummerdingen ihn im Vorbeifahren gesehen. Wie viel hatte die Leitplanke verdeckt? Ja, ganz definitiv musste er weg. Sofort.

      ***

      Kaum hatte er sein Hotelzimmer betreten, zerrte er schon sein Reisegepäck hervor. Gut. Duschen, umziehen, verschwinden. Seufzend warf er einen Blick auf die glatte Bettdecke. Es wäre so viel bequemer gewesen, hier zu schlafen statt in den Disteln. So viel gemütlicher. Irgendetwas nagte an seinem Unterbewusstsein, aber er kam nicht darauf.

      Erst unter der Dusche fiel es ihm wieder ein. Zumindest ein paar Bruchstücke mehr.

      Das kühle Wasser, das seine verkratzte Haut benetzte und in Sekundenschnelle reinspülte, klärte seinen Geist. Er erinnerte sich, etwas gesagt zu haben. Zu Gordan, der bis zur Hüfte im Wasser gestanden hatte.

       Kannst du nicht so tun, als wäre ich er? Ich würde es gern wissen, nur einmal. Wie es ist …

      Das Blut schoss in seine Wangen, je mehr Fetzen an die Oberfläche geschwemmt wurden.

       Wie es ist, geliebt zu werden.

      »Oh, verdammt«, stöhnte er und lehnte die Stirn gegen die Kacheln. Wasser prasselte auf seinen Rücken, aber es half nicht länger. Es schmerzte wie Nadelstiche.

      Gordan hatte ihn geküsst. Es war nur ein einziges Bild, nein, ein Gefühl, ein Sekundenbruchteil. Weiche Lippen, kaltes Wasser um seine Schenkel, harte Hände in seinen Haaren, Plätschern, Summen, Sirren und dieser Geruch … Dieser herbe Geruch, in dem er versinken wollte.

      Brennend vor Scham griff er nach dem Duschgel. Er benutzte die halbe Packung, um mit dem Lavendelgeruch die Erinnerung an diesen anderen zu überdecken. Es funktionierte nicht. Obwohl ihm immer noch übel war, wurde er hart.

      »Was für einen peinlichen Scheiß habe ich dir erzählt, Gordan?«, flüsterte er und rieb gedankenverloren seinen Schwanz ein, der gleich weiter anschwoll. Ein paar Griffe später beschloss er, dass er es jetzt auch zu Ende bringen konnte. Bilder von Dingen heraufbeschwörend, die so ähnlich gestern bestimmt geschehen waren, wichste er sich. Er sah Gordan, der ihn angrinste. Dem das kalte Wasser über das Gesicht lief. Der langsam vor ihm niederkniete, immer noch lächelnd, dessen raue Pranken an Robins Seiten herunterfuhren.

      Sein Stöhnen hallte von den Wänden der Dusche wider. Er biss sich auf die Lippen, um es zu unterdrücken. Wie viel hörte man in diesem Kasten? Dann wurde es ihm gleichgültig.

      Ich bin eh so gut wie weg, dachte er und warf den Kopf in den Nacken. Eine Hand gegen die kühlen Kacheln gelehnt, die andere hektisch reibend, stöhnte er, dass die Wände der Kabine zitterten. Die Glut in seinem Inneren wurde zu einer Feuerwalze, die durch seinen Körper rollte. Mit einem letzten Ächzer kam er. Sein Samen schoss gegen die Kacheln und lief träge daran herunter. Bebend verfolgte er den Weg mit den Augen.

      »Gut«, seufzte er. »Das wäre auch erledigt. Jetzt kann ich aufbrechen.«

      Nur, dass sein Vater gesagt hatte, er sollte bleiben. Hatte er das ernst gemeint? Robin grübelte darüber nach, während sein Samen im Abfluss versickerte, zusammen mit einem Berg Lavendelschaum.

      »Aber wenn ich nicht heimkomme, kann ich mich nicht entschuldigen. Also nicht richtig.« Wieder zögerte er. »Und hierbleiben kann ich nicht. Nicht, wenn dieser Gordan …«

      Erinnerte Gordan sich daran, was Robin ihm erzählt hatte? Was genau er im See gelabert hatte, wusste er selbst nicht so genau, aber seine Worte aus der Wachtelwirtin prangten scharf gestochen in seinem Gedächtnis. Na ja, so halb. Irgendwas darüber, dass er zu glatt und nichtssagend war, um geliebt zu werden. Dabei stimmte das gar nicht. Er sah total gut aus, jawohl! Das hatten ihm zahlreiche schöne Männer ins Ohr geflüstert. Zahlreiche Männer, deren Augen aufgeleuchtet hatten, als sie seinen Namen gehört hatten. Männer, die unweigerlich mit unschlagbaren Deals ankamen, die er seinem Vater schmackhaft machen sollte. Männer, die von einem bequemen Leben an der Seite eines reichen Erben träumten.

      Gut, es waren nicht alle so gewesen. Die anderen hatten so getan, als sei er, einmal benutzt, nichts mehr wert und hatten sich dem nächsten zugewandt. Egal, wie viel Mühe er sich gegeben hatte. Nun, irgendwann hatte er sich auch keine Mühe mehr gegeben. Irgendwann war es ihm egal gewesen und Sex war zu einem Sport geworden, den er zwar ausgiebig, aber halbherzig betrieb …

      Woher kamen diese trübseligen Gedanken?

      »Vielleicht daher, dass ich es schon wieder verbockt habe«, murmelte er. Langsam setzte er sich auf die frisch duftende Bettdecke. Wasser rann aus seinen nassen Haaren, lief den Rücken hinunter und kitzelte die Haut.

      Es würde so laufen wie immer. Er würde sich entschuldigen, eine neue Chance bekommen, sie versauen, alle würden den Kopf über ihn schütteln, er würde sich wieder entschuldigen …

      Seufzend warf er sich in die Kissen und starrte an die Decke. Ein überraschend gut gemalter Himmel mit watteweichen Wolken starrte zurück. Engelchen flatterten um den Stuck herum.

      Wenn er hierblieb, musste er Gordan unter die Augen treten. Ob er wollte oder nicht. So klein, wie die Stadt war … Er würde ihn unweigerlich wiedertreffen. Aber Robins Vater hatte befohlen, dass er bleiben sollte. Vielleicht, wenn er einmal dem Befehl folgte, dann würde der …

      »Stolz wird er nicht sein«, überlegte Robin laut. »Aber wenigstens besänftigt. Das ist wohl das Beste, was ich gerade …«

      Er zögerte. Ein Gefühl, das er lange nicht mehr gespürt hatte, entfaltete sich in seiner Brust: Trotz. Nein, er würde nicht abhauen wie ein Feigling. Nur, weil die halbe Stadt ihn nackt gesehen hatte und weil er vor Gordan einen peinlichen Seelenstriptease hingelegt hatte. Nein. Er würde auch nicht ausharren, bis ihm erlaubt wurde, mit eingekniffenem Schwanz zurückzukehren. Er würde sein Heim mit erhobenem Kopf betreten, eine Plastik in jeder Hand. Plastiken von Gordan Klingenschmied, dem geheimnisvollen Künstler. Wenn der alte Primat so stur sein konnte, seinen Ex nach zwei (!) Jahren immer noch zu lieben, dann konnte Robin stur genug sein, ihm ein paar Plastiken aus den Rippen zu leiern.

      »Ja, das kann ich«, sagte er entschlossen und stand auf. »Sofort.«

      Spätestens, nachdem er sich angezogen und gefrühstückt hatte.

      8. Neuer Vorschlag

      Gordan schwitzte. Dünne Streifen rannen über seinen bloßen Oberkörper und tropften von seiner Nase. Warum hatte er sich überhaupt gewaschen, wenn er gleich wieder klatschnass wurde? Restalkohol strömte aus seinen Poren, während er die Waschbärschüsseln in den Ofen schob. Morgen würden die Spitzmäuse soweit sein. Bei den Temperaturen trocknete der Ton schnell durch.

      Trübselig sah er in die flimmernde Hitze, in der die Tassen standen, aufgereiht wie Soldaten. Immerhin funktionierte der Ofen, ein Beweis, dass sie ihm noch nicht den Strom abgedreht hatten. Würden sie aber bald tun, wenn er nicht schleunigst zu Geld kam.

      Der letzte Waschbär landete neben seinen Brüdern. Noch weiß und unbemalt. Nach dem ersten Brand würde er die Glasur auftragen und die Kleinen in augenberingte Tierchen verwandeln …

      »Gordan!«

      Er fuhr herum. Der Schnösel stand hinter ihm, ebenfalls augenberingt. Er sah so verkatert aus, wie Gordan sich fühlte.

      »Mann, was schleichst du dich so an?«, brüllte Gordan. »Ich hantiere hier mit über tausend Grad!«

      Unbeeindruckt schob Robin sich näher. Neugierig beäugte er die Waschbären. Gordan schlug die Tür des Ofens zu. Ein Schwall heiße Luft fegte über sie hinweg